„Ich finde den Parteinamen echt gut“
Bierpartei-Chef Dominik Wlazny über Schlammschlachten, alleinige Parteiherrschaft und ein mögliches Ende für Kunstfigur Marco Pogo.
Sie haben als Voraussetzung für einen Antritt der Bierpartei bei der Nationalratswahl die Anwerbung von 20.000 Mitgliedern genannt, deren Beitrag würde 1,2 Millionen Euro in die Parteikasse spülen. Die Neos verzeichnen aktuell 3000 Mitglieder. Warum haben Sie sich eine derart hohe Latte gelegt?
Die Latte ist hoch, aber das ist der Betrag, den wir brauchen, um eine Kandidatur realisieren zu können. Da spreche ich gar nicht von Geld für Kampagnen, sondern für Dinge wie Strukturaufbau, Mitarbeiter und Räumlichkeiten. Viel günstiger wird‘s da nicht. Wir verzeichnen seit der Ankündigung großen Zuspruch, mit Stand heute haben wir 4236 Mitglieder und knapp 2000 Unterstützerinnen und Unterstützer.
Wohin wird deren Geld fließen? In Plakatkampagnen schon einmal nicht. Wir sind keine Neulinge in Sachen Wahlkampf, es braucht viele Leute, die uns dafür ihre Zeit zur Verfügung stellen. Und ich will nicht, dass der damit verbundene Stress für die Beteiligten zu einem selbstzerstörerischen Akt wird. Die Leute sollen ja auch ihren Lebensalltag bestreiten können.
Womit man als Parteimitglied offenbar nicht rechnen kann, ist Mitsprache. Laut „Profil“liegt die gesamte Entscheidungsgewalt über Mitgliederversammlungen, Anträge und Co dank Parteistatut bei Ihnen und Ihrem Vorstand, in dem Ihr Vater sitzt. Ist das Ihr Verständnis von Demokratie? „Recherchen“, naja, das steht im Impressum auf unserer Homepage. Es erstaunt mich, dass hier nicht das Gesamtbild gesehen wird. Bei der letzten Mitgliederversammlung waren wir 200 Leute, wir hatten statutarisch noch keinen Weg, die Meinung der Mitglieder durch Befragungen abzubilden. Wir sind eine kleine, aber mit sehr viel Aufmerksamkeit bedachte Bewegung, die sich jetzt formiert. Wenn ich auf einen Alleinentscheid pochen würde, würde ich am Freitag nicht hunderte Mitglieder dazu einladen, gemeinsam an diesem Projekt zu arbeiten und zu schauen, wer sich wie einbringen kann.
Also kein Putin-Ansatz der alleinigen Parteiherrschaft?
(lacht) Nein. Wir haben die Statuten schon öfter geändert, es wird sich zeigen, wie sich das entwickelt. Wir sind noch am Anfang, das Ganze muss erst in eine Struktur gebracht werden.
Wie soll Ihr Team aussehen? Zum jetzigen Zeitpunkt nenne ich keine Namen, weil wir das Projekt erst finanziell und organisatorisch aufsetzen müssen. Wir werden jene, die sich einbringen, früh genug vor den Vorhang holen. Das werden keine großen Berühmtheiten sein, sondern Menschen, die Experten in dem sind, was sie tun.
War der Name ein Thema? „Bierpartei“klingt nicht nach ernsthaftem Gestaltungswillen. Ich bin stolz auf unsere Arbeit. Das ist mein Herzensprojekt und ganz ehrlich: Ich finde den Namen echt gut.
Ihre Antrittsankündigung fiel mit der Veröffentlichung des neuen Albums Ihrer Band zusammen. Effizientes Marketing?
Einen Gefallen tu‘ ich mir damit nicht, mein Tag hat auch nur 24 Stunden. Das ist mein Beruf, so zahle ich meine Rechnungen. Aber, dass ich anscheinend der Erste im Land bin, der mit einem schon öffentlichen Beruf in die Politik will, geht sich für viele nicht aus.
Sie legen großen Wert auf eine Trennung zwischen Marco Pogo und Dominik Wlazny. Das Geld, das Sie im Hofburg-Rennen eingenommen haben, sei jedoch auch über Ihre Firma Pogos Empire abgewickelt worden. Saubere Trennung sieht anders aus.
Das ist falsch, es gibt eine strenge Trennung des Betriebes und der Bierpartei. Es wurden Unterstützer-Shirts über den Shop von Pogos Empire vertrieben und da kam eine marktübliche interne Verrechnung zustande, die dem Rechnungshof bekannt ist. Das ist alles einsehbar.
Sie haben mehrfach erklärt, mit der Politik aufzuhören, könnten Sie nicht mehr Künstler sein. Warum soll man einer Partei beitreten, deren Chef diese nicht hauptberuflich führen will?
Wir haben uns dazu entschieden, die Bierpartei fit für den Nationalrat machen zu wollen. Wir werden sehen, wo das hinführt. Aber nach einem Jahr, in dem ich viel nachgedacht habe, ist klar: Ich werde in diesem Ausmaß wohl nicht mehr als Künstler arbeiten können, sofern ein Einzug gelingt. Auf der Bühne zu stehen ist für mich erfüllend,
aber ich sehe jetzt eine Chance, für Veränderung zu sorgen und mich einzubringen. Das motiviert ebenso.
Wird das neue Album gar zum Abschiedswerk von Marco Pogo? Nein, so würde ich das nicht bezeichnen. Mir macht beides Spaß und ich stehe jetzt an einem Scheideweg. Und jünger werde ich auch nicht.
Entschieden haben Sie sich dazu, sich keine Schlammschlacht liefern zu wollen. Ist das im Wahlkampf realistisch?
Das wird spannend, aber ich finde, dass sich alle mehr auf ihre Konzepte konzentrieren sollten und nicht darauf, wie man den anderen runtermacht. Ich will über meine Themen reden.
Bisher verkünden Sie nur Überschriften. Wann kommen Details? Wir arbeiten an den Themen, am Freitag werden wir das ausbauen und es mit konkreten Maßnahmen bespicken.
Wie schwierig wird der Aufbau in den Ländern?
Das funktioniert nur, wenn wir Leute ansprechen, deshalb wird es auch in anderen Bundesländern Versammlungen geben.