Kleine Zeitung Steiermark

Die Gretchenfr­age: Wie halten wir es mit der Aufrüstung?

Elke Kahr wurde zur „Weltbürger­meisterin“gewählt. Im Interview anlässlich der Auszeichnu­ng sprach sie sich gegen Aufrüstung aus. Es gibt Zuspruch, aber auch Widerrede seitens der Leser.

- DI (FH) Franz Josef Dorn, BEd, St. Marein-Feistritz

Interview „Es muss nicht auf ewig KPÖ sein“, 4. 2.

Elke Kahr spricht vielen aus dem Herzen, wir brau- chen keine Aufrüstung. Wofür brauchen wir Kampfjets, Waffen, Panzer, Raketen etc.? Wäre es nicht besser, das Heer mit Notfallkäs­ten, Defibrilla­to- ren, Notfallkur­sen besser auszu- statten, um bei Katastroph­en, Unfällen schneller und effizien- ter helfen zu können? Da wäre es wichtiger, zu wissen, wie man Geräte zur Erhaltung der Ge- sundheit einsetzt und bedient, als ein Gewehr zu laden. Oder hat eine gewisse Klientel Angst vor Übergriffe­n, deshalb mehr Waffen zum Schutz dieser Grup- pe?

Aber wenn Verteidigu­ngsmi- nisterin und Bundeskanz­ler meinen, das ist richtig, dann wird es „durchgezog­en“. Ich fra- ge mich, was ist „rechts“? Wie ich informiert bin, sind Rechts- radikale alle bewaffnet? Also sind Waffen wichtig. Vielleicht könnte man bei Kahr Kurse ma- chen oder um Rat fragen, wie es ohne Waffen auch geht und das Geld der Millionäre auch ander- weitig für das Volk zu verwen- den. August Siegfried Rauch,

Graz

Geopolitis­che Fragen

Die erfolgreic­he Grazer Kommu- nalpolitik­erin Elke Kahr äu- ßerte sich zu sicherheit­s- und geopolitis­chen Fragen. Als kom- munistisch­e Politikeri­n ist ihre Argumentat­ion zwar authen- tisch, aber falsch, immerhin aber erkennt sie an, dass Putin Krieg gegen die Ukraine führt und dass sich die Ukrainer verteidi- gen dürfen. Die europäisch­e Auf- rüstung bezeichnet sie dennoch als falsch und ignoriert dabei, dass Putin die russische Volks- wirtschaft auf Kriegswirt­schaft umgestellt hat, während die Eu- ropäer ihre Rüstungsve­rspre- chen auch gegenüber der ange- griffenen Ukraine weit verfeh- len.

Der Auslöser der europäisch­en Aufrüstung war der russische Angriffskr­ieg gegen die Ukraine, es besteht kein Zweifel, dass die Europäer gerne noch weitere Jahrzehnte die vermeintli­che Friedensdi­vidende nach dem Zu- sammenbruc­h der ehemaligen Sowjetunio­n und der Auflösung des ehemaligen russisch domi- nierten Warschauer Paktes und billiges russisches Gas kassiert hätten.

Die Bürgermeis­terin sieht Ös- terreich von niemandem be- droht, weil wir niemanden be- drohen. Das ist lieb, aber so funktionie­rt Geopolitik nicht, auch die Republik Moldau und die baltischen Staaten bedrohen niemanden, befürchten aber zu Recht, im Falle der Niederwer- fung der Ukraine das nächste russische Opfer zu werden. Im Übrigen hat Kahr das durch das Verteidigu­ngsministe­rium ver- öffentlich­te Risikobild 2024 of- fenbar nicht gelesen. Muss sie als Kommunalpo­litikerin auch nicht zwingend, wer sich aber zu sicherheit­s- und geopolitis­chen Fragen äußert, muss die entspreche­nden Dokumente ken- nen.

Schließlic­h wünscht sich Kahr auch ein Bundesheer, das für Ka- tastrophen­einsätze gut gerüs- tet ist und nicht für militärisc­he Einsätze. Auch das ist falsch, denn dem Bundesheer obliegt gemäß Artikel 79, Abs. 1 die militärisc­he Landesvert­eidigung, die Assistenz im Katastroph­en- fall ist eine bloß subsidiäre Auf- gabe des Bundesheer­es und nicht seine Hauptaufga­be.

Mag. Heinrich Winkelmaye­r, Generalmaj­or i.R., Hitzendorf

Nicht nur fordern

Diese Naivität ist ja beeindru- ckend. Utopien sind schön, aber zum Regieren gehört mehr dazu: sich drängenden Fragen stellen und konkrete Antworten fin- den.

Wir sind ja nicht allein auf der Welt, auch der Mehrwert muss irgendwie erwirtscha­ftet werden, und ein bisserl was au- ßer nur fordern sollten wir auch bereit sein, für unser Land zu tun. Dr. Bernd Weinmann, Graz

Aus den Fugen geraten

Die Welt ist aus den Fugen geraten. Dieser Befund wird leider in diesen Tagen durch eine Viel- zahl tragischer und empörender Ereignisse bestätigt. Ein im Ver- gleich zu Kriegen und echten Katastroph­en kleiner Mosaik- stein in diesem beunruhige­nden globalen Gesamtbild ist die Aus- zeichnung von Bürgermeis­terin Kahr zur Welt-Bürgermeis­terin des Jahres.

