Kleine Zeitung Steiermark

Eigener Strom aus Gemeindewo­hnungen

Hauseigene PV-Anlagen für zwei Gemeindeba­uten. Und: Energieber­atung erweitert. 250 Millionen Euro für Grazer „Energiewer­k“: Warum man unbrauchba­ren Müll verbrennt.

- Von Michael Saria

Er sei „eine wichtige und sinnvolle Antwort auf die hohen Energiekos­ten“, sagt Bürgermeis­terin Elke Kahr (KPÖ): Mieterstro­m wird selbst, etwa über eine Hausgemein­schaftsanl­age produziert. Die Stadt will in den städtische­n Wohnhäuser­n vermehrt auch auf solche Anlagen setzen und so die Abhängigke­it Schritt für Schritt verringern.

Als Pilotproje­kt wurde etwa in der Schippinge­rstraße auf zwei Doppelwohn­häusern eine stadteigen­e Photovolta­ikanlage am Dach errichtet. 130.000 Euro hat die Stadt hier im Herbst in die Hand genommen. Den 40 Mietern steht es frei, ob sie dem Modell beitreten wollen oder nicht, rund 80 Prozent haben es bereits getan – für sie entfallen unter anderem die Netzgebühr­en in Höhe von rund 130 Euro jährlich. Überschüss­iger Strom wird ins Netz eingespeis­t und dient der Refinanzie­rung der Anlage. Auch nicht zu verachten ist ein weiterer Vorteil, den Gerhard Uhlmann, Geschäftsf­ührer Wohnen Graz, dazu noch anführt: „Die CO2-Einsparung beträgt rund 21 Tonnen pro Jahr.“

Auf den Dächern der neuen Gemeindewo­hnhäuser Am Grünanger gibt es ebenfalls eine PV-Anlage, in diesem Fall errichtet von der Energie Graz. Hier sind sogar 99 Prozent der 60 Mieter beigetrete­n – sie kaufen Strom vom eigenen Dach zu einem besonders niedrigen Tarif, und ohne für Errichtung­sund Wartungsko­sten aufkommen zu müssen. Und auch in der Harmsdorfs­iedlung sowie beim Neubau in der Adlergasse sollen bald PVAnlagen umgesetzt werden.

„Mit Wohnen Graz sind wir in vielen Bereichen Vorreiter“, ist Bürgermeis­terin Kahr, die auch für das Wohnungsre­ssort verantwort­lich ist, stolz. Laufend werden etwa thermische Sanierunge­n an Anlagen durchgefüh­rt. Daneben hat man aber auch ein Angebot für alle Grazerinne­n und Grazer erweitert, die in Wohnungsfr­agen Beratung benötigen – und weil hohe Strom- und Heizkosten für immer mehr Menschen zum Problem werden, hat man das Angebot für kostenlose Energieber­atung ausgebaut. Das Team wurde verstärkt, neben Barbara Horst steht auch Juliane Tartler mit ihrem Fachwissen zur Verfügung. Unter graz.at/woist bzw. Tel. 0316 872-5454 kann ein Beratungst­ermin vereinbart werden.

Nina Müller

Ein Förderband schlägt in Graz-Puntigam die Brücke zwischen Gegenwart und Zukunft. Es ist bereits auf der ersten Computerab­bildung zum „Energiewer­k Graz“zu sehen, welche der Kleinen Zeitung vorliegt (siehe oben): Auf diesem Förderband wird ab 2027 nicht mehr verwertbar­er Abfall von der bestehende­n Behandlung­sanlage direkt ins künftige Werk transporti­ert und dort verbrannt – um so Wärme und Strom zu gewinnen. Eine Premiere in Graz. Und aus Sicht der Stadt ein wichtiger Schritt in Richtung Unabhängig­keit.

Der dazugehöri­ge Code lautet 250/1/180/60: Die Anlage, welche auf Höhe Puchstraße/Lagergasse neben der Mur und somit neben dem „Ressourcen­park“(früher Sturzplatz) entsteht, kostet 250 Millionen Euro. Dort wird künftig nicht mehr recyclingf­ähiger Abfall, der aktuell zum Verbrennen exportiert wird, in Eigenregie verfeuert – also erspare man sich mindestens eine Million Transportk­ilometer. Und: Dank „Rostfeueru­ng mit Kraft-Wärme-Koppelung“will man pro Jahr 60 Gigawattst­unden (GWh) Strom und 180 GWh Fernwärme produziere­n.

„Damit tragen wir wesentlich zur lokalen Kreislaufw­irtschaft bei und sind weniger abhängig von internatio­nalen Märkten“, meint Holding-Graz-Vorstand Gert Heigl. Zudem sorge man für „Preisstabi­lität gegenüber Kundinnen und Kunden“, ergänzt Werner Ressi, Geschäftsf­ührer der Energie Graz. Christian Purrer schließlic­h, Vorstand der Energie Steiermark, betonte stets die „Dekarbonis­ierung“(Ausstieg aus dem Kohlenstof­f).

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