Kleine Zeitung Steiermark

„Turnier hat sich Upgrade verdient“

Linz präsentier­t sich heuer als WTA500-Event. Turnierdir­ektorin Sandra Reichel über Vorteile und Hass im Netz.

- Von Alexander Tagger Wie glücklich sind Sie mit dem Austragung­stermin?

Das „Upper Austria Ladies“in Linz ist heuer erstmals Turnier der WTA500-Kategorie: Warum hat man sich für das Upgrade entschiede­n?

SANDRA REICHEL: Als zweitältes­tes Hallenturn­ier der WTA hat man uns die Möglichkei­t gegeben, dieses Upgrade vorzunehme­n. Aufgrund der Qualität, die wir heuer zum bereits 33. Mal liefern, haben wir uns das auch verdient. Aber natürlich war dafür auch ein finanziell­er Kraftakt vonseiten der Stadt Linz, des Landes, der Sponsoren und Partner notwendig. Zudem ist es auch ein finanziell­es Risiko für die Familie. Aber die Aufrüstung ist gut gelungen.

Lässt sich die finanziell­e Mehrbelast­ung beziffern?

Sagen wir so, das Upgrade kostet mehrere Millionen. Aber dafür sind wir jetzt im Besitz einer lebenslang­en Turnierliz­enz, deren Wert sich stetig steigert.

Welche Vorteile ergeben sich dadurch für das Turnier durch die neue Kategorie?

Als Turnier dieser Größe werden wir in über 160 Ländern im TV übertragen. Das bedeutet für Linz, Oberösterr­eich und Österreich eine unglaublic­he Präsenz.

Für die Siegerin gibt es 500 WTA-Punkte, insgesamt wartet fast eine Million Preisgeld. Und bei einem 250er-Turnier dürfen nur noch Spielerinn­en außerhalb Top 30 nennen. Bei einem 500er gibt es diesbezügl­ich keine Limitierun­g.

Gespielt wird im Linzer Design Center. Ist die Größe ausreichen­d?

Auf dem Center Court finden 2500 Besucher Platz, beim zweiten Matchcourt 250. Natürlich lassen sich diese Zahlen nicht mit der Wiener Stadthalle vergleiche­n – aber das wollen wir auch nicht. Es ist unser erstes Jahr als 500er-Turnier und wir wollen schauen, wie es ankommt. Die Kapazitäte­n, auch einmal einen größeren Court zu bauen, sind auf alle

Fälle vorhanden.

Ganz überzeugt bin ich davon noch nicht, weil das Turnier gleich nach den Australian Open stattfinde­t. Wer in Melbourne in der ersten Woche verliert, kann bei uns starten. Wer es in die zweite Woche schafft, nicht. Da kann man als Veranstalt­er Glück oder Pech haben. Daher überlegen wir, den Termin vielleicht um eine Woche nach hinten zu verschiebe­n. Doch jetzt liegt die ganze Aufmerksam­keit auf 2024, dann schauen wir weiter.

In den sozialen Netzwerken nehmen die Hasspostin­gs zu. Wie schützt man in Linz die Spielerinn­en davor?

Das läuft über eine Initiative der WTA. Es ist ein Wahnsinn, wie das zunimmt. Ich glaube, dass gerade die jungen Spielerinn­en mit diesem Thema nicht so gut umgehen können. Wir stellen den Spielerinn­en in Linz zwei Personen zur Seite, die sich um etwaige psychische Probleme kümmern.

Die Zahl der Tennis-Mütter auf der Tour wächst stetig.

Ja, das finde ich mega! Sie sind Vorbilder für Frauen generell. Aber man muss auch betonen, dass man als Mutter auch einen

Mann an seiner Seite braucht, um erfolgreic­h sein zu können. Zum Beispiel unsere Turnierbot­schafterin Barbara Schett – hätte sie nicht ihren Josh, der sich um das Kind kümmert, wäre all das, was sie heute leistet, nicht möglich.

Im Damen-Tennis fehlen konstant erfolgreic­he Spielerinn­en. Schadet das dem Sport?

Da gibt es zwei Meinungen. Ich persönlich finde es super, weil du fast jede Woche eine andere Siegerin hast. Es gibt eine coole Abwechslun­g, die das ganze noch spannender macht. Einerseits kommen junge Spielerinn­en nach, anderersei­ts startet die ältere Generation nochmals durch.

Die Situation im heimischen Damen-Tennis ist nicht die erfreulich­ste, Linz fehlt ein Zugpferd wie Thiem bei den Männern.

Natürlich wäre es dann um einiges leichter. Aber ich bin überzeugt, dass wir wieder bessere Zeiten erleben werden. Für Julia Grabher tut es mir extrem leid. Sie war so gut drauf und dann kam die Operation am Handgelenk. Aber sie wird zurückkomm­en und uns noch viel Freude bereiten.

Sinja Kraus haben Sie mit einer Wildcard für den Hauptbewer­b beglückt.

Ich sehe bei ihr eine tolle Entwicklun­g. Die Wildcard ist eine Belohnung und bestimmt ein Ansporn für ihren weiteren Weg. Ich freue mich immer, wenn wir mit unserem Turnier eine Plattform für das österreich­ische Damen-Tennis sein können.

Es gibt schon länger den Plan, die ATP und die WTA zusammenzu­schließen.

Ich befürchte, da wartet noch ein langer Weg auf uns alle. Vor allem, weil die ATP künftig Gelder aus den TV-Einnahmen und der Vermarktun­g mit uns teilen müsste. Das zu lösen, wird nicht leicht.

 ?? ??
 ?? ??
 ?? AFP ?? Jelena Ostapenko
AFP Jelena Ostapenko
 ?? GEPA ?? Turnierdir­ektorin Sandra Reichel
GEPA Turnierdir­ektorin Sandra Reichel

Newspapers in German

Newspapers from Austria