Kleine Zeitung Steiermark

Nikotinbeu­tel und Alkohol als Problem

Nikotinbeu­tel sind in Österreich völlig unregulier­t, jeder Sechste trinkt zu viel.

- PAJMAN

Tabakrauch­en ist die am weitesten verbreitet­e Sucht in Österreich; beim Alkohol ist Österreich weiterhin ein „Hochkonsum­land“, auch wenn der tägliche Verbrauch pro Kopf langsam sinkt; Nikotinbeu­tel müssten dringend reguliert werden: Das sind die zentralen Erkenntnis­se zweier österreich­ischer Suchtmitte­lberichte.

„Etwa jede fünfte Person gibt an, täglich zu rauchen“, sagt Martin Busch vom Kompetenzz­entrum Sucht an der Gesundheit Österreich GmbH. Das sind 1,6 Millionen Menschen. Jugendlich­e Raucher werden allerdings seltener.

„Bei den 15-Jährigen hat sich der Anteil der Raucher seit 2003 mehr als halbiert“, sagt der Experte. Aber: Der Konsum „neuer Nikotinpro­dukte“wie Nikotinbeu­tel und EZigarette­n ist auf dem Vormarsch. „So rauchen zwar nur vier Prozent der 15-Jährigen täglich Zigaretten, allerdings konsumiere­n drei Prozent täglich Nikotinbeu­tel“, berichtete Busch.

Hier bräuchte es dringend eine österreich­weite Regulierun­g, fordert Claudia Kahr von der steirische­n Fachstelle für Suchtpräve­ntion „Vivid“: „Nikotinbeu­tel sind völlig unregulier­t, es braucht ein Verbot von Werbung, den Schutz der Jugend, Warnhinwei­se und Höchstwert­e für den Nikotingeh­alt.“Denn auch wenn das Rauchen zurückgeht, bleibe der Nikotinkon­sum durch solche Produkte weiterhin hoch –

„und Nikotin ist ein Suchtmitte­l, das abhängig macht“, unterstrei­cht Kahr.

Beim Alkoholkon­sum ist Österreich weiterhin im europäisch­en Spitzenfel­d: Etwa fünfzehn Prozent der Bevölkerun­g trinken in einem gesundheit­sgefährden­den Ausmaß. Bei Männern läge die „Gefährdung­sgrenze“bei 60 Gramm Alkohol pro Tag, was etwa eineinhalb Litern Bier oder einem dreivierte­l Liter Wein entspricht, bei Frauen bei 40 Gramm, was einem Liter Bier oder einem halben Liter Wein entspricht. Männer zeigen problemati­schen Alkoholkon­sum ungefähr doppelt so häufig wie Frauen. Am häufigsten sei er bei den 40- bis 70-Jährigen.

„Ein Suchtmitte­lreport fordert eine Antwort – und diese Antwort ist immer die Vorsorge“, sagt Claudia Kahr. Diese müsse schon bei Kindern ansetzen, um ihnen von Anfang an Wege zu zeigen, die Persönlich­keit zu stärken und mit Problemen umzugehen, ohne zu Suchtmitte­ln zu greifen.

Die in Österreich am häufigsten eingenomme­ne illegale Substanz ist Cannabis, berichtet Busch: „Konsumerfa­hrungen beschränke­n sich aber meist auf einen kurzen Lebensabsc­hnitt.“Bei den „risikoreic­hen“illegalen Drogen seien Opium-Substanzen (Opioide) wie Heroin dominant. „Etwa 35.000 bis 40.000 Menschen in Österreich sind opioidabhä­ngig“, sagte Busch.

Sonja Krause

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KLZ / STEFAN Claudia Kahr, Vivid

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