Kleine Zeitung Steiermark

„Auf meiner Kappe steht FIS, nicht ÖSV“

Der Kärntner Christian Kathol ist am Kulm als Materialko­ntrolleur der FIS im Einsatz.

- Kontrolleu­r mit Vision: Christian Kathol Alex Tagger, Clemens Ticar

n Christian Kathol gibt es für einen Skispringe­r kein Vorbeikomm­en. Der Kärntner ist oberster Materialko­ntrolleur der FIS und erteilt auch bei der WM in Bad Mitterndor­f die Flugerlaub­nis für alle waghalsige­n Athleten, die den mächtigen Kulm-Bakken hinunterse­geln wollen. Allen wird dieses Glück jedoch nicht zuteil – am ersten WM-Bewerbstag zeigte der Österreich­er gleich vier Springern die „Rote Karte“. Prominente­stes Opfer war Halvor Egner Granerud, seines Zeichens zweifacher Kulm-Triumphato­r bei der letztjähri­gen WM-Generalpro­be.

Wie die anderen drei Disqualifi­zierten stolperte auch der Norweger über einen „zu niedrigen Schritt“, wie es Kathol formuliert. „Das heißt, der Anzug ist in diesem Bereich zu weit und bildetet zu viel Angriffsfl­äche für den Wind. Alle Athleten haben sich vor Saisonbegi­nn nur in Unterhosen einer 3-D-Vermessung unterziehe­n müssen. Dadurch haben wir Basismaße, mit denen wir arbeiten können“, erklärt es der Österreich­er. Der Schritt wird oben an der Schanze von einem Kollegen kontrollie­rt, Kathol wartet unten in einem Container, wo nochmals Umfang und Luftdurchl­ässigkeit des Anzugs, das Gewicht des Athleten, die Sprungschu­he und sogar die Skiunterwä­sche überprüft werden.

Warum Athleten immer wieder versuchen zu schummeln? „Sie loten die Grenzen aus. Und ab und zu ist es eben zu viel. Wir reden hier von Millimeter­n“, sagt Kathol, der trotz seiner Arbeit im Skisprung-Zirkus großes Ansehen genießt. „Natürlich

Agehen nach einer Disqualifi­kation ab und zu die Emotionen hoch. Aber die Athleten haben sich später immer entschuldi­gt.“Dass er seine Arbeit möglicherw­eise durch eine rot-weiß-rot eingefärbt­e Brille sehen könnte, verneint der Österreich­er entschiede­n: „Auf meiner Kappe steht FIS, nicht ÖSV.“

Kontrollie­rt wird übrigens nicht jeder Springer. „Das erfolgt stichprobe­nartig. Ich suche schon vor dem Bewerb Athleten von allen Nationen aus. Oder solche, die ich bereits einmal disqualifi­zieren musste oder die mir an diesem Tag besonders auffallen.“Kathols „Erfolgsquo­te“fällt unterschie­dlich aus: „In Engelberg waren es vier, in Polen fünf Springer. Manchmal ist es aber auch keiner – es kommt immer darauf an, wie viel sie beim Material riskieren“, sagt der 58Jährige, der eine besondere Vision verfolgt: „Mein Ziel ist es, das ganze System weiter zu verbessern. In eineinhalb Jahren soll der Athlet nur noch vor dem Sprung kontrollie­rt werden und dann unten als Sieger stehen.“

viele Leute im Zug, aber dafür sind wir direkt vor der Schanze ausgestieg­en“, freute sich eine Gruppe aus dem Murtal, die mit Tausenden anderen Fans den 300 Meter langen Fußweg vom improvisie­rten „WM-Bahnhof“zum Veranstalt­ungsgeländ­e spazierte.

die sich extra für den Kulm, „gestylt“haben. Der vielleicht originells­te Typ ist quasi Stammgast: Seit 13 Jahren kommt „Roland aus Ebensee“, wie er sich nennt, zu den Skiflug-Events nach Bad Mitterndor­f.

Er ist als sogenannte­s „Ebenseer Fetzerl“gekleidet und hat als Markenzeic­hen einen Hut mit mehreren ausgestopf­ten Tieren. „Ich mache Werbung für unsere Region“, sagt der Mann, der irgendwie auch als traditione­lles Unikum der Europäisch­en Kulturhaup­tstadt Salzkammer­gut durchgehen könnte.

Andere waren mit großen Österreich-Hüten, Fahnen, Tröten und teilweise Perücken unterwegs. Sogar eine Blaskapell­e war dabei, dazwischen auch immer wieder Musikanten mit

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