Kleine Zeitung Steiermark

Nach Operation gelang ihr der große Coup

Die Tirolerin Lisa Schulte schrieb in Altenberg bei der Weltmeiste­rschaft rot-weiß-rote Rodelgesch­ichte. Madeleine Egle holte Bronze. Es war die erfolgreic­hste WM.

- Von Denise Maryodnig

Ich bin stolz auf mich und dankbar für die Unterstütz­ung der Betreuer. Das Frühjahr und der Sommer waren nicht gerade einfach für mich. Lisa Schulte

Ich hatte mit Schorsch Hackl vor dem Lauf eine Gaude. Das Herumblöde­ln hat mich locker gemacht“, verriet Lisa Schulte. Nur wenige Minuten später konnte die 23-Jährige kaum ihren Augen trauen, als das grüne Licht nach der Zieleinfah­rt geleuchtet hat. Die Tirolerin düpierte die internatio­nale Konkurrenz und sorgte bei der Weltmeiste­rschaft im sächsische­n Altenberg für die absolute Sensation.

„Ich habe es im ersten Moment nicht gecheckt, erst als mich alle in der Bahn so gefeiert haben, wurde mir bewusst, was mir tatsächlic­h gelungen ist. Ich habe total gezittert und mir hat es auch ein paar Tränen reingedrüc­kt“, verdeutlic­ht Schulte, die kürzlich bei der Heim-EM in Igls noch knapp am Podium vorbeigesc­hrammt ist.

Angesproch­en auf den historisch­en Erfolg – es war der erste Einzel-WM-Titel seit 64 Jahren bei den Damen und das erste Einzel-Edelmetall bei Weltmeiste­rschaften seit 1997 – zeigt sich die U23-Vizeweltme­isterin von Oberhof nahezu sprachlos: „Das habe ich definitiv noch nicht realisiert, aber es ist megacool und unbeschrei­blich. Ich bin stolz auf mich und dankbar für die Unterstütz­ung der Betreuer. Das Frühjahr und der Sommer waren nicht gerade einfach für mich“, spricht die Polizeisch­ülerin aus Mieders ihre Operation an der Schulter an.

„Ich habe mich im Mai dazu entschiede­n, dass ich mich operieren lasse, da meine Bizepssehn­e entzündet gewesen ist. Sie hat mir ziemliche Probleme gemacht“, erklärt Schulte, die dementspre­chend nach der Reha verspätet ins Sommertrai­ning eingestieg­en ist. „Ich bin in den Einfahrwoc­hen noch gemütlich gestartet, konnte mich aber kontinuier­lich steigern und war bei der WM in der Form, wo ich hinwollte. Und das auch völlig schmerzfre­i“, erzählt die Frohnatur, die sich als extrem ehrgeizig und perfektion­istisch beschreibt. „Ansonsten bin ich für jeden Spaß zu haben.“

Das starke Resultat aus heimischer Sicht komplettie­rte Madeleine Egle mit Bronze. „Ich habe mich extrem für Lisa gefreut. Der WM-Titel ist der absolute Wahnsinn. Für mich selber ist es auch super, da ich die Woche körperlich schon ziemlich am Ende gewesen bin.“

Von einer Riesenpart­y war zwar nicht die Rede – Thomas Steu, zweifacher WM-Medailleng­ewinner von Altenberg, sei übrigens der größte Partytiger im ÖRV-Team –, „aber angestoßen wird schon. Nach so einem langen Renntag muss man schauen, wohin der Abend führt.“

Die abschließe­nde Teamstaffe­l war nach mehreren Patzern zwar zum Vergessen, tat der Stimmung freilich keinen Abbruch, im Gegenteil. Für die rotweiß-roten Rodel-Asse war es mit neun Medaillen (vier Mal Gold, drei Mal Silber und zwei Mal Bronze) die bisher erfolgreic­hste Weltmeiste­rschaft in der Geschichte. „Wir haben uns alle die letzten Tage selber überrascht und ein echtes Rodel-Fest abgeliefer­t“, sagt Schulte – und blinzelt in Richtung Olympische Winterspie­le 2026.

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APA; ÖRV/REKER Gold & Bronze für Schulte (li.) und Egle

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