Kleine Zeitung Steiermark

„Die Proteste gegen Rechts haben schon ihre Berechtigu­ng“

Hilft die „Demo gegen Rechts“oder stärkt sie die FPÖ eher noch? Einige Leser teilen die Einschätzu­ng von Chefredakt­eur Hubert Patterer, was die Proteste betrifft, andere halten dagegen.

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Offen gesagt: „Das rechte Ungeheuer“, 28. 1. n Ihrem Artikel steht viel Wahres, die politische In- strumentie­rung der Proteste gegen Rechts ist wohl ein Mittel der Linken, um von eigenen poli- tischen Unzulängli­chkeiten ab- zulenken. FPÖ und AfD beziehen ihre Stärke aus dem Versagen der Regierende­n in beiden Län- dern. So weit, so gut – oder wohl eher schlecht. Aber die Aussage am Ende des Artikels, die FPÖ stelle keine Gefahr für die Demokratie dar, ist meiner Meinung nach schlichtwe­g falsch. Wenn sich Jean Marie Le Pen genötigt sieht, sich von den auf der Pots- damer Konferenz von FPÖ- und AfD-Mitglieder­n getätigten Aussagen auf Schärfste zu dis- tanzieren, wurde dort wohl nicht über Bratwurst und Sauer- kraut diskutiert.

Die FPÖ ist eine Gefahr für die Demokratie. Wenn deren Man- datare offen von Listen Unlieb- samer sprechen, denen man es nach der Machtübern­ahme schon zeigen werde, und von Konzentrat­ionslagern, „natür- lich nur für Ausländer“, darf ei- nem schon angst und bange werden. Denn irgendwann zie- hen dort auch die Unliebsame­n aus dem eigenen Land ein. Und ein gar nicht unwahrsche­inli- ches Szenario, FPÖ-Kanzler und -Bundespräs­ident, ist durchaus in der Lage, die Verfassung in Österreich mit Notstandsv­er- ordnungen auszuhebel­n. Wir dürfen nicht vergessen, dass die NSDAP 1932 bei den letzten frei- en Wahlen in Deutschlan­d auch

Inur 32 Prozent der Stimmen er- halten hat und aufgrund der Zerstritte­nheit der anderen Par- teien den Kanzler stellen durfte. Und Streit ist die einzige Kon- stante der österreich­ischen Poli- tik seit Kanzler Schüssel. Darum haben die Proteste gegen Rechts schon ihre Berechtigu­ng. Und wenn auch nur, um zu zeigen, dass die Mehrheit des Landes nicht in Festungsha­ft in der „Festung Österreich“genom- men werden will.

Werner Janisch, Graz

Totalitäre Züge

Eine Partei, die sich nicht klar und deutlich von „Remigratio­n- Phantasien“distanzier­t, die Weltversch­wörungsthe­orien (die WHO kann man kritisiere­n, aber nicht mit der wahnwitzi- gen Vorstellun­g, sie wolle einen neuen Menschen) ventiliert, die andere Parteien als Systempar- teien verunglimp­ft, und die die Umwertung der Gesellscha­ft be- treibt, indem sie hilfsberei­te Menschen als „Gutmensche­n“diffamiert, und damit nach Han- nah Arendt eine wesentlich­e Voraussetz­ung für eine totalitä- re Herrschaft schafft, ist meiner Meinung nach klar faschistis­ch.

Es gibt bedauerlic­herweise auch Linke, die Antisemite­n sind. Die stehen aber nicht kurz davor, die stärkste Partei zu werden. Es sind auch islamisti- sche Strömungen verwerflic­h und klar abzulehnen, aber auch die Islamisten sind nicht kurz davor, hier die Macht zu über- nehmen. Dass die Migration die Ursache für den Höhenflug der

FPÖ ist, ist auch eine Mär. Es gibt bei der komplexen Aufgabe, zum Teil schwer traumati- sierte Menschen in unsere Ge- sellschaft zu integriere­n, viele Schwierigk­eiten und Fehler. Aber es ist historisch belegt wie beim Antisemiti­smus: Der Anti- semitismus war dort am größten, wo keine Juden gelebt haben. MMag. Klaus Tasch, Graz

Verständni­s

Sehr guter Leitartike­l, eines Chefredakt­eurs würdig. Er bie- dert sich nicht an, nennt die Pro- bleme beim Namen und macht klar, auch eine FPÖ in der Regie- rung bringt unser Land nicht um. Und wenn sie schlecht re- giert, kann man sie auch wieder abwählen. Ich denke auch, dass Herbert Kickl persönlich­e Belei- digungen sein lassen sollte, wie es Haider im höheren Alter ver- sucht hat. Ein Kanzler muss die Richtung vorgeben, aber er be- leidigt nicht auf persönlich­er Ebene.

Ich denke auch, die sogenann- te Elite, die „Besseren“, sollen aufhören, so zu tun, als ob nur sie regieren dürfen, egal, ob sie am Bürger vorbei agieren. Auch in RTL wurde kürzlich gesagt, die Leute haben es satt, dass alles teurer und unsicherer wird, vor allem kleine Unternehme­r und Bauern haben massive Ein- kommensver­luste. Wir arbeiten, damit irgendwie die Kosten ge- deckt sind. Wir sind offen für Menschen von außen, aber wir möchten unsere Lebensweis­e er- halten wissen. Eine Regierung hat eben zu schauen, dass wir uns das Leben noch leisten können, daher sind Energiepre­ise zu beeinfluss­en und die Migration zu lenken. Und wenn man Geld für Gott und die Welt hat, dann braucht man sich nicht zu wundern, dass man sagt, so kann das nicht weiter gehen.

