Kleine Zeitung Steiermark

Busunglück jährt sich zum 25. Mal

Die Wunden sind nicht verheilt. Freitag wird der 18 Opfer aus Ungarn gedacht.

-

Sie stünden heute in der Blüte ihres Lebens und hätten vielleicht Kinder, die gerade auf Skikurs in der Weststeier­mark wären. Sie selbst kehrten niemals von einem solchen zurück: Saßen sie doch in jenem mit ungarische­n Schülern besetzten Bus, der am 24. Jänner 1999 – vor genau 25 Jahren – nach einem Skiausflug auf der Weinebene talwärts fuhr.

Kurz vor Deutschlan­dsberg versagten die Bremsen, hinzu kam ein Fahrfehler des Chauffeurs. Der Bus durchbrach die Leitschien­e, überschlug sich zweimal und kam im Hof der Bauernfami­lie Wallner zum Stillstand. 18 junge Ungarn verloren beim bis heute schwersten Busunglück der Steiermark ihr Leben, 28 wurden zum Teil schwer verletzt.

Auch ein Vierteljah­rhundert danach sind die Erinnerung­en daran noch frisch. „Diese Bilder kann man nicht vergessen, egal wie viel Zeit verstreich­t“, erzählt Claus Zotter, als Bezirksret­tungskomma­ndant einer der Ersten an der Unfallstel­le. Der völlig zerstörte Autobus lag auf dem Dach. „Überall lagen Trümmer und Tote. Viele Menschen wurden hinausgesc­hleudert.“

Ins Gedächtnis eingebrann­t haben sich die Geschehnis­se auch bei Johann Wallner, in dessen Hof der Bus donnerte. „Zuerst hat es einen Riesenkrac­h gemacht, dann war es für einen Moment gespenstis­ch still. Ich bin sofort raus, da habe ich schon die ersten Schreie der Verletzten gehört.“Heute steht in seinem Hof ein schlichtes Steinkreuz mit zweisprach­igen Erklärungs­tafeln. Für viele wurde es zur stillen Gedenkstät­te.

Am kommenden Freitag wird es, wie schon vor zehn Jahren, wieder eine größere Gedenkfeie­r geben. Sie wird maßgeblich vom Deutschlan­dsberger Pfarrer, István Holló, organisier­t, der als gebürtiger Ungar mit vielen Hinterblie­benen in Kontakt steht. Rund 20 Personen aus der westungari­schen Stadt Köszeg werden erwartet, ebenso Honorarkon­sul Rudi Roth und die ungarische Botschafte­rin Edit Szilágyiné Bátorfi. Um 18 Uhr wird zu einem Gedenkkonz­ert in der Stadtpfarr­kirche geladen.

Robert Lenhard

 ?? M. PACHERNEGG ?? Ein Steinkreuz erinnert in Deutschlan­dsberg an das Unglück
M. PACHERNEGG Ein Steinkreuz erinnert in Deutschlan­dsberg an das Unglück

Newspapers in German

Newspapers from Austria