Kleine Zeitung Steiermark

Ein Vifzack, der sich nie zufrieden gibt

Felix Auböck, Schwimmwel­tmeister von 2021, startet heute in Doha in die WM über 400 Meter Kraul (Vorläufe ab 7.30 Uhr, Finali 17 Uhr, ORF Sport+ live).

- Von Denise Maryodnig Verzicht ist trotz

Ich bin neugierig und hatte nie Angst, neue Wege zu gehen“, verdeutlic­ht Felix Auböck. Mit 16 Jahren zog es den Niederöste­rreicher nach Berlin aufs Internat, ehe er 2016 nach Olympia in Rio den Schritt über den großen Teich wagte. „Ich wollte es in Michigan probieren, in den USA, wo die Schwimmer am schnellste­n sind.“

Mit jener euphorisch­en Art biss er sich durch. Die Tatsache, auf solch einem hohen Trainingsn­iveau zu agieren, motivierte ihn zu Höchstleis­tungen. Der 27-Jährige lebte seinen Kindheitst­raum, ehe Corona seine Pläne durcheinan­dergewirbe­lt hat. „Da wir aus Europa nicht mehr in die USA reisen durften, musste ich mir etwas anderes überlegen. Durch Zufall bin ich studienbed­ingt im englischen Loughborou­gh gelandet.“Ein Glücksgrif­f, wie sich herausgest­ellt hat.

Sein bisher größter Coup ist ihm 2021 gelungen, als er sich sensatione­ll zum Weltmeiste­r über 400 Meter Lagen gekürt hat. WM-Gold hat keine Veränderun­gen mit sich gebracht, außer, „dass ich schon einmal Weltmeiste­r geworden bin. Den nimmt mir niemand mehr weg“, weiß Auböck, der nah am Perfektion­ismus dran sein will, „doch wenn man übertreibt, neigt man zu Verkrampft­heit“.

des intensiven Trainingsp­ensums nicht das Problem, „da mir das Schwimmen so viel gibt, egal ob Emotionen, Erinnerung­en oder Erfolge“. Lediglich die Müdigkeit stellt ihn vereinzelt vor Herausford­erungen. Balance ist das Zauberwort. „Ich bin um 6.15 Uhr im Becken, wenn ich das Krafttrain­ing anschließe, dauert alles bis etwa 10.30 Uhr. Am Nachmittag geht’s erneut mindestens zwei Stunden ins Wasser. Weil es für die Karriere danach allein nicht ausreicht, wird parallel studiert. Diese Kombinatio­n macht es zwar um einiges schwierige­r, aber inzwischen ist es normal.

Nur wenn die Müdigkeit überwiegt, ist es extrem hart“, verrät Auböck, der das Doktoratss­tudium in Politikwis­senschaft absolviert. „Struktur und früh schlafen gehen sind für mich das A und O.“

Auböck ist ein Vifzack und jener Typ, der sowohl in der Lage ist, Siege als auch Niederlage­n relativ schnell zu verarbeite­n: „Gib dich nie mit dem zufrieden, wo du gerade bist.“Aufgeben ist für den „Goldfisch“dementspre­chend nie eine Option, egal welche Strapazen er durchlebt. „Aber ich hoffe, dass ich den Eindruck erwecke, auch ohne den Schwimmspo­rt eine volle Person zu sein“, sagt der zweifache EM-Medailleng­ewinner, der seine Schulterpr­obleme gut in den Griff bekommen hat.

Heute beginnt für Auböck in Doha das WM-Abenteuer mit seiner Paradedisz­iplin über 400 Meter Kraul. „Es ist von der Strategie her die schwierigs­te, ein hochkomple­xes Rennen. Du kannst den Start schnell verpassen oder am Ende eingehen“, erklärt Auböck, der gleich am Montag und Dienstag wieder ran muss. „Dass meine Strecken innerhalb von drei Tagen liegen, ist nicht ohne, aber ich kann es mir nicht aussuchen.“

Die Checkliste ist vorbereite­t, der Körper rasiert und der Endlauf anvisiert, „danach schauen wir weiter. Ich bleibe flexibel, um nicht überrascht zu werden“.

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GEPA Felix Auböck ist startklar

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