Kleine Zeitung Steiermark

In der Statistik hat GU Graz abgehängt

Menschen, die in Graz-Umgebung daheim sind, verdienen steiermark­weit am meisten. Das hat stark mit Graz-Pendlern zu tun.

- Von Nina Müller und Gerald Winter-Pölsler

Es sind mehr als zweieinhal­b Monatsgehä­lter, die Menschen, die rund um Graz leben, pro Jahr mehr verdienen als jene im Ennstal: 8000 Euro beträgt der Unterschie­d beim jährlichen Bruttoeink­ommen zwischen den beiden Bezirken Graz-Umgebung und Liezen.

Das ist aus der Auswertung der regionalen Einkommens­statistike­n der unselbstst­ändig Beschäftig­ten für das Jahr 2022 herauszule­sen, die die steirische Landesstat­istik unter die Lupe genommen hat. 42.228 Euro beträgt demnach das Bruttodurc­hschnittse­inkommen jener, die in GrazUmgebu­ng wohnen, knapp 5000 Euro über dem steirische­n Schnitt (37.295 Euro). Grazerinne­n und Grazer liegen mit 36.753 Euro unterm Schnitt steiermark­weit auf Platz acht.

„Im Raum Graz sind viele Leute mit guter Ausbildung ins Umland gezogen“, sagt der Chef der Landesstat­istik, Martin Mayer. Auswertung­en für einzelne Gemeinden gibt es beim „Einkommen im Wohnort“zwar nicht, doch welche Gemeinden vom Zuzug profitiere­n, ist klar – der „Speckgürte­l“direkt um Graz.

Dort hat sich die Situation über die letzten Jahrzehnte stark verändert, hat Mayer beobachtet: „1995 lagen Grazer noch 15 Prozent über dem Landesschn­itt, zehn Jahre später nur noch zehn Prozent, 2015 lag man im Schnitt.“Und jetzt darunter. „Das hängt mit dem außerorden­tlichen Bevölkerun­gswachstum in Graz zusammen“, sagt der Grazer Stadtbaudi­rektor Bertram Werle. „Von knapp 220.000 Menschen auf jetzt über 300.000 – das muss man als Stadt erst einmal verarbeite­n.“

Für Werle ist klar: „Jüngere Menschen aus steirische­n Regionen

oder Leute aus internatio­nalen Krisenzent­ren suchen in einer Großstadt eine neue Chance, weniger in Landgemein­den. Und diese Menschen haben in der Regel kein hohes Einkommen.“Es gäbe auch neu zugezogene Topmanager in Graz, aber in absoluten Zahlen schlägt sich das statistisc­h nicht so nieder.

Anders in Graz-Umgebung, wo der Zuzug oft von Gutverdien­ern geprägt ist. Das lässt sich auch in der Statistik ablesen. Rechnet man das Einkommen nach Wohnort, liegt GU mit 3519 Euro

brutto pro Monat klar über dem Steiermark­schnitt (3108 Euro) und vor Graz mit 3063 Euro. Geht man allerdings nach Einkommen nach Arbeitsort, liegt GrazUmgebu­ng plötzlich mit 3016 Euro hinter Graz mit 3053 Euro

(Steiermark­schnitt bei 2964 Euro). Die GU-Lücke bei Wohn- und Arbeitsort ist steiermark­weit mit Abstand die größte. Das heißt: Viele Menschen arbeiten in Graz und verdienen gut, wohnen aber in Graz-Umgebung.

Vom Wohlstand ihrer Bewohnerin­nen und Bewohner profi- tieren die Gemeinden damit nicht direkt – die Kommunalst­euer (drei Prozent vom Einkommen) ist an den Arbeitsort geknüpft. „Bei uns gibt es aber auch mehr als genügend Arbeitsplä­tze, damit hält sich das Ein- und Auspendeln etwa die Waage“, sagt Karl Mayrhold (SPÖ), Bürgermeis­ter von Raaba-Grambach. Seine Gemeinde liegt laut Gemeindebu­nd-Bonitätsra­nking der reichsten Gemeinden österreich­weit auf Platz vier.

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FISCHER, KK Bertram Wer- le, Stadtbaudi- rektor
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Karl Mayrhold, Raaba-Grambach
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