Die Gretchenfrage: Wie halten wir es mit der Aufrüstung?
Elke Kahr wurde zur „Weltbürgermeisterin“gewählt. Im Interview anlässlich der Auszeichnung sprach sie sich gegen Aufrüstung aus. Es gibt Zuspruch, aber auch Widerrede seitens der Leser.
Interview „Es muss nicht auf ewig KPÖ sein“, 4. 2.
Elke Kahr spricht vielen aus dem Herzen, wir brau- chen keine Aufrüstung. Wofür brauchen wir Kampfjets, Waffen, Panzer, Raketen etc.? Wäre es nicht besser, das Heer mit Notfallkästen, Defibrillato- ren, Notfallkursen besser auszu- statten, um bei Katastrophen, Unfällen schneller und effizien- ter helfen zu können? Da wäre es wichtiger, zu wissen, wie man Geräte zur Erhaltung der Ge- sundheit einsetzt und bedient, als ein Gewehr zu laden. Oder hat eine gewisse Klientel Angst vor Übergriffen, deshalb mehr Waffen zum Schutz dieser Grup- pe?
Aber wenn Verteidigungsmi- nisterin und Bundeskanzler meinen, das ist richtig, dann wird es „durchgezogen“. Ich fra- ge mich, was ist „rechts“? Wie ich informiert bin, sind Rechts- radikale alle bewaffnet? Also sind Waffen wichtig. Vielleicht könnte man bei Kahr Kurse ma- chen oder um Rat fragen, wie es ohne Waffen auch geht und das Geld der Millionäre auch ander- weitig für das Volk zu verwen- den. August Siegfried Rauch,
Graz
Geopolitische Fragen
Die erfolgreiche Grazer Kommu- nalpolitikerin Elke Kahr äu- ßerte sich zu sicherheits- und geopolitischen Fragen. Als kom- munistische Politikerin ist ihre Argumentation zwar authen- tisch, aber falsch, immerhin aber erkennt sie an, dass Putin Krieg gegen die Ukraine führt und dass sich die Ukrainer verteidi- gen dürfen. Die europäische Auf- rüstung bezeichnet sie dennoch als falsch und ignoriert dabei, dass Putin die russische Volks- wirtschaft auf Kriegswirtschaft umgestellt hat, während die Eu- ropäer ihre Rüstungsverspre- chen auch gegenüber der ange- griffenen Ukraine weit verfeh- len.
Der Auslöser der europäischen Aufrüstung war der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, es besteht kein Zweifel, dass die Europäer gerne noch weitere Jahrzehnte die vermeintliche Friedensdividende nach dem Zu- sammenbruch der ehemaligen Sowjetunion und der Auflösung des ehemaligen russisch domi- nierten Warschauer Paktes und billiges russisches Gas kassiert hätten.
Die Bürgermeisterin sieht Ös- terreich von niemandem be- droht, weil wir niemanden be- drohen. Das ist lieb, aber so funktioniert Geopolitik nicht, auch die Republik Moldau und die baltischen Staaten bedrohen niemanden, befürchten aber zu Recht, im Falle der Niederwer- fung der Ukraine das nächste russische Opfer zu werden. Im Übrigen hat Kahr das durch das Verteidigungsministerium ver- öffentlichte Risikobild 2024 of- fenbar nicht gelesen. Muss sie als Kommunalpolitikerin auch nicht zwingend, wer sich aber zu sicherheits- und geopolitischen Fragen äußert, muss die entsprechenden Dokumente ken- nen.
Schließlich wünscht sich Kahr auch ein Bundesheer, das für Ka- tastropheneinsätze gut gerüs- tet ist und nicht für militärische Einsätze. Auch das ist falsch, denn dem Bundesheer obliegt gemäß Artikel 79, Abs. 1 die militärische Landesverteidigung, die Assistenz im Katastrophen- fall ist eine bloß subsidiäre Auf- gabe des Bundesheeres und nicht seine Hauptaufgabe.
Mag. Heinrich Winkelmayer, Generalmajor i.R., Hitzendorf
Nicht nur fordern
Diese Naivität ist ja beeindru- ckend. Utopien sind schön, aber zum Regieren gehört mehr dazu: sich drängenden Fragen stellen und konkrete Antworten fin- den.
Wir sind ja nicht allein auf der Welt, auch der Mehrwert muss irgendwie erwirtschaftet werden, und ein bisserl was au- ßer nur fordern sollten wir auch bereit sein, für unser Land zu tun. Dr. Bernd Weinmann, Graz
Aus den Fugen geraten
Die Welt ist aus den Fugen geraten. Dieser Befund wird leider in diesen Tagen durch eine Viel- zahl tragischer und empörender Ereignisse bestätigt. Ein im Ver- gleich zu Kriegen und echten Katastrophen kleiner Mosaik- stein in diesem beunruhigenden globalen Gesamtbild ist die Aus- zeichnung von Bürgermeisterin Kahr zur Welt-Bürgermeisterin des Jahres.
