Ruf nach Reformen am Arbeitsmarkt wird lauter
Ausbleibende Reformen für den Arbeitsmarkt entwickeln sich zusehends zu einem Wettbewerbsnachteil für Unternehmen und damit zu einer Gefahr für Wachstum und Wohlstand.
Mit Stand Ende Jänner waren in der Steiermark 44.081 Personen als arbeitslos gemeldet. Das bedeutet zwar ein Plus gegenüber dem Vorjahr, dennoch suchen viele Unternehmen händeringend nach Beschäftigten. Längst hat sich der Fachkräftemangel zu einem generellen Arbeitskräftemangel ausgeweitet. 82 Prozent der Unternehmen gaben zuletzt an, davon betroffen zu sein. Als eine Folge ist die Zahl der Mangelberufe in der Steiermark innerhalb von drei Jahren von 74 auf zuletzt 129 gestiegen. Bundesweit hat sich die Liste seit 2014 überhaupt mehr als verzehnfacht.
Vor allem für den Nachwuchs ergeben sich dadurch zwar viele Möglichkeiten, stehen den 1242 Jugendlichen, die derzeit als lehrstellensuchend beim AMS in der Steiermark registriert sind doch 3100 offenen Lehrstellen gegenüber. Für die Unternehmen bleibt die Lage aber prekär, ist doch aufgrund geburtenschwacher Jahrgänge keine Entspannung in Sicht. So wird der Personalbedarf bis 2040 allein in der Steiermark auf über 50.000 Beschäftigte ansteigen – nicht zuletzt, weil parallel die geleistete Arbeitszeit kontinuierlich sinkt. Dazu kommt, dass viele Unternehmen ihre Beschäftigten trotz kurzfristig trüber Geschäftsaussichten in der Hoffnung halten, dass sich die Lage in absehbarer Zeit wieder bessert und sie dann keine neuen Mitarbeiter suchen und einschulen müssen.
Die demografische Entwicklung und ein pragmatischer Optimismus stellen somit zwar ein Gegengewicht zum konjunkturellen Abschwung dar, ersparen aber mittel- bis langfristig nicht die Umsetzung dringend notwendiger und nachhaltigen Initiativen zur Ankurbelung des Arbeitsmarkts. So fordern Wirtschaftskammervertreter seit längerem die Umsetzung von Qualifizierungsmaßnahmen, beispielsweise eine Modernisierung von Lehrplänen, die Aufstockung technischer Fächer in allen Schulformen sowie eine Optimierung der Berufsorientierung an den Schulen. Urgiert werden zudem mehr Beschäftigungsanreize für Arbeitslose, Steuerbegünstigungen von Überstunden und eine Vereinfachung der Beschäftigung von Arbeitskräften aus Drittstaaten.