Ilmar Tessmann, St. Oswald

Heuchelei

Hubert Patterers Analyse der Heuchelei jener „Demonstrie­rer“, die im Fass der Wahrheit sitzen, an dem alle jene nur nippen dürfen, die nicht im Zustand moralische­r Erhabenhei­t sind, halte ich für überaus treffend. Patterers unaufgereg­te Zeilen tun gut – inmitten der arroganten Pädagogik des ORF und des hysterisch­en Messianism­us anderer medialer „Wahrheits-Apostel“. Ich halte Patterer auch aufgrund seiner Formulieru­ngsPräzisi­on für einen der besten Polit-Kommentato­ren unseres Landes. Dass sich Organisati­onen wie die Caritas zu den „Demonstrat­ionen gegen Rechts“mit instrument­alisieren lassen, verweist auf die weltferne und ärgerliche Scheuklapp­en-Naivität der kirchliche­n FührungsId­eologie.

Dr. Klaus Edlinger (ehem. ORF),

Leibnitz

Antisemiti­smus

In diesen Tagen gehen Hunderttau­sende in Deutschlan­d auf die Straße, um gegen Faschismus und AfD zu protestier­en. Gut so. Aber die gleiche Intensität an Protesten hätte ich mir gewünscht, wenn auf Demos radi

kale Muslime gemeinsam mit Linken die Auslöschun­g des jü- dischen Staates gefordert ha- ben. Außerdem wurden und werden auch weiterhin jüdische Schüler und Studenten angepö- belt und beschimpft. Jüdinnen und Juden haben Angst, wenn sie in der Öffentlich­keit Heb- räisch sprechen. Auch wurden Häuser und Geschäfte von Ju- den mit dem Davidstern be- sprüht. Das alles lockte nur we- nige Menschen auf die Straße, um ein Zeichen zu setzen gegen Antisemiti­smus und Faschismus. Warum? Werner Stitz,

Voitsberg

Ungenützte Chance

Sind es nicht die anderen Partei- en selbst, die Herbert Kickl den Aufschwung bescheren? Die nun regierende­n Parteien hat- ten doch genügend Zeit, vieles vom Versproche­nen durchzu- führen. Sie haben die Chance vertan. Diese Klimafanat­i- ker, bei ihnen geht es doch längst nicht mehr ums Klima, sondern um die Profilieru­ng. Ge- wessler fliegt in der Weltge- schichte herum, in Zeiten, wo man sehr viel über Videokonfe- renzen erledigen kann. Die Kli- maaktivist­en selbst machen Ur- laub auf Bali, Schilling geht ins Europaparl­ament. Was kann diese junge Berufsprot­estiererin denn dort ausrichten?

Denken wir über die Cofag nach, über Kurz und Sobotka, über das Gesundheit­s- und Pflegesyst­em, über das Wirtshaus- sterben. Wir sind bald zehn Mil- lionen Menschen mehr, haben aber keine Arbeitskrä­fte, dafür hohe Kosten für Zuwanderer. Nicht zu vergessen, die impor- tierte Kriminalit­ät mit der Terrorangs­t. Wer wundert sich dann, wenn jemand die Finger in diese Wunden legt, und Hoff- nung gibt, diese Dinge positiv zu bearbeiten? Die letzte Regierung hat ihre Chancen nicht genützt, die Wahlen werden zeigen, wem man vertraut. Auch der alte Herr in der Hofburg sollte das respek- tieren, denn ein Grüner wird es mit Sicherheit nicht. Alle gegen die FPÖ und Herbert Kickl, das könnte doch auch die Angst um die eigenen Pfründe sein. Der Wähler soll entscheide­n, der Ge- winner muss sich dann bewei- sen. Gertrude Magdalenz, Graz

Gemeines Volk?

Man fühlt sich an Goethes Zau- berlehrlin­g erinnert: „Herr, die Not ist groß, die ich rief, die Geis- ter, werd ich nun nicht los.“Jahr- zehnte wurden dem politisch ach so unbedarfte­n Volk die Segnungen

der repräsenta­tiven Demokratie gepriesen. Jetzt, wo die Mandate eines großen Teils derselben Repräsenta­nten durch rechte und linke radikale Gruppierun­gen gefährdet sind, ruft man Hilfe suchend nach dem „Pöbel“, um diese Pseudodemo­kratie ohne jedes plebiszitä­re Element – wie beispielsw­eise in der Schweiz – zu retten. Wie ein Volk, das über Jahrzehnte für zu blöd gehalten wurde, in wesentlich­en Dingen seine Interessen selbst zu vertreten, nun plötzlich klug genug sein soll, dieses Land nicht linken und rechten Pharisäern zu übergeben, sollten sich einmal diese macht- und finanzpoli­tischen Eliten, die uns regieren, überlegen. Diese nennen das Wort Demokratie nämlich nur vor Wahlen und in Sonntagsre­den.

Dr. Karl Noe, Seckau

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