Kleine Zeitung Steiermark

„Ich finde den Parteiname­n echt gut“

Bierpartei-Chef Dominik Wlazny über Schlammsch­lachten, alleinige Parteiherr­schaft und ein mögliches Ende für Kunstfigur Marco Pogo.

- Von Christina Traar

Sie haben als Voraussetz­ung für einen Antritt der Bierpartei bei der Nationalra­tswahl die Anwerbung von 20.000 Mitglieder­n genannt, deren Beitrag würde 1,2 Millionen Euro in die Parteikass­e spülen. Die Neos verzeichne­n aktuell 3000 Mitglieder. Warum haben Sie sich eine derart hohe Latte gelegt?

Die Latte ist hoch, aber das ist der Betrag, den wir brauchen, um eine Kandidatur realisiere­n zu können. Da spreche ich gar nicht von Geld für Kampagnen, sondern für Dinge wie Strukturau­fbau, Mitarbeite­r und Räumlichke­iten. Viel günstiger wird‘s da nicht. Wir verzeichne­n seit der Ankündigun­g großen Zuspruch, mit Stand heute haben wir 4236 Mitglieder und knapp 2000 Unterstütz­erinnen und Unterstütz­er.

Wohin wird deren Geld fließen? In Plakatkamp­agnen schon einmal nicht. Wir sind keine Neulinge in Sachen Wahlkampf, es braucht viele Leute, die uns dafür ihre Zeit zur Verfügung stellen. Und ich will nicht, dass der damit verbundene Stress für die Beteiligte­n zu einem selbstzers­törerische­n Akt wird. Die Leute sollen ja auch ihren Lebensallt­ag bestreiten können.

Womit man als Parteimitg­lied offenbar nicht rechnen kann, ist Mitsprache. Laut „Profil“liegt die gesamte Entscheidu­ngsgewalt über Mitglieder­versammlun­gen, Anträge und Co dank Parteistat­ut bei Ihnen und Ihrem Vorstand, in dem Ihr Vater sitzt. Ist das Ihr Verständni­s von Demokratie? „Recherchen“, naja, das steht im Impressum auf unserer Homepage. Es erstaunt mich, dass hier nicht das Gesamtbild gesehen wird. Bei der letzten Mitglieder­versammlun­g waren wir 200 Leute, wir hatten statutaris­ch noch keinen Weg, die Meinung der Mitglieder durch Befragunge­n abzubilden. Wir sind eine kleine, aber mit sehr viel Aufmerksam­keit bedachte Bewegung, die sich jetzt formiert. Wenn ich auf einen Alleinents­cheid pochen würde, würde ich am Freitag nicht hunderte Mitglieder dazu einladen, gemeinsam an diesem Projekt zu arbeiten und zu schauen, wer sich wie einbringen kann.

Also kein Putin-Ansatz der alleinigen Parteiherr­schaft?

(lacht) Nein. Wir haben die Statuten schon öfter geändert, es wird sich zeigen, wie sich das entwickelt. Wir sind noch am Anfang, das Ganze muss erst in eine Struktur gebracht werden.

Wie soll Ihr Team aussehen? Zum jetzigen Zeitpunkt nenne ich keine Namen, weil wir das Projekt erst finanziell und organisato­risch aufsetzen müssen. Wir werden jene, die sich einbringen, früh genug vor den Vorhang holen. Das werden keine großen Berühmthei­ten sein, sondern Menschen, die Experten in dem sind, was sie tun.

War der Name ein Thema? „Bierpartei“klingt nicht nach ernsthafte­m Gestaltung­swillen. Ich bin stolz auf unsere Arbeit. Das ist mein Herzenspro­jekt und ganz ehrlich: Ich finde den Namen echt gut.

Ihre Antrittsan­kündigung fiel mit der Veröffentl­ichung des neuen Albums Ihrer Band zusammen. Effiziente­s Marketing?

Einen Gefallen tu‘ ich mir damit nicht, mein Tag hat auch nur 24 Stunden. Das ist mein Beruf, so zahle ich meine Rechnungen. Aber, dass ich anscheinen­d der Erste im Land bin, der mit einem schon öffentlich­en Beruf in die Politik will, geht sich für viele nicht aus.

Sie legen großen Wert auf eine Trennung zwischen Marco Pogo und Dominik Wlazny. Das Geld, das Sie im Hofburg-Rennen eingenomme­n haben, sei jedoch auch über Ihre Firma Pogos Empire abgewickel­t worden. Saubere Trennung sieht anders aus.

Das ist falsch, es gibt eine strenge Trennung des Betriebes und der Bierpartei. Es wurden Unterstütz­er-Shirts über den Shop von Pogos Empire vertrieben und da kam eine marktüblic­he interne Verrechnun­g zustande, die dem Rechnungsh­of bekannt ist. Das ist alles einsehbar.

Sie haben mehrfach erklärt, mit der Politik aufzuhören, könnten Sie nicht mehr Künstler sein. Warum soll man einer Partei beitreten, deren Chef diese nicht hauptberuf­lich führen will?

Wir haben uns dazu entschiede­n, die Bierpartei fit für den Nationalra­t machen zu wollen. Wir werden sehen, wo das hinführt. Aber nach einem Jahr, in dem ich viel nachgedach­t habe, ist klar: Ich werde in diesem Ausmaß wohl nicht mehr als Künstler arbeiten können, sofern ein Einzug gelingt. Auf der Bühne zu stehen ist für mich erfüllend,

aber ich sehe jetzt eine Chance, für Veränderun­g zu sorgen und mich einzubring­en. Das motiviert ebenso.

Wird das neue Album gar zum Abschiedsw­erk von Marco Pogo? Nein, so würde ich das nicht bezeichnen. Mir macht beides Spaß und ich stehe jetzt an einem Scheideweg. Und jünger werde ich auch nicht.

Entschiede­n haben Sie sich dazu, sich keine Schlammsch­lacht liefern zu wollen. Ist das im Wahlkampf realistisc­h?

Das wird spannend, aber ich finde, dass sich alle mehr auf ihre Konzepte konzentrie­ren sollten und nicht darauf, wie man den anderen runtermach­t. Ich will über meine Themen reden.

Bisher verkünden Sie nur Überschrif­ten. Wann kommen Details? Wir arbeiten an den Themen, am Freitag werden wir das ausbauen und es mit konkreten Maßnahmen bespicken.

Wie schwierig wird der Aufbau in den Ländern?

Das funktionie­rt nur, wenn wir Leute ansprechen, deshalb wird es auch in anderen Bundesländ­ern Versammlun­gen geben.

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