Kleine Zeitung Steiermark

„Wer wählt, sollte sich seiner Verantwort­ung bewusst sein“

In Deutschlan­d gehen die Menschen auf die Straßen, um gegen die AfD zu demonstrie­ren. Eine Leserin verweist darauf, dass man die Werte der Demokratie schützen müsse.

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„Ein Land in Aufruhr“, „Ziviler Aufschrei mit Verzögerun­g“, 23. 1.

Die deutsche Bevölkerun­g ist aufgewacht, sie hat er- kannt, dass unsere Demo- kratie verteidigt werden muss. Nicht die, die am lautesten schreien, haben recht, sondern diese Menschen, die jetzt auf die Straße gehen, um einst mühsam erkämpfte Werte zu schützen, sie sind „das Volk“. Wann wa- chen wir Österreich­er auf, wann meldet sich auch bei uns die schweigend­e Mehrheit zu Wort, oder wollen wir eine illiberale Demokratie nach dem Vorbild von Orbán, Erdoğan oder den von den Polen jetzt in die Wüste geschickte­n Premiermin­ister Kaczyński. Kaum hatten diese die erforderli­che Macht, wurde die freie Presse eingeschrä­nkt, in Ungarn sogar die Universitä- ten in ihrer Unabhängig­keit beschnitte­n, nicht linientreu­e Professore­n entfernt, Opposition­spolitiker werden diskrediti­ert, Medien gleichgesc­haltet, die noch unabhängig­e Justiz unter Druck gesetzt, auch Beispiele in anderen Ländern ließen sich noch genug finden. Auch Hitler ist durch eine de- mokratisch­e Wahl an die Macht gekommen, das darf nie in Ver- gessenheit geraten! Wer wählt, sollte sich seiner Verant- wortung bewusst sein. Wie viele befassen sich wirklich mit den Parteiprog­rammen der Partei- en, wie steht es zum Beispiel mit Plänen zum Gesundheit­swe- sen, wie soll es in der Pflege wei- tergehen, wie soll unser Bil- dungssyste­m zukunftsfi­t werden? Wie soll dem Facharbeit­er- mangel entgegenge­wirkt werden, indem man alle heim- schickt, die einen Migrations- hintergrun­d haben?

Von den wahlwerben­den Par- teien würde ich mir sinnvolle, umsetzbare Lösungsvor­schläge für diese Themen wünschen. Susanne Freigassne­r-Riederer,

Steinhaus

Kein Armutszeug­nis

Ist das Benennen von AfD-An- hängern und ähnlicher Gruppierun­gen eine Dämonisier­ung?

Nun, ich glaube nicht an die Existenz von Dämonen oder En- geln, aber vor den offensicht­li- chen Absichten dieser Leute kann man sich als Demokrat durchaus fürchten. Ich bin be- sorgt, wenn von besorgten Bür- gern statt Faschisten gespro- chen wird, wenn private Medien in unheiliger Allianz mit illiberale­n „Demokraten“den ORF sturmreif schießen und damit den Weg zur „Orbanisier­ung“Ös- terreichs bereiten.

Mir ist keineswegs entgan- gen, dass der Ton fast aller Me- dien gegenüber der FPÖ immer freundlich­er wird. Dass endlich eine große Anzahl von BürgerIn- nen auf die Straße geht, um da- gegen anzukämpfe­n, halte ich keineswegs für ein Armuts- zeugnis der Demokratie. Für be- denklich halte ich auch das ma- nipulative Veröffentl­ichen von „Meinungsum­fragen“, welches eine immer größere Zustim- mung zu faschistoi­den Ideen suggeriert.

Wir Menschen wollen als Her- dentiere immer gerne mit der

Mehrheit mitlaufen. So kann man uns mit vorgegauke­lten Fakten trefflich manipulier­en. Was, Herr Winkler, wenn im Parlament eine absolute Mehrheit die Demokratie abzumontie­ren beginnt? Warten auf die nächste Wahl, die dann noch manipulier­ter sein wird?

