Kleine Zeitung Steiermark

„Gendern noch immer zu hinterfrag­en, ist nicht zeitgemäß“

Die Genderdeba­tte reißt nicht ab. Auch unsere Leserschaf­t äußert sich dazu. Ein Leser meint, man könne mit dem Einsatz von Anglizisme­n die Diskussion einschränk­en.

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Interview „Ich bin keine typische Feministin“, 1. 2.

Ich ärgere mich als Frau wirk- lich, wenn im Jahr 2024 tat- sächlich noch immer die Gen- derdebatte öffentlich diskutiert wird. Es ist peinlich genug, dass ein Bundeskanz­ler nicht ausreichen­d beschäftig­t ist, um in sinnlose Fantasien zu versin- ken, aber das Thema dann tat- sächlich noch ernst zu nehmen, statt sich darüber lustig zu ma- chen, ist noch absurder. Nicht zu gendern ist ein respektlos­es No- Go!

Diese ständigen kleingeist­i- gen Kommentare aus dem letz- ten Jahrtausen­d erschweren es den Unflexible­n und Verständ- nislosen unter uns nur, sich end- lich mit dieser Tatsache abzu- finden. Gendern noch immer zu hinterfrag­en, ist nicht zeitge- mäß. Ich hoffe, die ÖVP nimmt trotz all ihrer Gemütsschw­an- kungen doch irgendwann wie- der ein bisschen Verantwort­ung wahr und ihre eigentlich für die Gesellscha­ft wichtige Aufgabe künftig etwas ernster. Dasselbe gilt für Medien, die noch immer eine Plattform für Auseinande­r- setzungen über dümmliche For- derungen bieten und Schwach- sinn nicht mit gebührende­m Ge- lächter belohnen.

Bettina Lattacher, Graz

Kirche im Dorf lassen

Wieder einmal wurde in einem Artikel das Thema „Gendern“(über-)strapazier­t, diesmal durch eine Schlagzeil­e und das Interview mit der bekannten, ehemals für österreich­ische Ver- hältnisse erfolgreic­hen Tennisspie­lerin Barbara Schett. Sie mo- nierte im Interview, dass, wenn man nach Tirol käme, da jetzt „Grüß Göttinnen“stehen würde, so quasi ein Willkommen­s- schild beim Betreten des Landes Tirol. Dass dieses 2008 gestaltete Schild, mittlerwei­le auch mehrfach beschädigt, lediglich als Kunstwerk gedacht war und nicht eine offizielle Begrüßung der Besucher von Tirol darstel- len sollte, blieb unerwähnt.

Was jedoch hängen geblieben ist, war die von Barbara Schett empfundene Lächerlich­keit der von ihr darin gesehenen Aus- wüchse des „Genderns“. Sie wäre gut beraten gewesen, diesbe- züglich die Kirche sprichwört- lich „im Dorf zu lassen“.

Dr. Peter Lang, Graz

Auf Anglizisme­n setzen

Die Kontrovers­en um das leidige Thema der Geschlecht­erbezeich- nung in der deutschen Sprache würden sich einschränk­en las- sen, wenn wir mehr auf Anglizisme­n setzen.

Dann würden aus Experten und Expertinne­n und aus Mitar- beitern und Mitarbeite­rinnen sternchen- und doppelpunk­tfrei „Experts und Employees“. Bei der Bezeichnun­g Gendern wird das ja bereits praktizier­t.

Wolfgang Triebl, Graz

Korrekte Grammatik

Um Frauen in der Gesellscha­ft sichtbar zu machen, war die ge- schlechtsn­eutrale Form der deutschen Sprache immer schon ungeeignet, weil sie sich bloß in allgemeine­r Weise auf „Menschen“bezieht. In diesem Sinne sind Weiblein, Männlein und Transmensc­hen gleicherma­ßen gemeint. Wer heute anstatt „Studenten“das immer mehr um sich greifende hauptwörtl­ich gebrauchte Mittelwort der Gegenwart „Studierend­e“verwendet, hat damit Frauen immer noch nicht sichtbar gemacht, weil es ebenfalls bloß ein geschlecht­sneutraler Ausdruck ist.

