Pionierin der Tumorgenetik
Christa Fonatsch (80) ist Trägerin des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse.
er Zusammenhang zwi- schen Chromosomenver- änderungen und Krebserkrankungen: Das war Jahre lang das Steckenpferd von Christa Fonatsch. In ihrer Forschungs- arbeit fand die heute 80-Jähri- ge heraus, dass es Chromoso- men- und Genveränderungen gibt, die zu gehäuften Krebser- krankungen führen. Zudem können Gendefekte über den Krankheitsverlauf „Auskunft geben“und damit Grundlage einer individuellen Therapie sein. Nun wurde die Steirerin für ihr Pionierarbeit mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse ausgezeichnet.
Begonnen hat die 80-jährige Grazerin ihre Karriere als Bio- login. Ihr Interesse für die Humangenetik war es aber, das sie kurz nach ihrer Promotion umstimmte. „Irgendwie habe ich von der Biologie schon ge- nug gehabt und wollte unbe- dingt in die Medizin – und das Fach Humangenetik war da- mals vollkommen neu“, er- zählt Fonatsch.
In Hannover (D) baute sie schließlich ein Chromosomen- labor auf, bevor sie dem Ruf an die Medizinische Universität zu Lübeck folgte. „Das war die erste und einzige Institution für diese Untersuchungen im
Ddeutschsprachigen Raum“, er- innert sich Fonatsch.
Später hat sie zudem das In- stitut für Humangenetik in Wien aufgebaut. Anfangs kein leichtes Unterfangen. Denn das Institut war zuvor das In- stitut für allgemeine Biologie samt Zoologie und somit kom- plett anders verortet. Mit der Zeit konnte sich Fonatsch mit ihrer Forschung und ihren Un- tersuchungen auch in Öster- reich so gut etablieren, dass sie sogar einen Kassenvertrag erhielt – obwohl sie keine Ärz- tin ist. „Die Krankenkassen- funktionäre haben gewusst, dass die Untersuchungen, die wir machen, sehr hilfreich für die Patienten sind. Aber auch teuer“, sagt die Grazerin.
Besonders wichtig war ihr stets die Zusammenarbeit mit behandelnden Ärztinnen und Ärzten. Denn: „Ohne die Zusammenarbeit ist die Humangenetik nichts“, meint die 80-Jährige. Diese Zusammenarbeit hat sie allerdings nicht nur mit behandelnden Medizinern, sondern auch mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gepflegt. Umso positiver stimmt sie, dass einige ihrer ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland und Österreich nun selbst Institute und Kliniken leiten und das Gebiet so weiterführen. ährend sie in ihrer aktiven Karriere mehr als 300 fachliche Publikationen veröffentlichte, ist Fonatsch in ihrer Pension zur Belletristik-Schriftstellerin geworden. Für ihr Buch „Corona durchschreiten“, das im letzten Juni erschienen ist, hat sie während der Coronapandemie eine Art Tagebuch geführt und darin ihre Eindrücke auf 330 Seiten festgehalten.
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