„Geld her, wir können ja teilen“
Schmächtiger Räuber scheiterte an sich selbst und an drei „Bären“.
Nur mehr 21 Cent hatte der Mann nach einem Lokalbesuch in der Tasche. Dafür Alkohol im Blut. Am Heimweg dann eine Erscheinung für den 23Jährigen, die wie Weihnachten und Ostern auf einmal gewesen sein muss: ein Geldtransporter, mitten im Weg, beim Grazer Citypark. Was folgte? „Es ähnelte einem filmreifen Auftritt“, findet Staatsanwältin Sandra Wiltsche beim Prozess am Straflandesgericht. „Wenn es schon filmreif war“, schwächt der Anwalt des Räubers gleich ab, „dann war es eine schlechte Komödie.“
Denn bei dem versuchten Raub im Oktober ging für den Syrer schief, was nur schiefgehen konnte. Zuerst versteckte er sich nicht komplett abgeschirmt hinter einer Lichtsäule. Zudem wollte er die Überwachungskamera überlisten, das Zigarettenpapier haftete aber nicht. Erst mithilfe von Speichel klebte er die Kamera erfolgreich zu. Half nichts, ein Security-Mitarbeiter stelle ihn zur Rede. Was dem Täter wenig imponierte: „Es hieß, ich soll verschwinden. Ich sagte ihm: ,Nein, geh‘ du. Ich bleibe!‘“
Als die beiden Geldboten mit ihren Geldkoffern auf den Transporter zukamen, griff der 23-Jährige an: „Er hat an meiner Schulter gerissen. Vehement, hat nicht aufgehört“, sagt ein Bote. Der Täter flüchtete aber. „Der Held kam wieder. Mit einer anderen Jacke. Ich dachte, das kann’s echt net geben ...“Später kam die Polizei hinzu. „Ich sagte ihm, als er immer noch Geld forderte: ‚Geh‘ rüber und erzähl’s denen. Das tat er und sagte, dass er uns überfallen will, aber eh mit uns teilen würde ...“– „Naja, als Held wird er nicht in die Geschichte eingehen“, kommentiert Richterin Elisabeth Juschitz. Der Angeklagte: „Ich war im Geldrausch.“
Der Verteidiger versucht zu retten, was noch zu retten ist: „Österreich ist ein reiches Land. Aber auch reich an b‘soffenen G‘schichten“, sagt er über den Vorfall. „Die Boten haben ihn ja nicht für voll genommen. Es war ein Spaß für ihn. Was soll der Schmächtige auch gegen die drei Bären, die bewaffnet sind, ausrichten? Ein Security hat meinen Mandanten ja einfach hochgehoben und zur Seite gestellt ...“
Der Schöffensenat entscheidet auf Schuldspruch. Drei Jahre und acht Monate Haft und die erneute Einweisung in eine Anstalt. „Er lernt nicht aus Bestrafung. Er ist zwar ein charmanter Gesprächspartner, kann aber gut seine Taten beschönigen. Seine schwere Persönlichkeitsstörung kann zu weiteren Straftaten führen“, erläutert der psychiatrische Gutachter Manfred Walzl.
Verschwinde! Weg vom Geldtransporter! – „Nein, geh‘ du. Ich bleibe.“Gespräch Security mit Räuber
Österreich ist ein reiches Land. Aber auch reich an b‘soffenen G‘schichten. Der Verteidiger des Räubers