Die Welt ist tatsächlich aus den Fugen geraten, wenn ihre (angeblich) beste Bürgermeisterin
eine Person ist, die wie ihre Partei für Enteignung und Klassenkampf steht statt für individuelle Freiheit, Gestaltung und Befähigung.
Franz Stocker, Voitsberg
Charakterstark
Das kürzlich erschienene Interview mit der Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr beweist einmal mehr ihre Charakterstärke. Sie verkörpert Weitblick, eine klare Haltung, Empathiefähigkeit, Uneigennützigkeit, kurzum eine Frau mit dem Herzen am rechten Fleck.
Authentische Ansagen erreichen den Wähler im Innersten seines Wesens und fördern das dringend notwendige Vertrauen in die Politik. Die „Bürgermeisterin des Jahres“versteht es, ohne Zuhilfenahme unzähliger Rhetorikkurse, mit der Stimme des Herzens den fühlenden Menschen zu überzeugen.
Man darf hoffen, dass sich Personen ihresgleichen vermehrt in die Politik „verirren“. Alfons Kohlbacher,
Seiersberg-Pirka
Lernen Sie Geschichte
Mit Verlaub, frei nach Bruno Kreisky, lernen Sie Geschichte. Wenn Sie sagen, China hat kein anderes Land überfallen, was ist 1949 mit Tibet passiert? Es wurde vom chinesischen Militär besetzt. Ebenso ist es den Uiguren ergangen, wo heute noch Zehntausende in abgesperrten Lagern ihrer Freiheit beraubt sind und zwangsumerzogen werden!
Die einst freie Handelsmetro
pole Hongkong ist alles andere als frei. Es ist nur zu hoffen, dass Taiwan diesem Schicksal entge- hen kann. Max Schranz, Bad
Mitterdorf
Politisches Brauchtum
Uneigennützigkeit hat eine KPÖ-Anhängerin zur Bürger- meisterin von Graz und weiters zur „Weltbürgermeisterin“wer- den lassen. In Österreich ist man anderes gewohnt! Denn gerade Eigennutz zeichnet hierzulande die Parteienlandschaft aus, gehört quasi zum politischen Brauchtum dazu. Hunderte Mil- lionen aus der Handkasse, oder ein paar Geständnisse und schon bist du in Österreich Kronzeuge und alle gerichtsan- hängigen „Fälle“werden wie von Zauberhand niedergeschla- gen. Alle Parteien leben davon, etwas vergeben zu können: Pos- ten, Geld und Macht. Ein schlan- ker, effizienter Staat würde we- niger Politiker:innen und weni- ger politische Einflussnahme benötigen.
Vielleicht sind es auch Treu- herzigkeit und Arglosigkeit, die Elke Kahr zum Titel „Weltbür- germeisterin des Jahres“verhol- fen haben. Ihre Naivität geht so weit, dass sie nicht einsehen kann, wie gefährlich für die westliche Welt das menschenverachtende, kommunistische China geworden ist. Anschei- nend müsste China erst Taiwan überfallen, damit bei Kahr der Groschen fällt. Kindlich unbe- fangen ist sie gegen Sanktionen gegen Putin, weil diese nur die einfachen Leute treffen würden. Sie möchte den Russland-Ukraine-Krieg ohne militärische Unterstützung für die Ukraine beenden. Trotzdem: Weiterhin viel Glück und Erfolg für ihre Arbeit.
Egon Hofer, Maria Saal
Nicht klar distanziert
Die Auszeichnung zur „Weltbürgermeisterin“ist eine große Anerkennung für das ehrliche und soziale Engagement von Elke Kahr. Sie hat diese Würdigung zu Recht erhalten und damit anderen Politikerinnen und Politikern gezeigt, dass ihre Art von Politik honoriert wird.
Umso unverständlicher ist die Lobeshymne auf der Homepage der Grazer KPÖ, anlässlich Lenins 90. Todestags. Noch immer wird der Führer der Russischen Revolution von der KPÖ als Titan gewürdigt. Mit welchem Vernichtungswillen, mit welchem nihilistischen Hang zum Totalitarismus, zur Zensur, zur Rechthaberei, zur Diktatur Lenin angetreten ist, lässt sich mit genügend historischen Schriften belegen.
Ohne diese Lobeshymne überdramatisierten zu wollen, warum hat sich die KPÖ Steiermark bis heute nicht klar und unmissverständlich von Lenin distanziert?