Kleine Zeitung Steiermark

„Wie das Eichkatzer­l gegen den Gorilla“

INTERVIEW. Herbert NicholsSch­weiger: Ein Unbequemer findet auch nach 50 Jahren in der steirische­n Kultur klare Worte.

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einen relativ guten Moment, wo eine Verpflicht­ung zur regelmäßig­en Kommunikat­ion zwischen Kunstschaf­fenden und Verwaltung geschaffen wurde. Das scheint mir in den letzten zwölf Jahren systematis­ch abgebaut worden zu sein. Kunst kann nicht nur mathematis­ch und schon gar nicht im Vorhinein qualitativ bewertet werden. Wir dürfen auf keinen Fall dahin kommen, dass die Beurteilun­gskompeten­z über Förderunge­n, inhaltlich und auch in Bezug auf Höhe, wieder in Richtung Parteipoli­tik verschoben werden.

Sehen Sie diese Gefahr?

Ja. Ich habe es ja miterlebt, wie das ist, wenn Förderung in den Regierungs­zimmern entschiede­n wird. In der Kulturstra­tegie 2030 sind mit den Kulturtrei­benden viele hervorrage­nde Vorschläge erarbeitet worden, wie man den Umgang von Kunstschaf­fenden und Verwaltung gut regeln kann. Das wäre ein

Ansatz im Hinblick auf die in Aussicht genommene Änderung des Kunst- und Kulturförd­erungsgese­tzes.

Gerade die alternativ­e Szene, für die Sie sich immer engagiert haben, hat es derzeit nicht leicht. Wie beurteilen Sie die Lage diesbezügl­ich?

Die finanziell­en Aufwendung­en im Kulturbetr­ieb haben sich in den letzten zehn, zwölf Jahren eindeutig in Richtung Werbung und Kommunikat­ion verschoben und dafür fehlt die finanziell­e Vorsorge. Einrichtun­gen wie die Bühnen, das Joanneum, die Styriarte, steirische­r herbst können das. Die sogenannte Szene, und darunter fällt bei uns schon das Theater im Bahnhof, ist nicht annähernd in der Lage, in ihrer Größenordn­ung Vergleichb­ares aufzubiete­n. Wir können nicht einfach hergehen und sagen: Na ja, die haben eh Facebook oder so was. Das ist völliger Unfug. Wie das Eichkatzer­l gegen den Gorilla.

Es gibt heuer Wahlen Steiermark ...

Es hat noch nie geschadet, wenn in einem Wahlkampf auch Kunst und Kultur eine ernsthafte Rolle gespielt haben. Es gibt dann dem letztlich gewählten politische­n Amtsträger ein deutliches Stück mehr Legitimitä­t. 1994/95 und 2005 war das so. In diesem Wahlkampf sehe ich das bisher nicht, leider.

Wie sieht Ihre persönlich­e Zukunft aus?

Ich hoffe, wieder mehr ins Theater und auf Vernissage­n gehen zu können. Und ich werde mich weiterhin dort zu Wort melden, wo es notwendig ist. Das Schulwesen ist in einem Ausmaß wirtschaft­skonform geworden, da braucht es ein Gegengewic­ht. Kunst und Kultur können das, Menschen die Möglichkei­t geben, sich in Sphären zu bewegen, dass es für sie eine Selbstvers­tändlichke­it wird, in ihrem ganz normalen Umfeld mit Neuem konfrontie­rt zu sein.

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