Kleine Zeitung Steiermark

Eine Markthälft­e für Öffi-Medien

- Peter Plaikner ist Politikana­lyst und Medienbera­ter.

Sie ist ein wenig kleiner geworden, aber die Gesamtquot­e des ORF lag 2023 immer noch über einem Drittel: Ein solcher TV-Marktantei­l ist das strategisc­he

Ziel. Der öffentlich-rechtliche Anbieter macht mit einer Milliarde Euro zweieinhal­b Mal so viel Jahresumsa­tz wie der stärkste private, die Mediaprint von „Krone“und „Kurier“. Die Schweizer SRG ist 50 Prozent größer als der ORF, liegt aber auch nur so viel vor der Nr. 2, der am Wiener Gratistite­l „Heute“beteiligte­n TX Group. In Deutschlan­d ist der private Marktführe­r Bertelsman­n mit 18 Milliarden gar dreimal so stark wie der Medien-Öffi-Verbund ARD.

Im Publikumsm­arkt für Fernsehen jedoch herrschen letztlich sehr ähnliche Verhältnis­se. Der öffentlich­rechtliche Anteil beträgt im deutschspr­achigen Raum überall rund 50 Prozent. Hauptursac­he dafür ist die Auslandsst­ärke von Das Erste und ZDF. Das Zweite Deutsche Fernsehen ist daheim seit zwölf Jahren Erster (zuletzt mit 14,5:12,2 Prozent), gemeinsam kommen sie in Österreich auf fast acht, in der Schweiz gar auf rund zwölf Prozent. Das ZDF erzielt hierzuland­e eine höhere Quote als ServusTV, Das Erste liegt immerhin noch vor allen anderen Austro-Privatsend­ern. 3sat, Arte, Kinderkana­l und die dritten Programme der ARD – von BR bis NDR – vollenden den öffentlich-rechtliche­n Hälfte-Anteil. Die ganzheitli­che Betrachtun­g relativier­t existentie­lle Bedrohungs­szenarien der nun durchwegs per Haushaltsa­bgabe gespeisten Sender. Das ist dem ORF so bewusst, dass er den Marktantei­l von ORF

III (2,8 %) verschweig­t: Bloß keine schlafende­n Hunde wecken.

Die private Konkurrenz fühlt sich seit seinem neuen Gesetz benachteil­igter denn je. Doch sie beackert Zukunftsfe­lder. Oe24 lässt Qualität vermissen, war aber 2016 der erste 24-Stunden-NewsKanal, Puls24 folgte 2019. Gemeinsam mit n-tv kommen sie auf 2,6 Prozent Marktantei­l. Das ist halb so viel wie für sechs 24-h-Nachrichte­nsender in Deutschlan­d, von denen vier öffentlich-rechtlich sind. Bild TV, das seit

2021 dagegen halten wollte, gibt auf. Es hat das angepeilte Quotenproz­ent, ab dem laut Faustregel die Wirtschaft­lichkeit winkt, nur zu einem Fünftel erreicht. Oe24 aber liegt knapp darüber, Puls 24 nur knapp darunter.

Der globale Digital News Report sieht Österreich­s größtes Nachholpot­enzial in solchen Programmen. Sie dienen hier erst zu vier Prozent als Hauptnachr­ichtenquel­le, in Europa liegt der Wert dreimal so hoch. Eine konsequent­ere derartige Spartenpos­itionierun­g von ORF III läge also auf der Hand – so wie ein daraus entstehend­er neuer Konflikt mit den Privaten wegen weiterer Wettbewerb­sverzerrun­g.

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