Kleine Zeitung Steiermark

Sarrazin doppelte fast perfekt nach

Cyprien Sarrazin,„König von Kitzbühel“: Sieg auch in der zweiten Abfahrt, nachdem er zuvor schon schlaflos am Jubel getüftelt hatte.

- Von Michael Schuen

Kaum abgeschwun­gen, schnallte sich Cyprien Sarrazin die Ski ab und sprang auf den Luftzaun, der den Zielraum begrenzt. Er riss die Arme in die Höhe, jubelte mit dem Publikum, animierte auch das Publikum. „Alles musste raus“, sagte der 29-Jährige. Die Freude, die Erleichter­ung, die sich schon da in Gewissheit verwandelt­e. Denn Sarrazin wusste, dass seine Zeit, die 1:52,96 Minuten, nicht mehr zu schlagen sein würde. Er wusste, dass er soeben eine „fast perfekte

Fahrt“in den Schnee von Kitzbühel gezaubert hatte. Nur fast? „Die perfekte Fahrt, die gibt es nicht“, sagte der Franzose selbst dazu.

Es war für ihn zumindest das perfekte Ende, ganz wie geplant. „Es war wieder so, wie vor der ersten Abfahrt. Ich konnte lange nicht einschlafe­n, dann kam wie von allein der Gedanke, wie ich diesmal jubeln würde, wenn ich vorne wäre“, sagte der Mann aus Hautes-Alpes. Marco Odematt und sein Slide auf der Bande in Adelboden sei Inspiratio­n gewesen, aber genau so wollte er es nicht. „So zwischen zwei und vier Uhr ist dann in mir gereift, dass ich genau so jubeln will“, erklärte er.

Für Sarrazin war es selbst „vielleicht der Lauf meines Lebens“. Für viele andere war es die beste Fahrt seit Jahrzehnte­n, im Ziel von Kitzbühel war man sich einig, dass es nur die Fahrt von Stephan Eberharter 2004 gab, die ähnlich makellos war. „Das“, sagte Sarrazin, „ist das größte Kompliment, das man mir machen kann. Ich bin ja irgendwie auch ein Künstler, ich liebe es, Kurven in den Schnee zu schneiden, zu carven.“

Das tat er, die Konkurrenz zog den Hut. „Er hat jeden Schwung ganz fein gezogen, immer am Li

mit, aber nie drüber. So kannst du es nur machen, wenn du schon ein paar Siege und das nötige Vertrauen hast“, meinte etwa Daniel Hemtsberge­r, der die Fahrt im Ziel verfolgte.

Sarrarzin meinte: „Ich kann das alles trotzdem nicht glauben, es ist einfach nur wirklich verrückt. Wieder so ein Lauf. Ich bin mit ganzem Herzen Ski gefahren, so wie am Freitag. Aber es war noch besser, fühlte sich so leicht an.“In Frankreich meinte man schon nach Wengen, dass er „auf dem Wasser gehe“. Sarrazin lacht ob des Vergleiche­s einmal mehr auf: „Ich gehe nicht auf dem Wasser, ich fahre nur auf zwei Brettern auf gefrorenem Wasser, auf Schnee“, sagte er und deponierte einen Wunsch: „Ich bin auf die Bande gehüpft und habe vor dem Terminator gejubelt. Ich will unbedingt ein Foto mit ihm!“Das sollte machbar sein, bevor es traditione­ll ins „Londoner‘s“zum Feiern ging.

P.S.: Das Hotelbett des Franzosen ging bei der Teamfeier schon am Nachmittag zu Bruch . . .

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APA/EXPA Cyprien Sarrazin sprint über den Hausberg und in neue Sphären
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GEPA Cyprien Sarrazin nach der Traumfahrt beim „erträumten“Jubel
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