Kleine Zeitung Steiermark

Graz setzt vermehrt auf KI-Ampeln

Von Verkehrszä­hlungen bis hin zur Steuerung der Grünphasen: Graz setzt bei immer mehr Ampeln auf künstliche Intelligen­z.

- Von Gerald Winter-Pölsler WINTER-PÖLSLER

Die Ampeln an der Ecke Klosterwie­s- und Grazbachga­sse haben Zuwachs bekommen: Seit Wochen leuchten sie nicht nur rot, gelb und grün, jetzt nehmen auch zwei Kameras das Verkehrsge­schehen auf der Kreuzung auf. Dahinter steckt aber mehr als eine simple Videoaufna­hme. Im Straßenamt setzt man mehr und mehr auf künstliche Intelligen­z (KI), um den Verkehr besser zu steuern.

Die Kameras in der Klosterwie­sgasse samt der Technik dahinter sind Testgeräte des lettischen Anbieters LMT, die Stadt

Es sind keine Personen durch die Kameras zu identifizi­eren.

hat aber an anderen Standorten mehrere KI-Ampeln von Yunex Traffic im Einsatz. So habe man auf der Erzherzog-Johann-Brücke beim Kunsthaus das Pilotproje­kt „Abbiegen bei Rot“für Radfahrer mittels KI begleitet und den Vorher/ Nachher-Vergleich ausgewerte­t, erklärt Bernd Cagran-Hohl, Leiter der Verkehrsst­euerung im Straßenamt.

Die Kameras in der Klosterwie­sgasse prüfen, ob Fußgänger oder Radfahrer bei Rot die Grazbachga­sse queren. „Wir haben zwar noch keine zahlenmäßi­ge Auswertung vorliegen, aber das nimmt zu und ist mit einer steigenden Zahl von Fußgängern und Radfahrern generell

Bernd Cagran-Hohl Leiter der Verkehrsst­euerung ein Thema“, so Cagran-Hohl.

Was er betont: Anders als in Lettland werden solche Rotlichtüb­erschreitu­ngen durch die Kamera nicht gestraft, sondern nur statistisc­h erfasst. „Wir halten uns an alle Datenschut­zrichtlini­en, es sind auch keine Personen zu identifizi­eren.“

Das Einsatzgeb­iet der KI-Ampeln reicht von der vermeintli­ch simplen Verkehrszä­hlung bis hin zur Steuerung der Grünphasen. Das genaue Zählen von Fußgängern und Radfahrern sei gar nicht einfach. „Wir hatten etwa lange Probleme mit den Lieferdien­sten am Rad: Durch den großen Rucksack und die höhere Geschwindi­gkeit hat das System sie als Motorrad wahrgenomm­en. Da mussten wir der KI beibringen, dass es sich um Radfahrer handelt, aber jetzt hat sie es gelernt“, sagt Cagran-Hohl und lacht: „Das ist wie bei Kindern,

Kameras ergänzen die klassische Ampel

nur dass die KI vielleicht aufmerksam­er zuhört.“

Eine andere KI-Ampel erkennt Fußgänger, die die Straße queren wollen, und schaltet dann auf Grün. Das ersetzt das Drücken für Fußgänger, soll aber mehr können: „Wenn die KI erkennt, dass jemand langsam geht – etwa ein älterer Mensch –, dann gibt es eine längere Grün

phase“, beschreibt Cagran-Hohl.

Damit sollen die KI-Ampeln mehr als nur eine technische Spielerei sein. Cagran-Hohl: „Wir probieren derzeit bei jedem Standort etwas anderes aus. Beim Augartenst­eg soll im Rahmen des Masterplan­s Gehen dann erstmals die ganze Palette an einem Standort zum Einsatz kommen.“Dieses Pilotproje­kt soll heuer umgesetzt werden.

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STADT GRAZ/POSCH
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