Zwischen Partystimmung und Protesten
Ganz nach dem Motto „Alles im (Kern)Öl“rutschten gestern 16.000 Menschen am ausverkauften Ball am Parkett durch die Nacht. Neben hochrangigen Gästen statteten auch Aktivisten dem Ball einen Besuch ab.
Wirbelnde Dirndl und schicke Lederhosen hatten gestern in der Grazer Messe ihren großen Auftritt. Beim 73. Bauernbundball stand neben der Musik und dem Volkstanz vor allem das steirische Kürbiskernöl im Fokus. Den 16.000 Gästen ging es allerdings weniger ums Kernöl und mehr ums gemeinsame Feiern.
Bereits bevor die Türen geöffnet wurden, warteten zahlreiche Gäste vor der Messe.
Eine der ersten in den Hallen war die 47-jährige Evelyn Sams: „Ich bin jedes Jahr am Bauernbundball und ich freue mich als Altausseerin, eine meiner sechs Trachten auszuführen.“Während die Gäste bereits zu früher Stunde mit Gesangschören für Stimmung sorgten, warteten die meisten auf einen ganz speziellen Auftritt. Denn die Seer gaben eines ihrer letzten Konzerte in Graz. „Ich habe die Seer noch nie gesehen und freue mich, das zu erleben“, erzählt eine der Besucherinnen, Ulli Zilian (43). Neben den Seern trat auch die steirische ChartStürmerin Anna-Sophie als Stargast auf.
Insgesamt sorgten 30 Musikgruppen auf dem Ball für Stimmung. Während die meisten Gäste den Musikerinnen und Musikern vom Tanzboden aus zujubelten, waren ein paar der Gäste mit den Musikgruppen bereits etwas vertrauter. „Wir kennen die Pagger Buam und die Südsteirer persönlich und freuen uns als Bauern jedes Jahr, wieder hier zu sein“, erzählte die Besucherin Elke Lorber aus Wagendorf.
Auf sich warten ließen die Ehrengäste beim offiziellen Einzug. Mit knapp einer halben Stunde Verspätung zogen sie schließlich in die Stadthalle ein. Umso größer war der Applaus für die Schülerinnen und Schüler der landwirtschaftlichen Fachschulen, die unter Anleitung von Willi Gabalier mit schwungvollen Drehungen über das Parkett wirbelten. Damit aber auch die zahlreichen Gäste in den Tanzgenuss kamen, hieß es danach alles Walzer. Dass die festliche Mode nicht immer bequem ist, bewiesen einige Damen, die ihre Stöckelschuhe kurzerhand abseits des Tanzparketts stehen ließen.
Auch kulinarisch hatte der
73. Bauernbundball einiges zu bieten. Getreu dem Motto „Alles im (Kern)Öl“warten dort neben 4500 Hendln und 20.000
Litern Bier auch 750 Liter Kernöl auf die Gäste – unter anderem als Longdrink.
Zwischenzeitig überschattet wurde das Trachtenfest von gleich zwei Demonstrationen. Während der VGT (Verein gegen Tierfabriken) bereits vor Ballbeginn vor dem Messe Congress lautstark gegen Vollspaltenböden protestierte, verschaffte sich die letzte Generation mit Transparenten bei der Eröffnung Zugang zur Hauptbühne. Allerdings war ihr Auftritt dort von kurzer Dauer. Während die Aktivisten weggetragen wurden, kommentierte Organisator Franz Tonner den Auftritt gelassen. „Wir brauchen keine Klimakleber, sondern wir kaufen in der Region ein, das ist das Beste fürs Klima.“Der Stimmung am Ball taten die Proteste keinen Abbruch. Denn die meisten waren sich hier einig. Es wird gefeiert bis ins Morgengrauen, oder darüber hinaus.