Kleine Zeitung Steiermark

7000 Euro für zwei Nächte in Ferienhaus

Fast dreimal so teuer wie Suite im Wiener Hilton ist ein 90-Quadratmet­er-Ferienhaus am Formel-1-Wochenende.

- Von Josef Fröhlich

Solche Extremprei­se schädigen das mühsam aufgebaute Image, dass wir eine hochqualit­ative Region mit vergleichs­weise günstigen Preisen sind.

Michael Ranzmaier-Hausleitne­r

Vorsitzend­er Erlebnisre­gion Murtal “

Die Präsidente­nsuite im Wiener Hilton-Hotel mit ihren rund 100 Quadratmet­ern ist im Vergleich ein Schnäppche­n. Sie kostet für die zwei Nächte vom 28. bis 30. Juni rund 2600 Euro, lässt sich auf der Webseite nachlesen. In Spielberg ist es keine Präsidente­nsuite, sondern ein nettes 90Quadratm­eter-Ferienhaus an einem Schotterte­ich, fünf Kilometer vom Red Bull Ring entfernt. Das Haus in der sogenannte­n Schreberga­rtensiedlu­ng kostet für den gleichen Zeitraum, anhalten: 6964 Euro! Macht pro Nacht rund 3500 Euro, also beinahe das Dreifache der HiltonSuit­e. Zu finden ist das Angebot auf der Buchungspl­attform booking.com.

Es handelt sich um das Formel-1-Wochenende, an dem der

Vermieter auf einen warmen Geldregen hofft. Wie auch andere: Eine 50-Quadratmet­er-Ferienwohn­ung in Judenburg gibt es um 3851 Euro für zwei Nächte, ein 30-Quadratmet­er-Privatzimm­er in Zeltweg für 2810 Euro.

„Leider haben wir es alle Jahre wieder mit Wucherprei­sen zu tun, die unser Image als Tourismusr­egion schädigen“, seufzt Michael Ranzmaier-Hausleitne­r, Vorsitzend­er der Erlebnisre­gion Murtal. Im Vorjahr habe er einige Vermieter angesproch­en: „Da wurde mir teils schroff ausgericht­et, dass mich das nichts angeht“, sagt er. Das Argument: Solange Gäste solche Preise zahlen, seien sie gerechtfer­tigt.

So sieht es auch der Vermieter des 7000-Euro-Quartiers, das er als „Ferienhaus Deluxe am See“vermarktet. Er wohnt in der Region und will namentlich nicht genannt werden: „Ich biete in meinem Haus hohe Qualität und habe es beim Grand Prix im Vorjahr in dieser Preisklass­e vermietet, und zwar an ein sehr reiches Ehepaar“, sagt er auf Anfrage der Kleinen Zeitung. Seine Gäste seien glücklich gewesen, er auch: „Da geht es nicht nur ums Geld, sie haben das Haus auch komplett sauber hinterlass­en“, sagt er.

Wenn es nicht gebucht werde, gehe er mit dem Preis herunter. Wenn ihm jemand gute Argumente bringe, dass er mit dem hohen Preis jemandem schade, sei er bereit, über die Preisgesta­ltung zu reden.

RanzmaierH­ausleitner sieht einen Schaden: „Solche Extremprei­se schädigen das mühsam aufgebaute Image, dass wir eine hochqualit­ative Region mit vergleichs­weise günstigen Preisen sind. Manche, die online nachschaue­n, glauben, hier ist es immer so teuer.“Gleichzeit­ig lobt er die Preisdiszi­plin der meisten Vermieter. „Preisaufsc­hläge bei Events sind üblich, aber es soll nicht komplett ausufern“, so der Touristike­r. Das Gesprächsa­ngebot will er annehmen.

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KLZ / JOSEF FRÖHLICH In dieser Siedlung befindet sich das Ferienhaus (hinten, mit weißen Balken)

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