Abschied nach 56 Jahren
Nordsee-Filiale in Graz schließt, Asia-Lokal samt Markt folgt. Auch „La Mur“sperrt zu.
ie Eröffnung in der Grazer Herrengasse im Jahr 1967 war wegweisend, berichtete einst der Österreich-Manager von Nordsee. „Das hat eingeschlagen wie eine Bombe. Deshalb wurde damals beschlossen, dieses Konzept auszubauen.“Knapp 56 Jahre später erfolgt nun ein negativer Knalleffekt, bestätigt man doch in der Hamburger Zentrale seufzend, dass der Grazer Nordsee-Standort im März geschlossen wird. Jener in der Shoppingcity Seiersberg bleibe bestehen, „einige Mitarbeitende“von Graz werde man dort beschäftigen. Zudem sei Nordsee immer auf der Suche nach geeigneten Standorten und Franchise-Partnern.
Die Grawe als Hausherr in der Herrengasse indes bestätigt nicht nur den Abschied, sondern auch eine Staffelübergabe – wurde doch bereits ein Nachfolger für die Nordsee-Flächen mitten in Graz gefunden. Am genauen
DKonzept wird noch getüftelt, geplant ist jedenfalls eine Mischkulanz aus Asia-Lokal und Supermarkt in einem. Schlag nach und koste in der Mariahilfer Straße in Wien. Dieser Neustart ist einer von vielen, den die Grazer Firma jkp-Immobilien in der Herrengasse in die Wege leitete: Erst vor Kurzem sorgte sie dafür, dass in der Herrengasse 20 eine neue Calzedonia-Linie einziehen kann – weil das Team von T-Mobile diesen Platz freimacht und in die frühere Backwerk-Filiale beim Hauptplatz übersiedelt. in Adieu ist auch auf dem Schloßbergplatz zu hören: Nach fünf Jahren sperrt La Mur zu, der Treffpunkt für alle Frankophilen in Graz. Im Bistro im Reinerhof, dem ältesten Haus von Graz, zelebrierten Michael Pendl und Gerald Hafner das französische savoir-vivre – mit französischen Weinen, Crémant und dem selbst kreierten
EMitte März schließt die Filiale in der Grazer Herrengasse, jene in Seiersberg bleibt geöffnet „Spritz Escalier“(„Stiegenspritzer“), dazu französischem Essen und Themenabenden. Sogar den Eiffelturm brachte man – zumindest als Dekoration für den Gastgarten – zum Uhrturm.
Nun bleibt die Küche, in der vor allem Pendls Schwester Sabine zauberte, bald kalt, am 31. Jänner tischt man ein letztes Mal auf. Dann schließt La Mur – trotz Erfolges, nachdem man auch Corona und Inflation gut überstanden hatte: Pendl und
Hafner waren bis zuletzt beim ORF und im Bildungsministerium tätig – nebenbei, nun aber mussten sie sich entscheiden. „Wir haben alles mit Freude und Liebe gemacht. Unsere Hauptberufe üben wir aber mit genauso viel Herz und Begeisterung aus.“Der Entschluss sei daher alles andere als leicht gefallen – gefolgt von unzähligen emotionalen Nachrichten und Anrufen von Stammgästen.
Nina Müller, Michael Saria