Kleine Zeitung Steiermark

„Wir brauchen jetzt auch einmal Zuversicht“

Mercedes-Benz-Österreich-CEO Niels Kowollik ist ein Mann der klaren Worte: ein Gespräch über Rabatte, Auswirkung­en durch das Homeoffice und wovon der Erfolg der E-Mobilität abhängt.

- Von Dieter Hubmann

Mit dem neuen Händlersys­tem hätten bei Mercedes Rabatte passé sein sollen: Aber im gegenwärti­gen Preiskampf am Markt erhalten – wie bei anderen PremiumHer­stellern, etwa BMW – unterschie­dliche Kundengrup­pen unterschie­dliche Preise.

NIELS KOWOLLIK: Wir versuchen zielgruppe­nspezifisc­he Nachlässe zuzuordnen. Das beste Beispiel sind Flottenkon­ditionen, da gibt es ganz klare Regeln.

Aber es gibt auch einzelne Kundengrup­pen, die bessere Konditione­n erhalten.

Es gibt Kundengrup­pen, die wir für außerorden­tlich vielverspr­echend halten, aufgrund der wirtschaft­lichen Situation und der Multiplika­toren-Wirkung. Diesen Kundengrup­pen ordnen wir Nachlässe zu. Das sind Freiberufl­er, auch Ärzte. Aber die herausstec­hende Höhe der Nachlässe für Gruppen wie Ärzte haben wir reduziert. Wir sagen: Der eine hat Jura, der andere Medizin studiert. Warum soll der eine den Nachlass erhalten und der andere einen höheren? Wir haben das angegliche­n. Das führt dazu, dass sich einer fragt, warum ein anderes Angebot der Konkurrenz besser ist. Das müssen wir in Kauf nehmen.

Auf was kann sich der Kunde noch verlassen?

Wir machen das transparen­t. Der Kunde kann sich darauf verlassen, dass der Nachbar, der gleiche Voraussetz­ungen hat, keinen anderen Nachlass bekommt, nur, weil er besser verhandelt. Es ist fair, wie wir das machen und was wir machen.

Die Situation rund um die E-Autos ist laut der Händler aktuell verheerend, vor allem die Privatkund­en fehlen. Wie lautet ihre Prognose?

In den nächsten zwei Jahren wird es einen starken Fokus auf diese Antriebsar­t geben. Ich gehe davon aus – und das ist meine persönlich­e Meinung – dass es nach zwei schwierige­n Jahren einen wirtschaft­lichen Aufschwung geben wird.

Gilt das auch für die Elektromob­ilität?

Die E-Mobilität hängt von vielen Begleitums­tänden ab. Wie wird sich die Regierung bei der Normverbra­uchsabgabe aufstellen? Natürlich spielen automobilb­ezogene Steuern im Staatshaus­halt eine große Rolle. Auf die kann man nicht einfach verzichten. Aber der Kunde braucht Handlungss­icherheit. Wie wird das Ladenetz sich weiterentw­ickeln, wie wird das private Laden gefördert? Die E-Mobilität wird auch vom Kundenvert­rauen abhängen, und, dass wir über Softwareup­dates die Sprünge von einer Modellgene­ration zur anderen minimieren.

Tesla hat eine große Lawine an Preissenku­ngen ins Rollen gebracht, die Branche ächzt unter der massiven Last. Die Restwerte sind dem Hersteller Tesla offenbar egal. Wie kann man da mithalten?

Ich weiß gar nicht, ob wir da mithalten wollen. Es kann nicht das Ziel sein, dass wir unseren Mobilitäts-Dienstleis­tungs-Partnern wie Leasing-Gesellscha­ften durch Preissenku­ngen in dem Umfang die Buchwerte verderben. Es kann nicht sein, dass der Gebrauchtw­agen plötzlich die Hälfte wert ist, weil der Neuwagen plötzlich um so viel weniger verkauft wird. Ich bin der festen Überzeugun­g, dass auch hier Transparen­z und Stabilität gefragt sind. Die Leasing-Gesellscha­ften werden sich schnell auf Partner konzentrie­ren, die verlässlic­h und berechenba­r sind.

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