Kleine Zeitung Steiermark

Großevents setzen auf öffentlich­en Verkehr

Der Kulm zeigt es vor: Mit eigener Haltestell­e und Verstärker­zügen will man Skiflugfan­s bei der WM zum Umstieg auf die Bahn locken.

- Von Veronika Höflehner

Großevents stehen in Zeiten der Klimakrise stark in der Kritik. Zum entscheide­nden Faktor wird dabei die Anreise, zählt der Individual­verkehr doch zu den größten Co2-Verursache­rn. Dementspre­chend groß ist die Freude in Bad Mitterndor­f: Für die bis Sonntag stattfinde­nde SkiflugWM wurde die Haltestell­e nahe der Schanze revitalisi­ert und wird mit verstärkte­n Verbindung­en angefahren. „Darum haben wir hart gekämpft“, bestätigt OK-Chef Christoph Prüller. Rechnet man doch mit Besucherza­hlen von bis zu 50.000 Personen: „Ohne eine funktionie­rende Zugverbind­ung schaffen wir diese Kapazitäte­n nicht.“

Lange Zeit war die Zugverbind­ung zu Kulm-Veranstalt­ungen aber „eine heikle Geschichte“, weiß ÖBB-Regionalma­nager für die Steiermark, Peter Wallis. Es fehlte ein beschrankt­er Bahnüberga­ng, „die Gefahr, dass Fans sich dort verletzen, war groß“. Auf eine Durchfahrt wurde in den letzten Jahren sogar völlig verzichtet. Seit Herbst gibt es nun einen mit Schranken gesicherte­r Übergang und damit Bahn frei für mehr Verbindung­en. Aus beiden Richtungen wird die Haltestell­e „Skiflugsch­anze Kulm“– von dort ist man in 300 Metern am Gelände – zur WM täglich 112-mal angefahren, 32 zusätzlich­e Verbindung­en sind es vom Bahnhof Stainach-Irdning.

Der Weg zum fertigen EventFahrp­lan ist aber komplex: „Von der Idee des Veranstalt­ers bis zur Umsetzung vergehen meist zwölf Monate“, erklärt Wallis. „Da geht es nicht nur um die Fahrzeiten, sondern auch um die Organisati­on der Fahrzeuge, des Zugpersona­ls, der Security-Mitarbeite­r bis hin zu den Reinigungs­kräften.“Für die WM wurden 25 bis 30 zusätzlich­e Personen engagiert, die meisten entfallen auf das Security-Personal. Und nicht nur das: „Wir führen an den Strecken ständig Instandhal­tungsarbei­ten durch. Etwaige Änderungen müssen wir sehr früh wissen, damit keine Bauarbeite­n stattfinde­n“, ergänzt Walter Weissenber­ger, zuständig für die Fahrplaner­stellung.

Das Material der Wahl sind SBahn-Garnituren, wie man sie aus dem Regionalve­rkehr kennt: „Sie eignen sich am besten, weil sie sechs Türen haben und einen schnellen Fahrgastwe­chsel erlauben.“Diese Züge kommen aus dem Reserve-Fuhrpark und werden bei Bedarf auch aus anderen Bundesländ­ern angeforder­t. Ausschlagg­ebend für das Angebot ist aber auch die Infrastruk­tur vor Ort. Die Strecke in das steirische Salzkammer­gut ist nur eingleisig. Das „zweigleisi­ge“Murtal bedeutet zum Beispiel für die Airpower täglich 104 zusätzli

che Verbindung­en zwische Bruck/Mur und Zeltweg.

Apropos Airpower: 2022 gab es im Nachhinein große Kritik an überfüllte­n Zügen und Bahnsteige­n. Wallis will klar abgrenzen: „Man kann den Personenve­rkehr nicht verantwort­lich machen, dass es zu einem Stau gekommen ist. Es ist der Job des Veranstalt­ers, für dementspre­chende Regelungen zu sorgen.“Man sei aber bereits in Gesprächen mit dem Bundesheer, um das Konzept für die Flugschau 2024 (6. und 7. September) neu aufzustell­en. Gleichzeit­ig nimmt er auch die Besucher in die Verantwort­ung: „Wenn innerhalb einer Stunde 100.000 Menschen das Gelände verlassen und in einem Zug zwischen 500 und 1000 Personen Platz haben, dauert das einfach.“

Generell seien die ÖBB gerne bereit, Großevents zu unterstütz­en. Die Initiative dazu müsse aber von den Veranstalt­ern ausgehen: „Eigenwirts­chaftlich können wir nicht fahren, das muss bestellt und auch bezahlt werden.“Deshalb gibt es bei den beiden Nachtrenne­n in Schladming momentan keine Sonderzüge. „Schladming ist durch den Regelverke­hr auf der Ennstalstr­ecke aber ohnehin gut angebunden“, führt Wallis aus. Das zeigt auch eine Auswertung von Mobilfunkd­aten: 43 Prozent der Tagesgäste und Übernachtu­ngsgäste reisten demnach zum Nachtslalo­m 2023 mit der Bahn an.

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KLZ / GERHARD PLIEM, STEFAN PAJMAN ÖBB-Regionalch­ef Peter Wallis

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