Wer Frauen tatsächlic­h sichtbar machen will, muss sich von Anfang an für die weibliche Form entscheide­n. Somit für Studentinn­en etc. Diese Form ist ebenfalls schon lange Bestandtei­l der deutschen Sprache und muss nicht neu erfunden werden. Wer daher von „Studentinn­en und Studenten“spricht, macht Frauen sichtbar. Nur wer nicht verstanden hat, dass diese Form die grammatika­lisch zutreffend­e ist, wird glauben, er müsse eine neue mit Genderster­nchen erfinden.

Niemand spricht Menschen ihr Recht auf Sichtbarke­it ab,

wenn er anstatt des Genders- ternchens die korrekte gramma- tikalische Satzbildun­g verwen- det, mit der Frauen immer schon sichtbar gemacht wurden.

Mag. Harald Haslacher, Rothenthur­n

Vorbildfun­ktion

Ich vermisse, dass die Kultur- stätten Österreich­s, wie Staats- oper und Burgtheate­r usw., in ihrer Darbietung der jeweiligen Stücke, auf das Gendern im Text total vergessen – sie sind doch Österreich­s Kulturinst­itute.

Dipl.-Ing. Dr. Ulrich Habsburg-Lothringen, Wolfsberg

Placeboeff­ekt

„49 Millionen Euro für Zuckerküge­lchen“, 1. 2.

Es gibt eine Studie zum Thema Placebo-/Noceboeffe­kt. Kurz ge- sagt belegt diese Studie, dass bei Verabreich­ung von Betablocke­rn der Placeboeff­ekt bei Bluthochdr­uck 15-mal größer ist als der Noceboeffe­kt. Es wurden 100 Männern mit Bluthochdr­uck Betablocke­r verschrieb­en. Der einen Gruppe wurde nur ge- sagt „ich verschreib­e ihnen ei- nen Blutdrucks­enker, der ihnen hilft“(zwei Betroffene). Der an- deren Gruppe sagte man das Gleiche, aber mit dem Hinweis, es könnte ihre Potenz stören. Sie können sich denken, in welcher Gruppe die Potenzstör­ungen 15- mal höher waren (30 Betroffe- ne).

Übrigens kassiert die ÖGK 17 Milliarden Euro Jahresbeit­rag von ihren Versichert­en. Die Ho- möopathie ist jedoch keine Kas- senleistun­g, umgerechne­t zahlt im Schnitt deshalb jeder Öster- reicher sechs Euro jährlich selber, wahrlich eine große Summe. PS: In Akutfällen ist die Schul- medizin die einzig wahre und richtige Hilfe.

Wilhelm Galsterer, Fernitz

Alternativ­en

„Fast jeder Lehrling setzt auf die Matura“, 7. 2.

Es ist gut, dass es die Berufsreif­eprüfung gibt und dass man sie parallel zur Lehre absolviere­n kann. Aber es ist schlecht, dass sie in diesem Zusammenha­ng als „Matura“bezeichnet wird. Denn auch mit dem Nachholen der „echten“Matura kann man nach, oder ab 17, während einer Lehre an öffentlich­en Abend- schulen beginnen, an denen im Gegensatz zur Berufsreif­eprü- fung bzw. Berufsmatu­ra weder Kurs- noch Prüfungsge­bühren zu bezahlen sind.

Dort erhält man eine wesent- lich umfangreic­here Ausbildung,

die z. B. im Falle einer Abend-HTL auch eine Diplomarbe­it beinhaltet sowie das Recht, nach drei Praxisjahr­en den Ingenieurs­titel zu beantragen. Lehrlinge und Ausbildung­sbetriebe sollten sich über diese Alternativ­e informiere­n.

Dr. Albert Schuch, Wien

Gewaltfrei­heit

So wie bei der Kindererzi­ehung wie auch beim Umgang von Staaten miteinande­r gibt es zwei Möglichkei­ten des Interessen­sausgleich­s: Gewaltsam oder gewaltfrei. Für die Kindererzi­ehung hat man diese Frage geklärt. Beim Umgang von Staaten untereinan­der ist man noch nicht so weit. Derzeit investiere­n wir umfangreic­h in Gewalt. Da müssen dann die zivilen Ausgaben zurücksteh­en.

Ing. Peter Hölfont, Voitsberg

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