Finanzturbo sorgt für Sprung in neue Märkte
Probiotische Hautcreme gegen Neurodermitis: Das Grazer Start-up Lanbiotic zieht begehrte Förderung an Land und forciert die Expansion.
s ist ein Finanzierungsturbo, den alljährlich nur wenige heimische Jungunternehmen bekommen. Das Grazer Start-up Lanbiotic, gegründet von Katrin Susanna Wallner und Patrick Hart, zählt jetzt zu ihnen und bekam von der staatlichen Förderbank aws eine 400.000 Euro hohe Förderung aus dem Programm „Seedfinancing – Innovative Solutions“zugesprochen. Voraussetzung für die begehrte Förderung ist, dass die aws einen „positiven gesellschaftlichen Mehrwert“ortet sowie „hohe Marktchancen im Rahmen von skalierbaren Geschäftsmodellen“sieht.
Was Lanbiotic in petto hat, um die Anforderungen zu erfüllen? Nun, das Jungunternehmen hat sich auf die probiotische Hautpflege spezialisiert. Mit speziellem Fokus auf von Neurodermitis geplagte Haut. „Wir wollen schlechte Bakterien durch gute ersetzen“, formuliert Wallner das zentrale Unternehmensziel. Dafür isolierte die ausgebildete Zahnärztin im Labor selbst einen Bakterienstamm aus steirischer Rohmilch. Diesen meldete Lanbiotic zum Patent an.
Es folgten Tests und schließlich die „Formulierung für eine probiotische Creme“. Die mittlerweile dank Partnerapotheken und Online-Direktvertrieb einen guten Marktstart hinlegte. Mit den aws-Mitteln soll die Markteinführung jetzt ausgebaut, das Portfolio diversifiziert und die geografische Reichweite erweitert werden. So steht eine Expansion nach Deutschland und in die Schweiz auf dem Programm. Außerdem bietet Lanbiotic zusätzlich zur Creme seit Kurzem auch einen probiotischen Badezusatz an. „Für alle, die unter rauer oder trockener Haut leiden“, sagt Katrin Susanna Wallner.
In der Konkurrenz zu Medizinprodukten sieht sich Lanbiotic nicht. „Wir wollen nicht, dass Medikamente abgesetzt werden“, erzählt die Medizinerin Wallner. Viel mehr gehe es dem Start-up darum, komplementäre Methoden anzubieten. Gründerin Wallner: „Wichtig für uns ist, dass das Hautmikrobiom einfach nicht länger vernachlässigt wird“. Den Fokus in der Entwicklung legt Lanbiotic auf die Messung von Hautfeuchtigkeit, pH-Wert der Haut und den sogenannten TEWL. Bei Letzterem wird die Hautbarrierefunktion über die Diffusionsrate von Wasser gemessen.
Auch für die medizinische Behandlung von Neurodermitis stehen heute Alternativen zu einer nebenwirkungsreichen Cortison-Therapie bereit, wie ein Dermatologe betont, der auf „Immunmodulatoren“verweist. So sei das Biologicum Dupilumab seit August 2019 ab dem 12. Lebensjahr zugelassen. Seit Oktober 2020 habe auch der Januskinase-Hemmer Baricitinib die Zulassung für Neurodermitis.