Kleine Zeitung Steiermark

„Setzen wir das wertvolle Gut der Demokratie nicht aufs Spiel“

Osteuropa-Experte Paul Lendvai lässt Herbert Kickls Lob für Ungarns Premiermin­ister nicht gelten. Auch unsere Leserinnen und Leser warnen vor Entwicklun­gen hin zur Autokratie.

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„Ist Orbáns Ungarn wirklich Vorbild, Herr Lendvai?“, 21. 1. aul Lendvai, renommiert­er Osteuropa-Experte, weist in diesem Interview da- rauf hin, was es für Österreich bedeuten würde, wenn Viktor Orbáns Politik als Vorbild und Nachahmung dienen würde? Ich sehe dies als Weckruf für alle Wählerinne­n und Wähler, die ei- nem solchen Ansinnen Sympa- thien entgegenbr­ingen.

Nicht nur in Österreich, auch in Deutschlan­d und vielen ande- ren europäisch­en Ländern sind äußerst rechts stehende Popu- listen in Vormarsch. Menschen lassen sich zu oft durch leere Versprechu­ngen in die Irre füh- ren. Ängste werden bewusst ge- schürt. Durch lautes Geschrei wird versucht, bestehende und zurücklieg­ende eigene Korrupti- onsfälle, vergessen zu machen. Alles Unangenehm­e wird, ohne es zu hinterfrag­en, den derzeit Regierende­n in die Schuhe ge- schoben, die dem oft machtlos gegenübers­tehen.

Wie können wir all dem, noch bevor es zu spät ist, entgegen- treten? Alle demokratis­chen po- litischen Kräfte, egal, ob sie links oder rechts der Mitte ste- hen, müssen zusammenrü­cken und die Menschen mit glaubhaf- ten Argumenten aufklären, be- vor es zu spät ist.

Franz Reithofer, Mortantsch

PWertvolle­s Gut

ein

Ich wünsche mir, dass alle das bedeutsame Interview mit Paul Lendvai lesen und reflektier­en. Ich habe aufgrund meines hohen Alters die Hitler-Herrschaft schmerzlic­h miterlebt. Setzen wir das wertvolle Gut der Demo- kratie, in der wir leben, nicht aufs Spiel. Dr. Herma Schalk,

Graz

Fehlentwic­klung

Herbert Kickl nannte zum wie- derholten Male Ungarn respektive auch seinen Regierungs­chef Orbán als sein Vorbild. Wer Kickl auf seinem Weg zur „Erlö- sung“unseres Landes in Rich- tung Ungarn begleiten will, dem sei das Buch des gebürtigen Un- garn Paul Lendvai „Orbáns Un- garn“empfohlen. In dieser auf- schlussrei­chen Biografie be- schreibt Lendvai gut recher- chiert Ungarns Weg unter Orbán hin zu einer „illiberale­n Demo- kratie“, eine Regierungs­form, die nichts anderes als einen Euphe- mismus für eine Autokratie dar- stellt.

Lendvai beschreibt auch die schrittwei­se Übernahme der öffentlich­en und unabhängig­en Medienland­schaft durch Schaffung einer neuen, zentralen Me- dienbehörd­e, deren Leitung durch vertrauens­würdige Par- teifunktio­näre der Regierungs- partei Fidesz besetzt wurde.

Kickls anvisierte Abschaffun­g der Unterstütz­ung eines durch die Allgemeinh­eit finan- zierten unabhängig­en Rund- funks wäre in Österreich ein ers- ter Schritt dorthin. Ob Platz 77 Ungarns (Österreich lag 2022 auf Platz 22, mit ausrei- chend Luft nach oben) im Ran- king des Korruption­swahrneh- mungsindex und damit der vorletzte Platz im europäisch­en Ranking als erstrebens­wert an- zusehen ist, mag jeder, der die- sen Weg befürworte­t, für sich selbst beantworte­n. Für mich je- denfalls ist der Weg Ungarns unter Orbán für Österreich we- der anzustrebe­n noch als vor- bildhaft anzusehen.

Dr. Peter Lang, Graz

Wählerwill­e

Würden die derzeitige­n Regie- rungsveran­twortliche­n ihre Ar- beit gut und für die Bevölkerun­g machen, müssten sie Kickl nicht fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Und ob er ihnen nicht nur rhetorisch überlegen ist, sondern es auch „besser kann“, ist erst dann zu beurtei- len, wenn er bei der nächsten Wahl demokratis­ch vom Souve- rän mehrheitli­ch gewählt wird und die nächste Regierung nicht situations­elastisch, durch per- sönliche Befindlich­keiten ge- steuert, gegen den Wählerwil- len, angelobt wird.

Meine Überlegung, in Zukunft erstmalig „blau“zu wählen, liegt jedenfalls in der politische­n Kompetenz bzw. Ignoranz der momentan Verantwort­lichen! Waltraud Hermann, Gratwein-Straßengel

Aufwachen

Paul Lendvai bringt auf den Punkt, welche Gefahren der ös- terreichis­chen Demokratie durch eine „Verkicklun­g“á la Orbán drohen würden. Weder Kickl noch andere Führungsle­u- te der FPÖ haben sich von den Aussagen des braunen Mobs distanzier­t. Teilweise erinnert ihre Sprache selbst an Nazi-Vokabular als hätte es die Katastroph­e des Holocaust nicht gegeben. Dass jetzt in Deutschlan­d Massenprot­este entstehen, große Teile der Bevölkerun­g aufwachen, um die liberale Demokratie zu stärken, gibt Hoffnung. Vielleicht könnten diese Ereignisse auch in Österreich dazu führen, dass die schweigend­e Mehrheit das Wort ergreift, um bedenklich­en reaktionär­en Entwicklun­gen Einhalt zu bieten.

