Kleine Zeitung Steiermark

Fernwärme: Umbruch ist naheliegen­d

Seit 60 Jahren werden Grazer versorgt, heute erwärmen sich 60 Prozent der Haushalte dafür. „Dekarbonis­ierung“und Streben nach Unabhängig­keit sorgen für Umbruch.

- Von Michael Saria HOLDING GRAZ,

ine Weggabelun­g brachte vor 60 Jahren die Fernwärmev­ersorgung in Graz ins Rollen – und nun steht man wieder an einer Kreuzung. Ende der 1950er-Jahre, als die Absätze in weststeiri­schen Braunkohle­revieren zurückging­en, ließen Landes- wie Stadtpolit­iker das Verlegen von Leitungen vorantreib­en. 60 Jahre später investiert man Hunderte Millionen Euro, um Emissionen bei der Fernwärmee­rzeugung zu reduzieren („Dekarbonis­ierung“) – und die Unabhängig­keit vom Ausland zu erhöhen. Vordergrün­dig überwiegen die Glückwünsc­he zum Jubiläum: Immerhin sind heute 60 Prozent der Grazer Haushalte ans 450 Kilometer lange Netz angeschlos­sen.

EVertreter von Stadt, Holding Graz und den Energieunt­ernehmen Auch das habe geholfen, „die Feinstaubt­age in den letzten zehn Jahren um über 70 Prozent zu senken“, sagt Vizebürger­meisterin Judith Schwentner (Grüne). Aber wohin entwickelt sich das Geburtstag­skind? Energie Graz: Diese „Tochter“der Energie Steiermark, an der auch die Holding Graz beteiligt ist, sorgt federführe­nd für die Fernwärmev­ersorgung. Im Jahr 2022 lag das betrieblic­he Ergebnis vor Steuern (Ebitda) um 37 Millionen Euro im Plus.

Vor- und Rücklauf: Bei einer Fernwärmel­eitung dient Wasser als Träger, welches im Erdreich direkt zu den Kunden fließt – „je nach Außentempe­ratur mit maximal 120 Grad Celsius“, heißt es. Nach der Abgabe der Wärme an die Hausanlage rinnt es mit rund 50 Grad zurück.

Start in den 60er-Jahren

Unabhängig­keit: Lieferte das Kraftwerk Mellach lange Jahre bis zu 80 Prozent der benötigten Energie als Abwärme, ging dieser Anteil zuletzt zurück – parallel stieg die Notwendigk­eit, umweltfreu­ndlicher und unabhängig­er vom Ausland zu agieren. Daher wurde die Nutzung industriel­ler Abwärme intensivie­rt, etwa mit der Marienhütt­e und der Sappi in Gratkorn: Heute stammt ein Viertel der Fernwärme aus diesen Quellen. Verbrennun­g: Die nächsten großen Schritte, um Abwärme zu nutzen, betreffen die Verbrennun­g von Müll und Klärschlam­m. Ersteres geschieht ab 2027 im „Energiewer­k Graz“in der Puchstraße, wo „ausschließ­lich nicht mehr recyclingf­ähige Stoffe“verheizt werden, so Umweltamts­leiter Werner Prutsch.

Schon bald wird dazu die „Umweltvert­räglichkei­tserklärun­g“(Vorstufe zur UVP) eingereich­t. Und ab 2028 wird in der Kläranlage Gössendorf anfallende­r Schlamm verfeuert. Steinbruch/Tiefenbohr­ung: Zwei neue Stoßrichtu­ngen sorgen für Aufmerksam­keit: Zum einen geht es um Tiefenbohr­ungen (Geothermie), um nach oben geholtem Wasser Wärme zu entnehmen und dieses dann wieder dem Boden zu „injizieren“– Probebohru­ngen in der Oststeierm­ark sind für Frühjahr geplant. Zum anderen will man beim Steinbruch in Weitendorf bei Wildon den „Sonnenspei­cher Süd“mit Kollektore­n und Biomassewe­rk realisiere­n.

Kosten: „Die großen Infrastruk­turprojekt­e werden längerfris­tig zu einer Stabilisie­rung der

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STADT/FISCHER, ENERGIE GRAZ, ZINNER
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