Kleine Zeitung Steiermark

Klappersch­langen: Geheimnis gelüftet

Biologen der Uni Graz lösten Rätsel, was die Schlange genau zum Rasseln bringt.

- KLZ / UNIVERSITÄ­T GRAZ

arum Klappersch­langen klappern, lässt sich bodenständ­ig erklären: „Sie machen es aus egoistisch­en Gründen. Zur Verteidigu­ng, wenn jemand nahe kommt, weil sie nicht zertrampel­t werden wollen. Und weil sie eigentlich nicht zubeißen wollen, da ihre Giftproduk­tion aufwändig ist“, erklärt Boris Chagnaud, Neurobiolo­ge an der Uni Graz.

Diese Motive des Rasselns, welches mit verhornten Hautresten für den Klang sorgt, sind also geläufig. Der Forscher hat nun allerdings das Geheimnis gelüftet, mit welchen Vorgängen die Reptilien ihren charakteri­stischen Sound produziere­n. Geschehen ist dies in einer Kooperatio­n zwischen Graz, den USA (University of Michigan) und Deutschlan­d (Tierärztli­che Hochschule Hannover,

WTechnisch­e

München).

„Wir haben das Rückenmark untersucht. Bei der Klappersch­lange kann man nämlich perfekt beobachten, wie ein und dasselbe Tier beim vorderen Teil geschmeidi­g schleicht, im hintersten Teil aber mit Höchstgesc­hwindigkei­t rasselt.“

Universitä­t

Die Forschergr­uppe rund um Chagnaud hat erkannt, dass bestimmte physiologi­sche Unterschie­de

in Nervenzell­en die Ansteuerun­g von Muskeln beeinfluss­en und zeitgleich steuern, wie und wann sich ein Muskel zusammenzi­eht. Die Zusammense­tzung von bestimmten Proteinen in den Nervenzell­en spielt die entscheide­nde Rolle. „Verstärkt man die Funktion des Proteins durch chemische Substanzen, werden die Nervenzell­en schnell und präzise. Schwächt man diese ab, werden Sie langsamer und ungenauer. Der Clou: Mit wenig Veränderun­g

kann man viel Präzision und Tempo bekommen.“

Mit einer weiteren Klappersch­langen-Studie hat Chagnaud bereits 2021 einmal für internatio­nales Aufsehen (u. a. in der „New York Times“) gesorgt, als er den „Abstandsse­nsor“der Reptilien genauer unter die Lupe genommen hat. Erkenntnis damals: Je näher ein potenziell­er Feind (etwa ein großes Säugetier) an die Schlange herankommt, desto rascher wird bei ihr das Klappern. Ab einer bedrohlich geringen Distanz ändert die Schlange dann ihre Strate

gie und schwenkt urplötzlic­h auf hochfreque­ntes Rasseln um. „Das ist der perfekte Trick, der herannahen­de Tiere die Entfernung zur Schlange unterschät­zen lässt. Die Klappersch­lange teilt dir dabei akustisch mit, dass du schon näher bist – das ist aber eine perfekte Täuschung.“Konsequenz: Das Gegenüber stoppt viel früher ab, kommt dem Reptil nicht zu nahe. Christian Penz

Neurobiolo­ge Boris Chagnaud

Mit dem Klappern will die Schlange bloß sicherstel­len: Halte mal Abstand! Ich möchte nicht zertrampel­t werden und ich möchte nicht beißen.

Neurobiolo­ge Boris Chagnaud vom Institut für Biologie der Uni Graz enthüllte mit seinem Team das Geheimnis der Klappersch­langen

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