Lehrer-Tod: Schule schottet sich vorerst ab
Das Bildungszentrum Pestalozzi in Leoben ist nach dem tödlichen Sturz eines Lehrers vom Alltag noch weit entfernt.
Auch nach dem dritten oder vierten Mal Drücken des Kippschalters bewegt sich die gläserne Eingangstür des Bildungszentrums Pestalozzi in Leoben-Donawitz keinen Millimeter. Wohl kein Zufall, dass die automatische Tür ausgerechnet am zweiten Tag nach dem tragischen, tödlichen Sturz eines Lehrers (54) über drei Stockwerke fest verschlossen bleibt.
Auch das Betätigen der Klingel mit der Aufschrift „Schuldirektion“beschert keinen Einlass. Nach einigen Minuten geht doch noch eine Türe auf – direkt neben dem Haupteingang. Ernst Führer und Leopold Ulrich vom Schulqualitätsmanagement für den Bereich ObersteiermarkOst, kommen heraus. Und sie bestätigen: Klingel und Türöffner sind nicht defekt. „Wir haben uns dazu entschieden, das Schulgebäude nach dem tragischen Vorfall zum Schutz der Schülerinnen und Schüler, aber auch der Familie des Lehrers geschlossen zu halten“, erklären Führer und Ulrich, der bis vor Kurzem Direktor der Mittelschule im Bildungszentrum Pestalozzi war. Man wolle vermeiden, dass es zu unsensiblen Nachfragen reißerischer Boulevard-Medien komme.
Nachdem der genaue Hergang des tödlichen Sturzes des Lehrers am Mittwoch gegen 10 Uhr noch ungeklärt ist und Fremdverschulden nach der Obduktion nicht zu 100 Prozent auszuschließen – wenn auch „nicht indiziert“– ist, hatten einige Medien über ein Gewaltverbrechen gemutmaßt: „Das macht was mit den Menschen – viele Eltern hatten daraufhin Bedenken, ihre Kinder in die Schule zu bringen“, erzählt Führer.
Was das Licht hinter den Fenstern nahelegt: Die 400 Schülerinnen und Schüler der Volksschule, der Mittelschule und der Polytechnischen Schule haben regulären Unterricht. Von einem normalen Alltag ist man aber noch weit entfernt: Um Lehrerinnen und Lehrer sowie Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu unterstützen, ist das komplette Team des Schulqualitätsmanagements an der Schule im Einsatz.
Die Kriminalpolizei ermittelt auf Hochtouren, wie Leobens Kripo-Chef Herbert Huber be
richtet: „Derzeit wird das Handy des Verstorbenen ausgewertet. Seine sichergestellten Kleidungsstücke werden mit seiner DNA abgeglichen, um herauszufinden, ob Fremdspuren vorhanden sind.“
Auch nach weiteren Zeugen wird gesucht. „Es könnte durchaus sein, dass sich zum Zeitpunkt des Sturzes noch Leute auf den Gängen des Schulgebäudes befunden haben“. Und das persönliche Umfeld des Lehrers werde von der Kripo ganz genau durchleuchtet: „Wir prüfen jetzt, ob es irgendwelche Anhaltspunkte gibt, die das Geschehen erhellen können“, so Huber. Von einem Abschiedsbrief sei nichts bekannt. „Das Geschehen bleibt derzeit weiter vage“, so Huber.