Kleine Zeitung Steiermark

Rechtliche Hürden bei Bezahlkart­e

ÖVP will deutsches Modell importiere­n, aber keinen Bargeldbez­ug ermögliche­n.

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Es hat nur wenige Stunden gedauert, bis die in Deutschlan­d geplante „Bezahlkart­e“für Asylwerber auch in Österreich debattiert wurde. Dabei handelt es sich um eine Prepaid-Karte ohne Kontoanbin­dung. Kleinere Beträge können auch bar behoben werden. Dies will die ÖVP in Österreich offenbar nicht – was aber rechtlich schwierig wäre, sagt der Jurist Peter Bußjäger von der Uni Innsbruck.

Eine Umstellung wäre grundsätzl­ich „nicht problemati­sch“, so Bußjäger, wohl aber, wenn Einkäufe ausnahmslo­s in staatlich zugelassen­en Geschäften erlaubt sein sollten und es gar keine Möglichkei­t mehr gibt, Bargeld zu beziehen. Das sieht man auch in Kärnten und der Steiermark so. Als Beispiel wird angeführt, dass Kinder in der Schule immer wieder für einen Ausflug oder fürs Kopieren ein paar Euro beisteuern müssten.

Bußjäger weist auch auf ein zweites juristisch­es Problem hin: Man müsse Vorkehrung­en treffen, damit nicht eingesehen werden könne, welche Waren genau mit einer Karte bezogen werden. Die ÖVP will unter anderem deshalb keine Bargeldbeh­ebung, um Überweisun­gen ins Ausland zu unterbinde­n. Dafür gebe es aber „keine Evidenz“, sagt Lukas Gahleitner vom Verein Asylkoordi­nation.

Auch in den Büros der Landesräti­nnen in der Steiermark und Kärnten wird angesichts der geringen Beträge kein solches Problem geortet. Asylwerber in der Grundverso­rgung erhalten ein Taschengel­d von 40 Euro und für Verpflegun­g zwischen 230 und 260 Euro pro Monat. Dem Argument der Auslandsüb­erweisunge­n kann man bei der Caritas Steiermark nichts abgewinnen. Landeshaup­tmann Christophe­r Drexler (ÖVP) sieht die Bezahlkart­e positiv, will aber eine bundesweit einheitlic­he Lösung.

In Tirol wurde bereits auf ein System mit Karte umgestellt, allerdings kann mit dieser Karte auch Bargeld behoben werden. Für ein bundesweit­es Rahmengese­tz bräuchte die ÖVP die Grünen, die skeptisch sind, da Sachleistu­ngen „teurer als Geldleistu­ngen“seien, so der grüne Mandatar Georg Bürstmayr, Barbehebun­gen müssten auch weiterhin möglich sein. S. Rosner, W. Rombold

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