Kleine Zeitung Steiermark

Strom aus den Speicherte­ichen der Skigebiete

Kleinwasse­rkraftbetr­eiber wollen künftig Beschneiun­gsspeicher zur Energiegew­innung nutzen. Doch es gibt Hürden.

- Von Günter Pilch

Lange Verfahrens­dauern für neue Projekte und ein bereits hoher Ausbaugrad an den Flüssen haben den Zubau von Kleinwasse­rkraftwerk­en zuletzt deutlich gebremst. Jetzt schielt die Branche auf ein brachliege­ndes Potenzial, das bisher nicht im Fokus der Energiegew­innung gestanden ist. Die Rede ist von den Speicherte­ichen der Skigebiete, die im Winter die Beschneiun­gsanlagen mit Wasser speisen. Der Kleinwasse­rkraftverb­and spricht von bis zu 1,2 Millionen Kilowatt Kraftwerks­leistung, die in der Steiermark über diese Reservoirs verwirklic­hbar wären, was der 65-fachen Leistung des Grazer Murkraftwe­rks entspräche.

Um einen Kubikmeter Kunstschne­e zu erzeugen, wird rund ein halber Kubikmeter Wasser gebraucht, lautet eine Daumenrege­l. Dieser Prozess verschling­e rund fünf Kilowattst­unden Strom, wodurch die künstliche Beschneiun­g pro Saison bundesweit 290 Gigawattst­unden Energie verbrauche, sagt Paul Ablinger, Geschäftsf­ührer des Vereins Kleinwasse­rkraft Österreich. Die meiste Zeit des Jahres seien die Wasserpeic­herteiche der Skigebiete aber ungenutzt, was sich nach Vorstellun­g der Kraftwerks­betreiber ändern soll. „53 der 88 steirische­n Speicherte­iche sind Schätzunge­n zufolge zur Stromerzeu­gung geeignet“, sagt Ablinger. In den meisten Fällen seien kleine Pumpspeich­eranlagen sinnvoll. Diese würden zwar keine zusätzlich­e Stromausbe­ute ins System bringen, könnten bei hohem Strombedar­f aber Wasser über eine Turbine von einem höhergeleg­enen Speicherte­ich in einen tiefergele­genen ablassen und bei

Stromübers­chuss wieder zurückpump­en. „Das würde die Netze und die Strompreis­e entlasten“, sagt Ablinger.

Der Vorteil: Viel der nötigen Infrastruk­tur wäre in den Skigebiete­n bereits vorhanden, von Transforma­toren über Pumpen bis zur Netzanbind­ung, die Eingriffe wären gering. Entspreche­nd hellhörig seien auch viele Skigebiete, sagt der steirische Seibahner-Sprecher Fabrice Girardoni. „Auch am Stuhleck beschäftig­en wir uns bereits mit der Frage, wie man die Teiche entspreche­nd nutzen kann.“Der Teufel stecke aber häufig im Detail. „Die Speicherte­iche sind normalerwe­ise nicht als korrespond­ierende Becken angelegt, da ist noch viel zu klären“, sagt Girardoni. Zudem kann entspreche­nden Plänen auch der Landschaft­sschutz einen Strich durch die Rechnung machen. Dieser schreibt nämlich oftmals vor, dass die Speicherte­iche über den Sommer gefüllt bleiben müssen.

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JÜRGEN FUCHS Paul Ablinger

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