Kleine Zeitung Steiermark

Weltrekord und Flutlicht als Visionen

OK-Chef Christoph Prüller resümiert nach der Skiflug-WM am Kulm positiv und hat Ideen und Wünsche für die Zukunft.

- Von Clemens Ticar und Alexander Tagger

Gold und Silber für Österreich, 40.500 Zuschauer an vier Tagen – wie fällt Ihre Bilanz aus?

CHRISTOPH PRÜLLER: Ich bin megaglückl­ich. Wir haben eine sehr schwierige Woche hinter uns. Das Wetter hat uns sehr viel Arbeit abverlangt, unsere Leute waren am Anschlag. Aber wir hatten auch Glück: Am Freitag hat es nach dem letzten Springer zu regnen begonnen. Und dass wir am Samstag einen Durchgang zusammenbr­ingen und der Krafti vor so vielen Leuten gewinnt, ist unglaublic­h. Der Mythos Kulm hat seine nächste Geschichte geschriebe­n. Alle sind sehr zufrieden.

Die Verschiebu­ngen am Samstag waren für die Athleten nervenaufr­eibend. Wie war das für den Organisato­r?

Für mich kein Problem. Ich kenne die Region und man kann nicht hellsehen, aber ich habe gewusst, dass es um 17 Uhr besser wird. Dementspre­chend positiv war ich auch. Ich habe es aber auch sein müssen: Im August 2023, als A1 das Internet angeschlos­sen hat, wollten sie wissen, was das WLAN-Passwort sein soll. Da habe ich gesagt: Stefan Kraft, weil er Gold gewinnt. Mir war klar, wir müssen noch einen Durchgang machen.

Skifliegen bewegt sich von den Witterungs­verhältnis­sen her immer weiter in den Abend hinein. Ist eine Flutlichta­nlage ein Thema?

Natürlich gibt es solche Ideen. Aber wir sind da in einem Naturschut­zgebiet, dementspre­chend sind solche Dinge nur langfristi­g zu planen.

Sind Sie mit der Zuschauerz­ahl zufrieden?

Die Thematik Zug ist für die Zukunft das Um und Auf. Damit wir eine gewisse Anzahl an Menschen herbringen, brauchen wir den Zug, das war in den letzten Jahren nicht möglich. Mit den knapp 20.000 Zuschauern vom Samstag sind wir sehr zufrieden.

Die Zuschauera­nzahl ist das eine. Aber wie schaut es damit aus, wieder Promis an den Kulm zu locken?

Da bin ich der falsche Ansprechpa­rtner, der Ausrichter ist der ÖSV. In Abstimmung überlegen wir uns, wie die Veranstalt­ung ausschaut. Da gibt es das Konzept mit den VIP-Gästen, das sehr gut funktionie­rt. Für alle anderen Themen, die es gibt, muss man mit der Region und dem Tourismus reden. So wie wir jetzt unterwegs sind, sind wir sehr gut unterwegs.

Wird es nächstes Jahr einen Weltcup geben?

Die Kommunikat­ion zwischen ÖSV und FIS ist definitiv so: Drei Veranstalt­ungen in vier Jahren. Unklar ist, wann wir aussetzen, normalerwe­ise sollte es im Olympia-Jahr sein. Wir sind nächstes Jahr im Kalender, aber der ist noch nicht fixiert. Wir werden alles dafür tun, dass wir drinnen bleiben.

Wieder zu diesem Termin?

Wieder am letzten Jänner-Wochenende. Vor Weihnachte­n ist unmöglich, weil es bei uns um die Krampuszei­t immer Tauwetter gibt. In den letzten Jahren hätten wir um Weihnachte­n keine Veranstalt­ung machen können – außer wir hätten den Schnee von wo hergeführt, aber das wollen wir nicht. Wir wollen den Schnee hier produziere­n. Und direkt nach der Vierschanz­entournee gibt es vonseiten der FIS und der Athleten den Wunsch nach einer Pause.

Ist es ein Problem, dass das Skifliegen am Kulm in der gleichen Woche stattfinde­t, in der auch der Ski-Weltcup in Schladming Halt macht?

Touristisc­h gesehen ist dieser Termin der beste. Dass Schladming zwei Veranstalt­ungen macht, konnten wir nicht wissen. Nachdem wir am Samstag volles Haus hatten, sehe ich keine negative Beeinfluss­ung.

Gibt es eine Schnittmen­ge an Zuschauern?

Der richtige Skifahrer-Fan ist nicht der klassische SkisprungF­an. Und umgekehrt. Der PartyFan wird da und dort sein – und von denen gibt es genug in Österreich.

Apropos Party: Hat es abseits der Schanze Vorfälle gegeben?

Kleinere Sachen, aber nichts in großem Ausmaß. Es war alles sehr disziplini­ert. Ein großes Kompliment an die Zuschauer, dass sie am Samstag ausgeharrt haben und nicht heimgegang­en sind. Am Schluss sind alle belohnt worden.

Eine Skiflug-Weltmeiste­r

schaft am Kulm gibt es wieder in acht Jahren?

Richtig. Wir könnten für 2032 wieder planen. Man weiß aber nicht, was in Amerika passiert, ob die eine Schanze machen in Ironwood. Das wäre eine Flugschanz­e.

Hilft der Heimsieg von Stefan Kraft auch für die nächsten Jahre? Weil er den Kulm jetzt möglicherw­eise noch mehr zu schätzen weiß?

Er kommunizie­rt immer, dass es sein Wohnzimmer ist – ähnlich wie bei Goldi. Der Region hilft der Sieg von Stefan Kraft auf alle Fälle. Weil der Mythos Kulm jetzt neu aufgerollt ist. Es gibt eine neue Geschichte. Das hat mit Goldi begonnen und wird jetzt weitergetr­agen.

Immer höher, immer weiter, Weltrekord­e. Ist das für den Kulm ein Thema? Viel weiter kann man ja nicht mehr graben.

Das ist ein Wünsch-dir-was-Szenario. Technisch gesehen wäre ein Ausbau nach oben und nach unten möglich. Nur bräuchte es jemanden, der das bezahlen möchte. Und jemanden, der das zulässt. Wenn die Möglichkei­t besteht, wird man darüber diskutiere­n. Lassen wir die in Planica den ersten Schritt machen, dann schauen wir weiter.

Eine Schanze mit möglichem Weltrekord zu sein, würde den Kulm weiter aufwerten, oder?

Natürlich ist das ein Anreiz.

Es gibt ein neues, fixes Athletendo­rf. Gibt es Überlegung­en, wie man die Anlage weiter ausbaut?

Die Wunschlist­e ist lang. Wir haben mit dem Sportminis­ter gesprochen. Er hat sehr positiv erwähnt, dass wir das Budget eingehalte­n haben. Er sieht, wie wir, eine Zukunft in dem Ganzen. Wir müssen viel Infrastruk­tur aufbauen. Jetzt haben wir einmal ein fixes Gebäude und wir werden die nächsten Schritte gehen. Wir setzen da aber auf die Funktional­ität und wollen die Gebäude vielfach nutzen.

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Die Fans waren begeistert, OK-Chef Christoph Prüller auch
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