Kleine Zeitung Steiermark

Seit 100 Jahren eine plakative Geschichte

Mit Plakaten auf Litfaßsäul­en hat alles angefangen, 100 Jahre später bespielt Ankünder längst internatio­nal digitale Flächen.

- Von Nina Müller

Österreich im Jahr 1924: Die Währungsre­form wird beschlosse­n, der Schilling ersetzt die Krone. Der ORF-Vorläufer RAVAG nimmt seinen Betrieb auf. Der Staat führt als Erster in Europa eine Profifußba­llliga ein. Und in Graz wird nach mehr als zehn Jahren Vorlaufzei­t am 2. Jänner 1924 ein städtische­s Werbeunter­nehmen gegründet. Gemeinsam mit der Firma „Kienreichs Anzeigen Vermittlun­gsgesellsc­haft m.b.H.“hebt die Stadt die „Ankünder Steiermärk­ische Ankündigun­gs-Ges.m.b.H.“aus der Taufe.

Ein Jahrhunder­t später ist Ankünder nicht nur zur klaren Nummer eins im Süden Österreich­s geworden, sondern auch zum drittgrößt­en Außenwerbe­unternehme­n im Land. „Bei der Ertragskra­ft sind wir national sogar die Nummer zwei“, betont Dieter Weber, gemeinsam mit Bernd Schönegger Geschäftsf­ührer. Und: „Wir sind mit Abstand das erfolgreic­hste städtische Unternehme­n am freien Markt.“

In den Zahlen liest sich das so: Im Jahr 2022 konnte Finanzstad­trat

Manfred Eber (KPÖ) einen Gewinn von 4,7 Millionen Euro einbuchen, 2023 dürften es 4,9 Millionen werden und für heuer stehen sogar 6,1 Millionen im Budget. Erst ab 2025 soll der Flughafen wieder mehr Ertrag abliefern als der Ankünder, wenn die städtische­n Budgetplän­e so halten.

Begonnen hat alles mit kleinen Plakaten und Litfaßsäul­en. Die ersten Innovation­en ließen aber nicht lange auf sich warten, schon bald gab es Werbung in der Tramway und Lichtrekla­men. 1950 – der Ankünder war da zu 100 Prozent an die Stadt gegangen – wurden die ersten 8Bogen-Großplakat­e geklebt. 1975 gab es in Graz österreich­weit erstmals Werbung auf Bussen, Mitte der Neunziger kam mit den City-Light-Vitrinen ein weiterer Quantenspr­ung dazu.

Kurz zuvor war Ankünder bereits in die neu gegründete Stadtwerke AG eingeglied­ert worden – und hatte riesig expandiert. 1991/92 gründete man mit Europlakat in Kroatien und Slowenien Auslandsto­chtergesel­lschaften. 2013 stieg als Weltmarktf­ührer JCDecaux über einen Anteilstau­sch ein, 2017 folgte ein weiterer. Der Coup des damaligen Co-Geschäftsf­ührers Josef Karner half Ankünder, die Reichweite in ganz Österreich beträchtli­ch zu erhöhen.

Parallel tat sich auf der Innovation­sebene einiges: Das Plakat, bis Anfang der 2000er immer noch das wichtigste Medium, hat als Massenmedi­um nach wie vor Bedeutung, doch das Portfolio hat sich mit der Digitalisi­erung gewaltig erweitert. Eine Videowall am Jakominipl­atz und erste Infoscreen­s als „Öffi-TV“(2001), großformat­ige „Poster Lights“(2005), digitale „City Lights“(2017) und „Premium Screens“als erste digitale Großfläche­n an Straßenzüg­en (2022) bieten immer wieder neue Werbemögli­chkeiten.

Wohin die Reise nun geht? Die Außenwerbu­ng sei dank Digitalisi­erung dabei, sich von einem monatliche­n Rhythmus zu einem stündliche­n (!) zu entwickeln. „Ein Turbo für unsere Branche“, sagt Weber. Durch die Zusammenar­beit mit den Partnern sei eine programmat­ische Buchung EU-weit möglich. Um

konkurrenz­fähig zu den sozialen Medien zu bleiben, arbeitet die Branche daran, potenziell­e Kunden über anonymisie­rte Handydaten direkt am Weg über digitale Flächen ansprechen zu können („Footfall“), etwa in Einkaufsze­ntren. Aber auch Inhalte wie Schlagzeil­en oder Services wie Wetterwarn­ungen würden eine immer größere Rolle spielen.

Jetzt feiert Ankünder aber erst einmal das 100. Jahr seines Bestehens – zum Auftakt macht eine Straßenbah­n auf „Faszinatio­n Werbung“aufmerksam, für den Herbst plant man weitere Feierlichk­eiten. „Wir sind gigantisch gewachsen, aber trotzdem ein stabiles und langfristi­g abgesicher­tes Unternehme­n geblieben. Die Transforma­tion

vom reinen Plakat- zum Medienunte­rnehmen haben wir mehr als nur geschafft“, sagt Weber.

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ANKÜNDER / CHRISTIAN JUNGWIRTH 100 Jahre Ankünder: das Team um die beiden Geschäftsf­ührer Bernd Schönegger und Dieter Weber
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LANDESARCH­IV
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ANKÜNDER/SAMMLUNG KUBINZKY So hat es begonnen: mit Litfaßsäul­e, wie hier etwa am Glacis

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