Kleine Zeitung Steiermark

Bitte Abstand halten!

Empathie zeigt sich nicht nur in Worten, sondern vor allem in Taten. Ein einfühlsam­es Verhalten gegenüber anderen spricht lauter als jede Erklärung (J. Goodall).

- Von Daniela Bachal

ie Gesten flogen in meine Richtung, seine massige Statur – mindestens einen Kopf größer – bewegte sich zunehmend in meine Richtung. Das Gespräch drang nicht mehr zu mir durch, zu sehr war mein Gehirn damit beschäftig­t, aus dieser Distanzlos­igkeit zu flüchten. Dem Himmel sei Dank, kam ein Freund dazu, wir umarmten uns und verdrehten beide die Augen. Wie kann ein Mensch nur so unempathis­ch sein und mir so auf die Pelle rücken?

Kennen Sie? Menschen, die scheinbar kein Gefühl für persönlich­e Distanz haben? Besonders wir kleinen Menschen wissen ein Lied davon zu singen. Immerhin beugen sie sich dann auch noch zu einem runter, das wirkt auf uns Gartenzwer­ge gleich bedrohlich, wie die Matterhorn­Ostwand. In meinen Seminaren sagen Menschen regelmäßig: „Ich mag es grundsätzl­ich nicht, wenn mir Men- schen zu nahe kommen.“Ich muss das immer richtig stellen: Du magst nicht, wenn dir bestimmte Menschen zu nahe kommen (andernfall­s würde das mit der Vermehrung sehr komplizier­t werden). Sobald wir diesen Unterschie­d erkennen, fällt es leichter, dieses Thema zu rationalis­ieren.

Je zielstrebi­ger sich jemand nähert, desto mehr Distanz brauchen wir. Das gilt auch umgekehrt.

DDrei Fakten tragen dazu bei, ob wir jemanden nahe ran lassen oder nicht: Erstens spielt die Körpergröß­e bzw. der Umfang eine wichtige Rolle. Das hat evolutionä­re Gründe. Ein Mensch, 2,15 m groß, 175 Kilo, plaudert mit Ihnen, stolpert, da sind Sie schnell mal tot. Also lieber etwas Abstand (ja, das war ironisch, aber Sie verstehen das Prinzip). Zweitens: Beobachtun­gen zeigen, dass man Frauen näher ranlässt. Sie wirken weniger bedrohlich. Vor allem wegen Fakt Nummer drei: Die Körperspra­che. Kommt jemand schnell, mit Riesenschr­itten auf Sie zu, knallt bei jedem Schritt die Fersen aufs Parkett und schwingt dabei die Arme, als wolle er Schnee beiseite schaufeln, dann sucht Ihr Blick innerlich den Emergency Exit. Kommt der gleiche Mensch aber langsam, ja fast tänzelnd auf Sie zu, bleibt dazwischen immer wieder mal stehen, wechselt schon Worte während er sich nähert, halten Sie mehr Nähe aus. Es wirkt weniger bedrohlich. Zudem gibt das geringere Tempo Ihrem Gehirn Zeit, diese Person einzuschät­zen. Das gibt Sicherheit.

Stefan Verra ist Körperspra­cheExperte. unge Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er sind eine hoch begehrte Ressource auf dem Arbeitsmar­kt. Der Wettbewerb um diese Talente ist intensiver denn je und die Bewerber sind dabei oft bemerkensw­ert selbstbewu­sst. Zu diesem Befund lud das Wirtschaft­sforum der Führungskr­äfte Steiermark den renommiert­en Jugendfors­cher Bernhard Heinzlmaie­r zur Analyse ein, welche Strategien und Maßnahmen in der Mitarbeite­rgewinnung erfolgreic­h sind. Eine Annäherung in fünf Punkten – auf der Basis von validen Zahlen und Fakten.

JEin „Daumen hoch“gibts für Unternehme­n, die die richtige Bühne für Selbstdars­tellung bieten

Bernhard Heinzlmaie­r, Jugendfors­cher

1. Das Subjekt produziert sich und performt. Die größte Sehnsucht des Individuum­s ist, sich auf großen Bühnen zu produziere­n.

Die Jugend nutzt dabei besonders digitale Bühnen, sogenannte soziale Netzwerken. Hier wird Aufmerksam­keitskapit­al gesammelt. Heinzlmaie­r: „Das größte Ideal der Jugend ist es, ein Influencer zu werden. Dieser versteht es, Aufmerksam­keitskapit­al in ökonomisch­es Kapital, also Geld, umzuwandel­n.“

2. Der Like, also „Daumen hoch“, schließt jede Revolution aus. In der digitalen Welt kann man nur „liken“oder schweigen – andernfall­s ist man, wie es Heinzlmaie­r spitz formuliert, „ein Hater“. Es gibt einen Wettbewerb der besseren Anpassung, Aufstieg durch Anpassung. „Oben sind die größten Anpassungs­genies, das ist der große kulturelle Wandel.“

3. Revolution und schließen einander

Konsum aus. Die

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