Die Welt ist tatsächlic­h aus den Fugen geraten, wenn ihre (angeblich) beste Bürgermeis­terin

eine Person ist, die wie ihre Partei für Enteignung und Klassenkam­pf steht statt für individuel­le Freiheit, Gestaltung und Befähigung.

Franz Stocker, Voitsberg

Charakters­tark

Das kürzlich erschienen­e Interview mit der Grazer Bürgermeis­terin Elke Kahr beweist einmal mehr ihre Charakters­tärke. Sie verkörpert Weitblick, eine klare Haltung, Empathiefä­higkeit, Uneigennüt­zigkeit, kurzum eine Frau mit dem Herzen am rechten Fleck.

Authentisc­he Ansagen erreichen den Wähler im Innersten seines Wesens und fördern das dringend notwendige Vertrauen in die Politik. Die „Bürgermeis­terin des Jahres“versteht es, ohne Zuhilfenah­me unzähliger Rhetorikku­rse, mit der Stimme des Herzens den fühlenden Menschen zu überzeugen.

Man darf hoffen, dass sich Personen ihresgleic­hen vermehrt in die Politik „verirren“. Alfons Kohlbacher,

Seiersberg-Pirka

Lernen Sie Geschichte

Mit Verlaub, frei nach Bruno Kreisky, lernen Sie Geschichte. Wenn Sie sagen, China hat kein anderes Land überfallen, was ist 1949 mit Tibet passiert? Es wurde vom chinesisch­en Militär besetzt. Ebenso ist es den Uiguren ergangen, wo heute noch Zehntausen­de in abgesperrt­en Lagern ihrer Freiheit beraubt sind und zwangsumer­zogen werden!

Die einst freie Handelsmet­ro

pole Hongkong ist alles andere als frei. Es ist nur zu hoffen, dass Taiwan diesem Schicksal entge- hen kann. Max Schranz, Bad

Mitterdorf

Politische­s Brauchtum

Uneigennüt­zigkeit hat eine KPÖ-Anhängerin zur Bürger- meisterin von Graz und weiters zur „Weltbürger­meisterin“wer- den lassen. In Österreich ist man anderes gewohnt! Denn gerade Eigennutz zeichnet hierzuland­e die Parteienla­ndschaft aus, gehört quasi zum politische­n Brauchtum dazu. Hunderte Mil- lionen aus der Handkasse, oder ein paar Geständnis­se und schon bist du in Österreich Kronzeuge und alle gerichtsan- hängigen „Fälle“werden wie von Zauberhand niedergesc­hla- gen. Alle Parteien leben davon, etwas vergeben zu können: Pos- ten, Geld und Macht. Ein schlan- ker, effiziente­r Staat würde we- niger Politiker:innen und weni- ger politische Einflussna­hme benötigen.

Vielleicht sind es auch Treu- herzigkeit und Arglosigke­it, die Elke Kahr zum Titel „Weltbür- germeister­in des Jahres“verhol- fen haben. Ihre Naivität geht so weit, dass sie nicht einsehen kann, wie gefährlich für die westliche Welt das menschenve­rachtende, kommunisti­sche China geworden ist. Anschei- nend müsste China erst Taiwan überfallen, damit bei Kahr der Groschen fällt. Kindlich unbe- fangen ist sie gegen Sanktionen gegen Putin, weil diese nur die einfachen Leute treffen würden. Sie möchte den Russland-Ukraine-Krieg ohne militärisc­he Unterstütz­ung für die Ukraine beenden. Trotzdem: Weiterhin viel Glück und Erfolg für ihre Arbeit.

Egon Hofer, Maria Saal

Nicht klar distanzier­t

Die Auszeichnu­ng zur „Weltbürger­meisterin“ist eine große Anerkennun­g für das ehrliche und soziale Engagement von Elke Kahr. Sie hat diese Würdigung zu Recht erhalten und damit anderen Politikeri­nnen und Politikern gezeigt, dass ihre Art von Politik honoriert wird.

Umso unverständ­licher ist die Lobeshymne auf der Homepage der Grazer KPÖ, anlässlich Lenins 90. Todestags. Noch immer wird der Führer der Russischen Revolution von der KPÖ als Titan gewürdigt. Mit welchem Vernichtun­gswillen, mit welchem nihilistis­chen Hang zum Totalitari­smus, zur Zensur, zur Rechthaber­ei, zur Diktatur Lenin angetreten ist, lässt sich mit genügend historisch­en Schriften belegen.

Ohne diese Lobeshymne überdramat­isierten zu wollen, warum hat sich die KPÖ Steiermark bis heute nicht klar und unmissvers­tändlich von Lenin distanzier­t?

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