Entlarvung mit Grammelknödeln
Uraufführung von Ulrike Haidachers „Party“vollzieht sarkastische Abrechnung.
Er will ein Erdbeereis, sie verkauft es. Er gibt eine Kochparty im Keller, sie landet dort unverhofft – und trachtet alsbald danach, dieses Szenario zwischen Jägermeister, Prosecco und Grammelknödeln wieder verlassen zu können. Doch langsam, nichts überstürzen, diese Party verdient eine nähere Betrachtung. Für den Gastgeber ist das Erdbeermädchen der fesche Aufputz und auf seiner Kulinarikfeier das Salz in der Suppe, in dessen Oberfläche sich der affektierte Regisseur nur zu gern spiegelt. Dessen Wiener Slang geht Darstellerin Marlene Hauser zwar mitunter verschütt, womöglich ist das aber nur konsequent: Denn was ist schon echt an diesem Archetypen des Mansplainers, der freilich auch den Feminismus in seinem Portfolio hat. Zur Seite stehen ihm Gäste mit Hipster-Mentalität, die ihren Rassismus hinter behaupteter Weltoffenheit verstecken, wenn sie nicht gerade mit moderner Tracht zu Friede und Freude beitragen wollen. Pseudofeminismus, Pseudoliberalismus, Pseudogutmenschen. Sie alle haben Platz im Panorama des auf dem Roman der Grazerin Ulrike Haidacher basierenden Stücks.
Marlene Hauser wandelt in ihrem Monolog zwischen den Zuschauern umher, schlüpft in Figuren und schüttelt sie, mitunter angewidert, wieder ab. Die Kraft, die von der Oberösterreicherin ausgeht, ist beachtlich und lässt übersehen, dass die Spannung der Inszenierung nicht über die gesamten 80 Minuten hält. Viel mehr bleibt die Ausdruckskraft in Erinnerung, mit der Hauser diese Suada (entsprechend der Untertitel: „Die Einkreisung“) meistert. „Die Party“ist eine Entlarvung, energisch und kurzweilig, mit demontierender Treffsicherheit ausgestattet. Vom Land Steiermark erhielt Haidacher dafür vor zwei Jahren den Peter-Rosegger-Literaturpreis, am Schauraum beweist Regisseur Lukas Michelitsch, dass sich dahinter bester Bühnenstoff verbirgt.
Daniel Hadler, Die Party – Eine Einkreisung. Schauspielhaus Graz. Schauraum. 25., 30. Jänner, 2., 16. Februar, 20 Uhr. Karten: 0316 80 00. schauspielhaus-graz.at