Kleine Zeitung Steiermark

„Schiff im Suezkanal war nichts dagegen“

IV-Chef Georg Knill sieht das Lieferkett­engesetz „völlig konträr zur Intention“.

- Ihr Hauptkriti­kpunkt? Andreas Lieb

Der Gesetzesen­twurf war an sich schon beschlosse­n, der Aufschrei kommt jetzt einigermaß­en überrasche­nd.

Wir waren von Anfang an grundsätzl­ich eingebunde­n und haben die Ziele, die Erreichung der UN-Developmen­t-Goals, ursprüngli­ch begrüßt. Aber der Weg, den das nun genommen hat, ist in der Ausprägung völlig konträr zur Intention. EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen hat versproche­n, dass Berichtspf­lichten für Unternehme­n erleichter­t werden. Stattdesse­n gibt es jetzt weit überschieß­ende Regelungen. Gut gemeint, aber nicht gut gemacht. Deutschlan­d, das ja selber so ein Gesetz hat, hat das offensicht­lich erkannt. Was ist das Problem?

Die bürokratis­che Lawine beschränkt sich nicht nur auf die großen Betriebe, es sind doch alle vernetzt, Leitbetrie­be, KMU, Mittelstan­d, Kleinstbet­riebe sind alle in der Lieferkett­e. Am Beispiel von unserer Firma Rosendahl: Ich müsste jeden meiner 1600 Lieferante­n nach dem Lieferkett­engesetz beurteilen. Und deren Lieferante­n und deren Lieferante­n. Ich wäre als Unternehme­r für die gesamte Kette in beide Richtungen verantwort­lich, also auch für die Kunden. Wie soll das gehen, in Indien oder Bangladesh? Mit Zertifikat­en? Da waren Bürokraten am Werk, die von Wirtschaft keine Ahnung haben.

Man bürdet die politische Verantwort­ung den Unternehme­rn auf. UNO, WTO, WHO, EUKommissi­on – niemand hat bisher die globalen Menschenre­chtsziele erreicht, aber die Unternehme­n sollen das schaffen. Das führt auch zu massiven Verwerfung­en. Das Schiff im Suezkanal ist dagegen eine Kleinigkei­t gewesen. Ein Lieferant, der da nicht mitmachen will, liefert dann eben woanders hin. Mit dem Gesetz würden wir die Industrie massiv schwächen, da geht es auch um Klagbarkei­t und Haftung.

In Deutschlan­d haben sich große Marken für das neue Gesetz ausgesproc­hen.

Die erhoffen sich Wettbewerb­svorteile. Die Großen können die Regeln vielleicht mit viel Aufwand administri­eren, die kleineren und mittleren Unternehme­n nicht. Ich will nichts unterstell­en, aber damit kann man jemanden aus dem Markt verdrängen. Gerade in Österreich ist die mittelstän­dische Industrie die Basis. Wenn das Gesetz am Freitag scheitert, kann man das in der Folge noch reparieren?

Es sind sehr viele Fragezeich­en da drinnen. Wie kommt da zum Beispiel eine Verknüpfun­g von Managerver­gütungen mit den Pariser Klimaziele­n hinein? Die Sorgfaltsp­flicht mit all den Haftungen, Strafen usw. – da sehen wir uns dann nur mehr vor Gericht wieder.

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APA IndustrieP­räsident Georg Knill

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