Im Hintergrund wurlt es gewaltig
Damit die Sturm-Spieler am Punkt fit sind, wird in der zweiten Reihe ordentlich geschuftet.
Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, die Pläne wurden abgearbeitet, die Spieler des SK Sturm sind bereit für das erste Pflichtspiel im Jahr 2024. Zum Frühjahrsauftakt empfangen die Grazer am Freitag (20.30 Uhr, ORF 1 live) im Cup-Viertelfinale die Wiener Austria. Danach geht es Schlag auf Schlag, das Programm ist intensiv und umfangreich. Dementsprechend akribisch gestalten sich die Arbeitstage. Nicht nur für die Spieler.
Dafür, dass die Sturm-Akteure ihr Leistungspotenzial in jeder Partie ausreizen können, sorgt mittlerweile eine ganze Armada. Das „Schattenteam“arbeitet großteils unter der Wahrnehmungsgrenze der Öffentlichkeit. Aus einem professionellen Verein, der stetiger Teilnehmer im internationalen Fußballgeschäft sein will, ist das Team in der zweiten Reihe aber nicht mehr wegzudenken. In unmittelbarer Nähe der Mannschaft arbeiten eine Frau und 33 Männer. Sie unterstützen, fordern und behandeln die Fußballer, helfen und reden mit ihnen. Es wurlt also gewaltig. Damit der Verein in der Gesamtheit funktioniert, dafür sorgen natürlich wesentlich mehr Mitarbeiter. Der Fokus liegt aktuell aber auf jenen, die unmittelbar mit den Spielern zu tun haben.
Den direktesten Kontakt haben im wahrsten Sinne des Wortes die Masseure und Physiotherapeuten. Moritz Lindbichler und Andreas Grabner ist jenes Duo, das die medizinische Abteilung bei Sturm leitet. Grabner war im Jugendbereich Tormann in Hartberg. Einer großen Karriere stand nur seine Größe von 1,76 Metern im Wege. Und Lindbichler, einst bei Ries-Kainbach engagiert, hätte nach eigenen Angaben sogar Cristiano Ronaldo Konkurrenz gemacht … wäre da nicht eine Knieverletzung dazwischen gekommen.
meistens in der medizinischen Abteilung, trotz aller Ernsthaftigkeit während der Behandlungen. Die mentale Komponente ist bei verletzten Spielern nicht zu unterschätzen. Vor allem in der ersten Phase nach der Verletzung, wenn Spieler in einem psychischen Tief stecken. Da heißt es zu Beginn einer Rehabilitation, Ziele zu setzen. „Die Reha ist wie eine Reise, und ich sehe mich als Reiseleiter“, sagt Grabner und erklärt weiter: „Ich begleite den Spieler auf dieser Reise und unterstütze ihn mit all meinem Wissen und Können. Wie viel der Spieler von dieser Reise mitnimmt, liegt an ihm selbst.“Soll heißen: Je aktiver ein Patient mitmacht, desto besser sind die Heilungschancen. Wobei „besser“nicht unbedingt schneller heißt. Denn das Gewebe des menschlichen Körpers ist bei jedem unterschiedlich, spielt in der Gesundung aber eine wichtige Rolle.
Zwischen trainierten Frauenmuskeln und trainierten Männermuskeln gibt es so gut wie keinen Unterschied. Das sagt Lindbichler. Er hat den Vergleich, weil er drei Jahre lang beim Österreichischen Skiverband die Frauen behandelte. Was der Unterschied zwischen
dem ÖSV und dem SK Sturm ist? Lindbichler: „Skifahrer sind Einzelsportler und du ziehst dein Reha-Programm mit dem Athleten durch. Bei Sturm findet alles im Team statt. Wir helfen uns untereinander und stimmen die Behandlungen ab. Das hilft dem Sportler immens“, sagt Lindbichler. Und Grabner ergänzt: „Die Kommunikation ist umfangreich. Wir tun alles im Sinne des Fußballers.“
Grabner ist vorwiegend für die verletzten Spieler zuständig, wie aktuell für Seedy Jatta. Lindbichler ist hauptverantwortlich für das Tagesgeschäft. Das „Tagesgeschäft“sind die obligatorischen Behandlungen vor und nach Spielen bzw. Trainingseinheiten. Denn genauso wichtig wie die Reha bei verletzten Spielern ist die Prävention bei fitten Akteuren. In enger Abstimmung mit Athletiktrainer Marco Angeler werden dauerhaft entsprechende Stabilisationsübungen gemacht. Es gibt viel zu tun, damit die Spieler ihre Leistungslevel am Punkt abrufen können. Eine 50-StundenWoche ist für die Helfer im Hintergrund ganz normal. „Meistens ist es mehr“, sagt Lindbichler. „Und weil es mein Traumjob ist, macht es auch richtig Spaß“, fügt Grabner hinzu.