Heute tanzen Geld und Politprominenz
Der Bauernbundball ist wichtiger Wirtschaftsfaktor und liefert Musik-Highlights – wie das letzte Großkonzert der Seer.
Die Ballsaison steuert heute Abend auf einen weiteren Höhepunkt zu, wenn der Steirische Bauernbund zum 73. Mal zum großen Tanz einlädt. Seit Monaten laufen die Vorbereitungen und die Zahlen im Hintergrund untermauern das 16.000-Gäste-Spektakel. So sind 3500 Scheinwerfer aufgehängt, 90 Kilometer Kabel verlegt und 4000 m2 Holz verbaut. Kein Wunder, dass die Veranstalter längst vom größten Ball Europas sprechen: „Wir haben beim GuinnessBuch der Rekorde angefragt“, verrät Bauernbunddirektor Franz Tonner.
Klar ist: Die Großveranstaltung in Graz ist zu einem ernst zu nehmenden Wirtschaftsfaktor geworden. „Die Umwegrentabilität liegt bei sechs Millionen Euro“, sagt Tonner, „davon werden allein 1,8 Millionen Euro für Trachten und Schmuck ausgegeben.“Weitere 700.000 Euro fließen in Dienstleistungen wie Friseurund Restaurantbesuche oder Taxifahrten vor dem Ball. Die Ballbesucher sorgen für bis zu 3000 Nächtigungen in Graz.
So viel Geld der ausverkaufte Bauernbundball auch in die Region spülen mag, die Durchführung des Events hat ihren Preis.
„Wir gehen davon aus, dass wir am Ende mit positivem Ergebnis dastehen. Aber wir müssen uns immer mehr nach der Decke strecken“, meint Tonner. Gerade in den letzten beiden Jahren seien die Personalkosten stark gestiegen. Insgesamt koste der Ball im Vergleich zu den 2000er-Jahren gut 20 Prozent mehr. Den Gästen soll es dennoch an nichts fehlen: Allein die Weinauswahl nimmt bei 60 verschiedenen Winzern opulente Ausmaße an.
Nicht zuletzt lassen sich Tonner und Co bei den Musik-Stars am Ball nicht lumpen: In Vergangenheit standen Größen wie Andreas Gabalier und Melissa Naschenweng auf den Bühnen der Messe Graz. Heuer sind über 30 Musikacts angekündigt. Darunter Die Seer mit ihrem letzten, richtig großen Aufritt: „28 Jahre Musikerleben jetzt im Rückspiegel zu sehen, fühlt sich schon ein wenig seltsam an“, gibt Bandgründer Alfred Jaklitsch zu. Immerhin stehen heuer noch 70 Konzerte an kleineren Veranstaltungsorten an. Jaklitsch wolle dabei die Emotionen der Leute in den Reihen sehen.
Zunächst freut er sich aber auf den Bauernbundball: „Ich weiß
bislang nur vom Hörensagen von der tollen Stimmung und der steirischen Gemütlichkeit.“Auf dieses Ambiente freut sich auch Anna-Sophie Heibl – mit „Cambodia“schaffte sie mehr als 16 Millionen Streams auf Spotify. „Das Lustige ist nur, dass niemand weiß, dass ich hinter diesen Songs stecke“, lacht sie. Das wird sich heute bei insgesamt zwei Shows ändern.
Darüber hinaus ist der Ball ein Polit-Faktor – vor allem für die Volkspartei, noch dazu in diesem Superwahljahr. Und so haben sich Kanzler Karl Nehammer, Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und das VP-Landesregierungsteam um Christopher Drexler fix angemeldet. Aber: „Wir laden alle Parteien gleichermaßen ein“, so Tonner.