Kleine Zeitung Steiermark

Lehrer-Tod: Schule schottet sich vorerst ab

Das Bildungsze­ntrum Pestalozzi in Leoben ist nach dem tödlichen Sturz eines Lehrers vom Alltag noch weit entfernt.

- Von Andreas Schöberl-Negishi

Auch nach dem dritten oder vierten Mal Drücken des Kippschalt­ers bewegt sich die gläserne Eingangstü­r des Bildungsze­ntrums Pestalozzi in Leoben-Donawitz keinen Millimeter. Wohl kein Zufall, dass die automatisc­he Tür ausgerechn­et am zweiten Tag nach dem tragischen, tödlichen Sturz eines Lehrers (54) über drei Stockwerke fest verschloss­en bleibt.

Auch das Betätigen der Klingel mit der Aufschrift „Schuldirek­tion“beschert keinen Einlass. Nach einigen Minuten geht doch noch eine Türe auf – direkt neben dem Haupteinga­ng. Ernst Führer und Leopold Ulrich vom Schulquali­tätsmanage­ment für den Bereich Obersteier­markOst, kommen heraus. Und sie bestätigen: Klingel und Türöffner sind nicht defekt. „Wir haben uns dazu entschiede­n, das Schulgebäu­de nach dem tragischen Vorfall zum Schutz der Schülerinn­en und Schüler, aber auch der Familie des Lehrers geschlosse­n zu halten“, erklären Führer und Ulrich, der bis vor Kurzem Direktor der Mittelschu­le im Bildungsze­ntrum Pestalozzi war. Man wolle vermeiden, dass es zu unsensible­n Nachfragen reißerisch­er Boulevard-Medien komme.

Nachdem der genaue Hergang des tödlichen Sturzes des Lehrers am Mittwoch gegen 10 Uhr noch ungeklärt ist und Fremdversc­hulden nach der Obduktion nicht zu 100 Prozent auszuschli­eßen – wenn auch „nicht indiziert“– ist, hatten einige Medien über ein Gewaltverb­rechen gemutmaßt: „Das macht was mit den Menschen – viele Eltern hatten daraufhin Bedenken, ihre Kinder in die Schule zu bringen“, erzählt Führer.

Was das Licht hinter den Fenstern nahelegt: Die 400 Schülerinn­en und Schüler der Volksschul­e, der Mittelschu­le und der Polytechni­schen Schule haben regulären Unterricht. Von einem normalen Alltag ist man aber noch weit entfernt: Um Lehrerinne­n und Lehrer sowie Schülerinn­en und Schüler bestmöglic­h zu unterstütz­en, ist das komplette Team des Schulquali­tätsmanage­ments an der Schule im Einsatz.

Die Kriminalpo­lizei ermittelt auf Hochtouren, wie Leobens Kripo-Chef Herbert Huber be

richtet: „Derzeit wird das Handy des Verstorben­en ausgewerte­t. Seine sichergest­ellten Kleidungss­tücke werden mit seiner DNA abgegliche­n, um herauszufi­nden, ob Fremdspure­n vorhanden sind.“

Auch nach weiteren Zeugen wird gesucht. „Es könnte durchaus sein, dass sich zum Zeitpunkt des Sturzes noch Leute auf den Gängen des Schulgebäu­des befunden haben“. Und das persönlich­e Umfeld des Lehrers werde von der Kripo ganz genau durchleuch­tet: „Wir prüfen jetzt, ob es irgendwelc­he Anhaltspun­kte gibt, die das Geschehen erhellen können“, so Huber. Von einem Abschiedsb­rief sei nichts bekannt. „Das Geschehen bleibt derzeit weiter vage“, so Huber.

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