Ich sehe was, was du nicht siehst
Künstlerkollektiv „Gukubi Mato“: Wenn Fotografien zur Projektionsfläche werden.
Es ist nicht unwitzig, dass man – während im Netz diverse Clips von Leuten kursieren, die mit der neuen Virtual-Reality-Brille von Apple wie Zombies durch die Welt stapfen – bei der Ausstellung von „Gukubi Mato“zur klassischen 3DBrille greifen muss: Ein Papierrahmen, eine blaue und eine rote Folie, fertig. Es ist schon etwas länger her, dass solche Brillen Teil von Schul-Atlanten waren.
Aber der Effekt, der ist damals wie heute auf eine eigene Art spektakulär. Tom Biela und Martin Guevara-Kunerth bilden das Künstlerkollektiv „Gukubi
Mato“, deren 3D-Fotografien über das reine Studium von Oberflächen hinausgehen. Wobei auch das seine Reize hat: Holz, Plastikplanen, Steine, Felsen und sogar Gemüse wölben sich aus den Bilderrahmen und laden zur mikroskopischen Materialerkundung ein. Wobei sich hier noch eine weitere Ebene auftut: Natur versus vom Menschen geschaffen – fasrig und ruppig trifft auf geglättet und scharfkantig. Ausschnitte, die das Größere dahinter verschleiern und den Betrachter auf die Probe stellen: Du bist, was du siehst! Fotografien als Projektionsflächen der eigenen Erfahrung.
Die Kulturvermittlung Steiermark bespielt nicht nur regelmäßig die Fotogalerie im Grazer Rathaus, sondern initiiert auch die steirische Fotobiennale. Rund 300 Arbeiten wurden im Vorjahr eingereicht, 177 Beiträge wurden in der Ausstellung gezeigt. Seit Montag können für die „photo graz 2024“-Arbeiten eingereicht werden – künstlerische Fotografie, versteht sich. „Auch heuer haben wir wieder eine hochkarätige, internationale Jury, denn es ist uns wichtig, dass die lokale Szene einen internationalen Fokus erhält“, erklärt Gerhard Gross von der Kulturvermittlung Steiermark. Susanne Rakowitz Gukubi Mato. Fotogalerie im Grazer Rathaus, bis 5. April, Mo.–Fr., 8 bis 18 Uhr. Infos zur „photo graz 2024“unter photo-graz.kulturvermittlung.org