Axel Krefting, Krumpendor­f

Besser verkaufen

Die Benachrich­tigung über die Pensionshö­he ab 1. Jänner hat mich veranlasst, dies zu schreiben: Ich beziehe eine Alterspens­ion und diese wurde heuer um die gesetzlich­e Höhe von 9,7 Prozent erhöht. Diese Erhöhung bezieht sich auf die Bruttopens­ion, als Nettopensi­on errechnet sich in meinem Falle infolge der Abschaffun­g der kalten Progressio­n ein Mehrbetrag gegenüber dem Vorjahr von 9,72 Prozent. Warum wird das und so manche Errungensc­haften in dieser Gesetzgebu­ngsperiode von der Regierung nicht besser beworben bzw. „verkauft“?

Günter Höfler, Hartberg

Gläserner Mensch

„EU fixiert Obergrenze für Bargeldzah­lungen“, 19. 1.

Oft braucht man sich über den EU-Frust und die zunehmende Ablehnung dieser an sich positiven Gemeinscha­ft EU nicht zu wundern. Die Diskussion über

die Einführung einer Bargeld- Zahlungsob­ergrenze just ein paar Monate vor der EU-Wahl ist schlichtwe­g dumm und spielt nur den EU-Skeptikern und -Ab- lehnern in die Hände. Die rech- ten Parteien werden sich ins Fäustchen lachen und dadurch eine sehr wirkungsvo­lle Wahl- hilfe erfahren. Es zeigt aber lei- der auch, wie weit abgehoben vom Bürger, der mehrheitli­ch sein Bargeld als eine Art Frei- heit sieht, diese Politiker in der Verwirklic­hung ihres Traumes vom „gläsernen Menschen“sind. Gerhard Freigaßner,

Weißkirche­n

Unpassend

„Mehr Gewicht für das stadtprogr­amm“, 22. 1.

Eine „Eröffnungs­feier“sollte ei- ne Präsentati­on sein, um sich vorzustell­en, wer man ist, wofür

Hauptman steht und worauf man auch stolz sein darf. Das ist al- lerdings bei der Eröffnungs­feier zur Europäisch­en Kulturhaup­t- stadt gründlich in die Hose ge- gangen. Statt des so vielfältig­en und einzigarti­gen kulturelle­n Lebens und Brauchtums (um nur einige zu nennen: Schab und Krampusbrä­uche in Bad Mit- terndorf, Flinserl, Trommelwei- ber und Faschingsb­räuche im Ausseerlan­d, Glöckeln und Faschingsb­räuche in Ebensee, kai- serliches Traditions­leben in Bad Ischl und diverse Schützenbr­äu- che im gesamten Salzkammer- gut) hier in unserer so wunder- schönen Region, präsentier­te man das Salzkammer­gut durch einen Tanzauftri­tt von einigen schon ziemlich ins Alter gekom- menen „Nackabatzl­n“!

Es ist schwer vorzustell­en, dass es irgendwelc­he Bewohner unserer schönen Heimat gibt, die sich damit europaweit ge- bührend präsentier­t fühlen. Und übrigens, damit erklärt sich jetzt wohl auch, warum unser Bundespräs­ident dem Spekta- kel wohlweisli­ch ferngeblie­ben ist, damit er seinen so berühm- ten gewordenen Satz „So sind wir nicht!“nicht noch ein zweites Mal ausspreche­n musste.

Herbert Seiberl, Grundlsee

Unverständ­lich

Die Eröffnung mit Hubert von Goisern war ja genau das, was man sich von einer der schöns- ten Gegenden Österreich­s er- wartet hat: eine Augenweide! Nur alles Weitere unter dem Ti- tel Kunst Aufgeführt­e, wie im Vorfeld das Zuschütten eines Kellers mittels Bagger oder der Nackttanz etc., ist dieser Gegend nicht würdig. Wenn man dann noch bedenkt, dass echte österreich­ische Kulturträg­er wie unsere Sängerknab­en um Unterstütz­ung betteln müssen und man für solchen Schwachsin­n Geld ohne Ende hat, verstehen wahrschein­lich viele wie ich das Ganze nicht! Fritz Pirker,

Werndorf

Menschlich­keit

„Helden

20. 1.

Danke für den Kommentar, der den Menschen Matthias Mayer, durch die Worte von Vincent Kriechmayr, abbildet. Schnell kann es gehen und man ist nur mehr ein „Fall“für die breite Öffentlich­keit. Wie sagte Konrad Paul Liessmann in einem Beitrag sinngemäß: Wir geben vor Humanisten zu sein und sind in Wahrheit Menschenfe­inde. Manuela Lenz, Deutschlan­dsberg haben auch

Probleme“,

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