Wenn Gruppen „optimiert“werden müssen
Warum werden Kindergartengruppen zu Krippengruppen? Und wieso drohen weniger Plätze? Maßnahmen und Förderungen verwirren.
Die Gruppengröße in steirischen Kindergärten wird reduziert. Was Bildungslandesrat Werner Amon (ÖVP) im Sommer 2022 unter anderen als Maßnahme gegen die Kindergartenmisere angekündigt hat, ist seit 2023 in der Umsetzung: pro Jahr soll die Größe auf schlussendlich 20 (statt 25) Kinder reduziert werden. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass es mehr Kindergartengruppen braucht. Schon diesen Herbst sind es nur mehr 23 Kinder pro Gruppe.
Besonders der Landeshauptstadt macht dies zu schaffen. Denn obwohl die Maßnahme laut dem Grazer Bildungsstadtrat Kurt Hohensinner (ÖVP) „pädagogisch total sinnvoll ist“, gibt es 280 Kindergartenplätze weniger ab Herbst. Man befürchtet einen Abfall des Versorgungsgrades auf unter 90 Prozent (derzeit sind es 93 Prozent, vergangenes Betreuungsjahr waren es noch 97 Prozent; für Krippen sind es aktuell 37 Prozent). Das bittere Erwachen könnte viele Eltern im
Frühjahr treffen, wenn nicht nur Zu-, sondern Absagen eintrudeln.
„Wir bräuchten dringend das Budget, um Plätze auszubauen“, sagt Hohensinner. Das Geld wäre eigentlich bereits nötig gewesen, um auf Liegenschaftssuche zu gehen, denn die Vormerkung für Grazer Kindergärten und Kinderkrippen hat bereits am 15. Jänner begonnen. Und damit nicht genug, sorgten ein paar Meldungen letzte Woche für Verwirrung bei Eltern und Personal, wir berichteten.
Denn mehrere Einrichtungen des privaten Trägers Wiki müssen Gruppen, nein nicht schließen, sondern umwandeln. Das heißt: Aus einer Krippengruppe und einer Kindergartengruppe an einem Standort werden zwei Kindergartengruppen am Standort. Oder zwei Krippengruppen.
Neben den bereits berichteten Standorten Heinrichstraße und Algersdorferstraße wird auch an den Standorten Kaiser-JosefPlatz und Schlögelgasse umgebaut. Doch wieso? Und was bedeutet das für Eltern von größeren Kleinkindern, wenn eine Kindergartengruppe einer Krippengruppe zum Opfer fällt? Von Wiki heißt es, dass allen Eltern Plätze in anderen Einrichtungen zugesichert werden. „Wir werden uns gemeinsam mit Abi (Abteilung für Bildung und Integration) um Lösungen bemühen“, sagt Wiki-Geschäftsführer Christian Leitner.
Kurt Hohensinner Bildungsstadtrat Graz
Das grundsätzliche Problem hängt mit dem Fördersystem zusammen. „Eingruppige Standorte sind schwerer zu fördern“, meint Leitner. Daher würde man derzeit „optimieren“. Leitner verstehe, wenn Eltern oder Mitarbeiter,
die nun den Standort wechseln müssen, besorgt sind. „Mir ist auch klar, dass man ein Kind, das schon in einer Krippe war, dort gern weiter in den Kindergarten geben möchte, aber wir müssen kostendeckend arbeiten.“Das Fördermodell stellt übrigens alle Träger vor die gleichen Herausforderungen. Barbara Gartner-Hofbauer von „Rettet das Kind Steiermark“meint, man könne glücklicherweise alle Standorte beibehalten.
Im Speziellen geht es um die Betriebsförderung, die von der Stadt gezahlt wird (während bei der Personalförderung das Land ins Spiel kommt). Wiki-Geschäftsführer Leitner will das Modell neu verhandeln. Im Büro Hohensinner entgegnet man, dass dies nicht die Lösung ist. Denn während in Gemeinden die Echtkosten für eine Kinderbetreuungseinrichtung verrechnet werden (genaue Miete, Reinigungskosten, Personal, Ausstattung), geht das in Graz mit allein 280 Kindergarten- und 200 Krippengruppen nicht. Deswegen gilt ein Normkostenmodell mit Mittelwerten. Diese sperrige Formu
Wir brauchen Geld für den Ausbau, sonst sinkt der Versorgungsgrad bei Kindergärten unter 90 Prozent.