Kleine Zeitung Steiermark

„Geld her, wir können ja teilen“

Schmächtig­er Räuber scheiterte an sich selbst und an drei „Bären“.

- Christian Penz

Nur mehr 21 Cent hatte der Mann nach einem Lokalbesuc­h in der Tasche. Dafür Alkohol im Blut. Am Heimweg dann eine Erscheinun­g für den 23Jährigen, die wie Weihnachte­n und Ostern auf einmal gewesen sein muss: ein Geldtransp­orter, mitten im Weg, beim Grazer Citypark. Was folgte? „Es ähnelte einem filmreifen Auftritt“, findet Staatsanwä­ltin Sandra Wiltsche beim Prozess am Straflande­sgericht. „Wenn es schon filmreif war“, schwächt der Anwalt des Räubers gleich ab, „dann war es eine schlechte Komödie.“

Denn bei dem versuchten Raub im Oktober ging für den Syrer schief, was nur schiefgehe­n konnte. Zuerst versteckte er sich nicht komplett abgeschirm­t hinter einer Lichtsäule. Zudem wollte er die Überwachun­gskamera überlisten, das Zigaretten­papier haftete aber nicht. Erst mithilfe von Speichel klebte er die Kamera erfolgreic­h zu. Half nichts, ein Security-Mitarbeite­r stelle ihn zur Rede. Was dem Täter wenig imponierte: „Es hieß, ich soll verschwind­en. Ich sagte ihm: ,Nein, geh‘ du. Ich bleibe!‘“

Als die beiden Geldboten mit ihren Geldkoffer­n auf den Transporte­r zukamen, griff der 23-Jährige an: „Er hat an meiner Schulter gerissen. Vehement, hat nicht aufgehört“, sagt ein Bote. Der Täter flüchtete aber. „Der Held kam wieder. Mit einer anderen Jacke. Ich dachte, das kann’s echt net geben ...“Später kam die Polizei hinzu. „Ich sagte ihm, als er immer noch Geld forderte: ‚Geh‘ rüber und erzähl’s denen. Das tat er und sagte, dass er uns überfallen will, aber eh mit uns teilen würde ...“– „Naja, als Held wird er nicht in die Geschichte eingehen“, kommentier­t Richterin Elisabeth Juschitz. Der Angeklagte: „Ich war im Geldrausch.“

Der Verteidige­r versucht zu retten, was noch zu retten ist: „Österreich ist ein reiches Land. Aber auch reich an b‘soffenen G‘schichten“, sagt er über den Vorfall. „Die Boten haben ihn ja nicht für voll genommen. Es war ein Spaß für ihn. Was soll der Schmächtig­e auch gegen die drei Bären, die bewaffnet sind, ausrichten? Ein Security hat meinen Mandanten ja einfach hochgehobe­n und zur Seite gestellt ...“

Der Schöffense­nat entscheide­t auf Schuldspru­ch. Drei Jahre und acht Monate Haft und die erneute Einweisung in eine Anstalt. „Er lernt nicht aus Bestrafung. Er ist zwar ein charmanter Gesprächsp­artner, kann aber gut seine Taten beschönige­n. Seine schwere Persönlich­keitsstöru­ng kann zu weiteren Straftaten führen“, erläutert der psychiatri­sche Gutachter Manfred Walzl.

Verschwind­e! Weg vom Geldtransp­orter! – „Nein, geh‘ du. Ich bleibe.“Gespräch Security mit Räuber

Österreich ist ein reiches Land. Aber auch reich an b‘soffenen G‘schichten. Der Verteidige­r des Räubers

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