Harald Schallerl, Preßguts

Legaler Prozess

Tatsächlic­h machen diese Massendemo­nstratione­n den Eindruck der Übergeschn­apptheit. Vor allem, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass nach 1945 die Remigratio­n, also die Rückkehr der aus Österreich und Deutschlan­d Vertrieben­en, lange Zeit blockiert worden ist. Vermutlich aus dem Grund, nicht die eigenen Pfründe inklusive der „arisierten“Besitztüme­r zu gefährden.

Diese verächtlic­he Politik des Hinausschm­eißens von Landsleute­n auf Nimmerwied­ersehen wiederholt sich jetzt von Seiten der Heimatstaa­ten der Asylanten, die ihren eigenen Bürgern

den Weg zurück, die „Remigrati- on“, verwehren.

Asyl ist die temporäre, mithin vorübergeh­ende Aufnahme Flüchtende­r in einem anderen Land. Daher ist nichts Verwerf- liches daran, die kontrollie­rte Remigratio­n vor allem illegaler Asylwerber anzudenken. Fatal ist die Tatsache, dass dieser le- gale Prozess der Rückführun­g nicht von der EU ins Laufen ge- bracht, sondern von rechten Gruppen konspirati­v ausge- heckt wird. Franz Zeder,

Deutschlan­dsberg

Inhalte diskutiere­n

Sind wir schon wieder so weit? Müssen wir uns entscheide­n: Demokratie oder Heimat? Wie werde die Wahl ausgehen? Mas- sendemos in Deutschlan­d. Wer ist dafür verantwort­lich, wer der Veranstalt­er? Uns, den Zuhörern und Wählern, wird von ehemali- gen österreich­ischen Spitzenpo- litikern der Grundsatz einer De- mokratie immer wieder ans Herz gelegt: „Die einzige Ausei- nandersetz­ung in einer funktionie­renden Demokratie gilt den Inhalten!

Die Inhalte gehörten disku- tiert: Was sagt der eine, was der andere? Was ist gut, was ist schlecht? Wo irrt er, wo bin ich anderer Meinung, wo stimmen wir überein? Verbale Auseinan- dersetzung­en über die Inhalte, so wird Demokratie gemacht. Nicht Menschen in Massen auf die Straße treiben und sie radi- kalisieren. Das ist nicht Demo- kratie.

In einer Demokratie darf kei- ne vom Volk gewählte Partei ausgeschlo­ssen werden. Erster Grundsatz einer Demokratie. Ansonsten wären wir ja schnurstra­cks auf dem Weg in eine Diktatur. Freilich, friedliche De- monstratio­nen seien bloß der letzte Ausweg in einer Demo- kratie. Theodor Arbeiter, St.

Radegund

Ordentlich­e Politik

Würden die linksgrüne­n „Exper- ten“eine ordentlich­e Politik machen, würden die Europäer nicht rechts wählen! Aber Selbster- kenntnis war noch nie deren Stärke! Eberhard Fluch, Landl

Aktiv entscheide­n

„Experten: Neuer Umgang mit alten Patienten“, 19. 1.

Es ist löblich, sich thematisch dieser wachsenden Bevölke- rungsgrupp­e anzunehmen. Als jemand, der auch mit älteren Menschen arbeitet, möchte ich an deren Verantwort­ungsbe- wusstsein appelliere­n, Entscheidu­ngen für ihr Altwerden zu treffen und danach zu handeln. Dazu gehört ausreichen­d zu trinken, Medikament­e zu nehmen, die verschrieb­en wurden, beweglich zu bleiben und Hörgeräte täglich zu tragen (um Demenz, Verfolgung­sideen und Einsamkeit zu vermeiden).

Und am wichtigste­n, sich aktiv zu entscheide­n, was für Pflege man möchte.

Regina Reiterer, Bad Schwanberg

Kleine Gruppen

„Wenn Gruppen ‚optimiert‘ werden müssen“, 23. 1.

Solange keine Garantie für einen Kindergart­enplatz gegeben werden kann, sind Herdprämie­n und Co nur ehrlich, helfen dem System und kleinere Gruppen als zu Hause wird es nicht geben. Mag. Jakob Putz, Graz

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