Neue Millionen in alte Uni-Bauten
Jetzt wird das Gebäude Uniplatz 4 saniert, nachdem die Gerichtsmedizin auszieht. Dies hat Weiterungen bis zum Wall-Gebäude, das heuer 30 Jahre „akademisch“ist.
Es ist quasi ein Ringelspiel, das die Baustellen an der Universität Graz auslösen. Während dieser Tage endgültig der Abriss der Vorklinik beginnt, wartet schon die nächste Großbaustelle. Einen Steinwurf entfernt ist das Gebäude Universitätsplatz 4 zur Sanierung bereit. Die dort befindlichen Hygiene-Institute sind schon länger ausgezogen, bis Mai wird auch die Gerichtsmedizin Richtung MedCampus ausgezogen sein. Das Gebäude befindet sich nördlich des Hauptgebäudes bzw. neben der Uni-Bibliothek.
„Zwischen 2024 und 2027 werden in den Umbau Universitätsplatz
4 insgesamt 50 Millionen Euro investiert“, erklärt UniRektor Peter Riedler. Es wird ein Haus für die Erziehungs- und Bildungswissenschaften werden, die heute an mehreren Standorten verteilt sind, etwa in der Strassoldogasse oder in der Elisabethstraße. Auch das Dekanat der UrbiFakultät findet dort Platz.
Besonderheiten im Rahmen der Sanierung: Zum einen der Ausbau des Dachgeschosses, wie man an dem Rendering aus dem Architekturbüro Domenig und Wallner sehr gut erkennen kann. Im Kellergeschoß entstehen Räumlichkeiten für 300 Fahrräder. Den Umbau in moderne Räumlichkeiten („es sind erhebliche
Umbauten“, sagt Riedler) macht die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG).
All dies betrifft auch das WallGebäude in der Merangasse 70. Seit 30 Jahren bevölkern Studierende das Haus, das ursprünglich eine Druckerei war. Das ist insofern bemerkenswert, als im Normalfall alle universitären Gebäude im Besitz der BIG stehen. Der Platz, der im Wall-Gebäude durch den Auszug der Er
ziehungswissenschaften frei wird, kommt künftig den Sprachen zugute: „Es wird ein Haus der Sprachen und Kulturen“, so Riedler, der ja vor seinem Rektorsamt als Vizerektor auch für Infrastrukturmaßnahmen zuständig war.
Für das Wall-Gebäude, das ja irgendwo „in der Mitte“zwischen der Uni, der Technischen Uni und der Kunstuni steht, gab es immer wieder auch andere Pläne. Eine Zeitlang hatte man überlegt, dass zumindest einen Teil davon die Kunstuni bekommt. Doch diese hat jetzt mit dem Girardi-Haus in ihrer unmittelbaren Nähe und anderen Projekten rundum bessere Möglichkeiten. Das Wall-Gebäude und die damit verknüpften Überlegungen illustrieren auch eine steirische bzw. Grazer Spezialität bei den universitären Bauten: Die Universitäten stimmen sich im Rahmen eines Bauleitplanes ab und versuchen, die
Ressourcen möglichst optimal zu nutzen.
Ins Wall-Gebäude, das ab 2027 saniert und umgebaut wird, werden dann zu den bestehenden Sprachinstituten die Amerikanistik, die Anglistik und die Germanistik einziehen. In der Fakultät bereitet man sich auch auf eine inhaltliche Fokussierung vor. Doch bereits die bisherige Geschichte des Wall-Gebäudes ist sehr spannend:
Der Gründer der Druckerei und Erbauer des Vorgängerbaus – damals quasi auf der freien Wiese – war der Schweizer Bankier August Matthey im Jahr 1868, also vor mehr als 150 Jahren. Gut vier Jahrzehnte später übernahm Alfred Wall dieses Gebäude und die gesamte „lithografische Kunstanstalt“, wie Uni-Historiker und Uni-Archivar Alois Kernbauer in seinem Standardwerk „Der Grazer Campus – Universitätsarchitektur aus vier Jahrhunderten“über die Baugeschichte der zweitältesten österreichischen Universität schreibt. Weil die Druckerei später geeignetere Gebäude am Stadtrand errichten konnte, wurde das Wall-Haus 1989 verlassen und zunächst der Stadt Graz verkauft. Übergeben wurde es der Uni, die es umbaute und 1994 bezog.