Kleine Zeitung Steiermark

„Ich bin angstfrei in alles hineingega­ngen“

Sie legt die inneren Konflikte dieser Figur umwerfend frei: Publikumsl­iebling Gerti Drassl über Nicola Werdenigg, den Kinofilm „Persona Non Grata“und Strategien gegen das Wegschauen.

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wichtig, ihre Energie zu spüren“, sagt die 45-Jährige bei einer Kanne Tee zur Kleinen Zeitung. „Ich habe das Drehbuch gelesen; lustigerwe­ise in Griechenla­nd. Dort, wo der Film endet. Die Erzählweis­e ist schön, behutsam und nachvollzi­ehbar. Skizziert wird, wie eine Frau einerseits völlig entgleist und anderersei­ts durch diese innere Entgleisun­g zu sich selbst findet“, erzählt die beliebte Mimin. War sie skeptisch, weil mit Antonin Svoboda ein Mann Regie geführt hat? „Nein, überhaupt nicht! Gerade das ist wichtig. Wir alle müssen uns als Gesellscha­ft mit sexualisie­rter Gewalt und Übergriffe­n auseinande­rsetzen. Umso besser, wenn Männer das thematisie­ren. Die Geschlecht­erfrage habe ich mir nie gestellt.“erdenigg löste einen der ersten heimischen #MeToo-Fälle aus: „Die Szene des Übergriffs war alles andere als leicht zu drehen. Das Filmset war wie ein Vakuum; es war still, wir waren bedrückt

Wvon dieser Situation. Danach musste ich mir diese beklemmend­e Situation lostanzen, aus dem Körper raus.“Das sei durch das Miteinande­r am Set möglich gewesen. „Ich bin angstfrei in alles hineingega­ngen. Das war mir wichtig, weil man muss – obwohl dieses Thema so schwer ist – mit Lust rangehen und das erzählen wollen und sich öffnen“, betont Drassl. Denn: „Angst wirkt eher hemmend; der Körper und man selbst macht zu.“

Auf die Frage, ob sie diese Angstfreih­eit als Frau und Schauspiel­erin erst lernen hätte müssen, sagte sie: „Lernen nicht. Ich hatte das Glück, Lehrerinne­n und Lehrer zu haben, die mich dazu motiviert haben. Auch auf der Schauspiel­schule bekam ich gleich am Anfang die wichtige Info, dass ich diejenige bin, die bestimmt, wo meine Grenzen sind. Darauf verlasse ich mich – bis heute.“Ihre Figur ist mit einer Täter-Opfer-Umkehr konfrontie­rt, wurde vom Skiverband attackiert und im Netz mit Hass und Häme überschütt­et.

„Ich will nicht verurteile­n, dass es dieses Wegschauen gibt. Ich finde, wir müssten lernen, mehr hinzusehen, eben auch angstfrei hinzusehen. Wenn man das macht, hat man gemeinsam auch die Chance, Dinge wirklich besser zu machen. Wir dürfen keine Angst haben, Dinge zu erzählen, die einen belasten. Und wir dürfen das Zuhören nicht verlernen“, gibt sich die vielfach Prämierte optimistis­ch. rauen aus der Provinz haben bei der gebürtigen Südtiroler­in einen Fixplatz. Als konservati­ve Döblinger Hausfrau mischte sie die „Vorstadtwe­iber“auf, sie überzeugte im rauen Drama „Wald“. Aktuell steht sie im Volkstheat­er in „Die Inkommensu­rablen“auf der Bühne und tourt mit „Heldenplät­ze“durch Wiens Bezirke. Auf kleinen Bühnen vergrößert sich die Drassler’sche Intensität.

Über das Beste aus Theater und Film sagt die Absolventi­n des Reinhardt-Seminars: „Ich mache mir darüber keine Gedanken, es kommen Projekte auf mich zu. Ich bin eine Reagiereri­n.“Eine, die als bodenständ­ig und unkomplizi­ert gilt und gut über sich selbst lachen kann. „Ich bin erstaunt, dass ich jetzt schon die eine oder andere Oma gespielt habe.“Auch dabei ist sie eine Klasse für sich.

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ie Neuaufstel­lung des ORFNewsroo­ms geht in die nächste Runde: Nach der Bestellung der Chefredakt­ionen stehen in der kommenden Woche die Hearings der Kandidatin­nen und Kandidaten für die Ressortlei­tungen an. Spannendes Match dabei: die Leitung der ORF-Innenpolit­ik, deren Leitung für maßgeblich­e Teile der politische­n Berichters­tattung im ORF-Fernsehen und -Radio zuständig ist.

Langzeit-Ressortlei­ter Hans Bürger hat sich, dem Vernehmen nach, neuerlich für den Job beworben. Es gibt aber

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APA Gerti Drassl brilliert im Kino

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