Ö 1 wagte die große Reform
Abschiede, Neues und mehr Ordnung: Das öffentlich-rechtliche Aushängeschild des ORF stellt sich ab Montag neu auf.
ls Ö 1 im Jahr 2017 seinen akustischen Auftritt erneuerte und Werner Pirchners kunstvolle Signations in die Radio-Pension schickte, war Skepsis in der treuen Ö 1-Hörerschaft vernehmbar. Jede Manipulation beim Kultursender wird kritisch beäugt, oder in diesem Fall korrekter: kritisch belauscht. Sieben Jahre später wagt sich mit Silvia Lahner erneut eine Ö 1-Führung daran, das täglich von mehr als 700.000 Menschen gehörte Programm einer Reform zu unterziehen.
Ab Montag erhält Ö 1 eine Tagesmoderation, etwas, das der Sender zuletzt vor rund 40 Jahren hatte. Ein Moderator oder eine Moderatorin meldet sich von neun bis 18 Uhr, um wie ein Fährmann zwischen den unterschiedlichen Formaten zu übersetzen. Es soll „ein Lustmachen
Aauf die Sendungen sein“, wünscht sich Lahner von dem Konzept, das mit FM 4-Legende Angelika Lang entwickelt wurde. „Wir wollen das Gefühl vermitteln, da sitzt jemand live vor dem Mikrofon und begleitetet die Hörer und Hörerinnen durch den Tag“, erklärt die Interimssenderchefin. Anders als bisher, als Sendungen unabhängig voneinander agierten, soll das Ö 1Programm zum akustischen Bouquet werden, wünscht sich Lahner. Vorerst wird die Tagesmoderation
von zwölf Personen besetzt, darunter bekannte Stimmen wie jene von Monika Kalcsics oder Bernhard Fellinger. Auch Alexandra Augustin, die im Februar von FM 4 zu Ö 1 wechselt, ist Teil des Teams.
wird von Montag bis Freitag grundlegend und zugleich sanft genug umgebaut, um Hörgewohnheiten nicht übermäßig zu strapazieren: Am Montag soll um 16.05 Uhr in der „Science Arena“Platz
Die Nachmittagsschiene
für philosophisch-wissenschaftliche Diskurse sein. Am Dienstag ist das Literaturmagazin „Tonspuren“programmiert, am Mittwoch das Ethikmagazin „Im Fokus“und am Donnerstag ersetzt das Gesundheitsmagazin „Am Puls“u. a. den „Radiodoktor“. Am Freitag gehört der Sendeplatz „Im Gespräch“.
Justierungen gibt es auch an anderer Stelle: Die Anrufsendung „Punkt eins“soll stärker auf Wissenschaft fokussieren, das Wirtschaftsmagazin „Saldo“
wird von wöchentlich auf monatlich umgestellt und wandert wie das Medienmagazin „Doublecheck“auf den Donnerstag. „Betrifft: Geschichte“rückt auf den Sendeplatz um
15.55 Uhr vor. Kurz vor Mitternacht lockt künftig „Sound Art“(23.03 Uhr) statt „ZeitTon“vor das Radio: mittwochs mit Literatur, donnerstags mit Audiokunst, an den anderen Werktagen mit zeitgenössischer Musik. Unverändert bleiben die NachrichtenHerzstücke Morgen-, Mittagsund Abendjournal.
mehr im Ö 1-Programm haben, wie berichtet, Kindersendungen wie der „Radiohund“oder die „Kinderuni“.
Keinen Platz
Kinderformate sollen laut ORF-Flottenstrategie des Küniglbergs im Kinderkanal ORF Kids gebündelt werden, der aktuell nur Bewegtbild und künftig auch Audiosendungen im Portfolio haben soll.
Bedenken, dass die Ö 1-Hörer und -Hörerinnen mit den Umstrukturierungen unzufrieden sind, hat Lahner nicht. Nichts sei so beständig wie der Wandel, ist sie überzeugt. Dazu gehört auch der bevorstehende Wandel in ihrer eigenen Biografie: Im Herbst begeht sie ihren 65. Geburtstag, die Pension steht für die Ö 1-Chefin an: „Ich bin innerlich noch nicht abgetreten, ich werde bis zum letzten Tag alles machen, was Ö 1 guttut.“