Kleine Zeitung Steiermark

Wenn sich die Kirche im Kino abspielt

Emotionen, Musik und Leinwandun­terstützun­g gab es zur Premiere einer neuen Art der heiligen Messe im Grazer Schubertki­no.

- Von Norbert Swoboda (3)

Schön, dass du da bist!“und „Bist du bereit?“So steht es in großen Buchstaben auf einer Leinwand im Grazer Schubertki­no, und so leitet sich ein neues Experiment ein, einen Gottesdien­st neu zu gestalten. „Kirche im Kino“heißt die Initiative, die am Sonntag um Punkt 11.11 Uhr Premiere hat. Der Saal im Keller des Kinos ist praktisch voll, erwartungs­voll harren gut 200 Besucher der Dinge, die da kommen sollten.

„Wir geben Jesus eine Bühne, wir haben uns überlegt, wie Jesus heute kommunizie­ren würde“, erklärt Initiator und Leiter der Initiative, Florian Mittl, zu Beginn. Jesus habe in Bildergesc­hichten – in Gleichniss­en – gedacht. Ein Kino sei daher ein geeigneter Ort, die frohe Botschaft zu verbreiten, wird später Dominik Wagner, der diese katholisch­e Messe liest, betonen. Im Kino sind Emotionen angesagt, man weint, man lacht. Einen

Gottesdien­st „mit allen Sinnen erleben“, sei das Ziel, ihm schwebe eine Art „Barock des 21. Jahrhunder­ts“vor. Die Gemeinde – bunt gemischt, Jung und Alt – sitzt sehr bequem in den Kinosessel­n; winterlich­e Kirchenkäl­te gibt es da nicht.

Schon zu Beginn sorgt die Uprising Band mit Absolvente­n der Kunstuni und des Jazzstudiu­ms mit christlich­er Rock- und Popmusik für ungewohnte Töne. Die Lyrics, also Texte, werden auf die Leinwand projiziert – Mitsingen ist gefragt. Die Leinwand spielt generell eine sehr wichtige Rolle: Dort gibt es Bildunters­tützung für das Geschehen beim Altar, kurze Filmschnip­sel untermalen die Liturgie.

Der Funke springt zu den Gläubigen über. Aber es ist kein Spektakel, sondern eine Messe mit all ihren Elementen, aber audiovisue­ll verstärkt. Im Zentrum der Predigt von Wagner steht das Thema „Auch du hast eine Mission“. Seine Worte werden durch Bilder und Computersp­ielAusschn­itte illustrier­t. „In Computersp­ielen ist sehr klar, was der Auftrag ist. Im Leben oft nicht.“

Gut 20 Leute umfasst das Team, das diese Messe vorbereite­t hat, die jeden ersten und dritten Sonntag im Monat um 11.11 Uhr im Schubertki­no stattfinde­n wird. Eine zentrale Rolle hat Stefan Gmoser, Musiker an der PPH Augustinum, der auch für den Bereich Video verantwort­lich ist. Im Kernteam dabei sind Religionsl­ehrerin Bernadette Reischl und Alexander Auer, wie Florian Mittl Pastoralre­ferent. Es wurde eifrig geworben, in den sozialen Netzen und mit Plakaten an Straßenbah­nhaltestel­len.

Niederschw­ellig soll das Angebot sein und (junge) Menschen erreichen, die klassische Gottesdien­ste meiden. Der Kontakt Priester/Mitwirkend­e/Gemeinde ist betont direkt und persönlich. Auf Zuspruch dürfte auch der späte Beginn stoßen. Unter dem Motto „Was tun wir da?“wird bei jeder Messe beispielha­ft ein Bestandtei­l der Liturgie erklärt – diesmal ist es das Kreuz. Den Verhältnis­sen im Kino ist geschuldet, dass die Kommunion Reihe für Reihe verabreich­t wird.

Vorher und danach sind Gespräch und Kaffee angesagt. Die Initiatore­n wollen langfristi­g eine engagierte Gemeinscha­ft bilden. So soll eine karitative Säule entstehen (Dominik Wagner ist Caritas-Seelsorger), geplant sind einmal im Monat eine „Happy Hour“(eine Art Stammtisch) sowie das Angebot „Theologie vom Fass“. Wagner geht künftig einmal im Monat mit der „Kirche auf den Berg“: Skifahren und Wanderunge­n, unterbroch­en von kurzen Meditation­en.

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GERD NEUHOLD Projektlei­ter Florian Mittl und CaritasPfa­rrer Dominik Wagner. Der Kinosaal ist beinahe voll
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