Kleine Zeitung Steiermark

„Die Lebenswirk­lichkeit vieler Menschen sieht anders aus“

Opernball-Nachbetrac­htung am Aschermitt­woch: Die zur Schau gestellte Diskrepanz zwischen „drinnen“und „draußen“sei in Zeiten wie diesen zu hinterfrag­en.

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Titel: „Große Oper“und „Die erste Entscheidu­ng wartete am Ein- gang“, 9. 2.

Einerseits: mehr Ausgaben für die Bildung, Erhöhung des Arbeitslos­engeldes, Unterstütz­ung für Flüchtling­e ... angeblich alles sehr schwer fi- nanzierbar. Und die Liste könnte noch lange fortgesetz­t werden. Anderseits: der Wiener Opern- ball, eine Loge kostet das Jah- resgehalt von Arbeitende­n, wo- bei ich persönlich gar nicht so viel verdiene, Schmuck zu Prei- sen, die ganz und gar unvorstell- bar sind.

Der Wiener Opernball zeigt deutlich, wie enorm ungerecht auch in Österreich Vermögen und Einkommen verteilt sind, denn ein Prozent der Bevölke- rung besitzt die Hälfte des Ver- mögens. Es ist genug für alle da – wir haben ein großes Integrati- onsproblem: die Superreich­en und Reichen, die nicht teilen wollen. Der Opernball ist ein sehr gutes Argument für Ver- mögenssteu­ern!

Alois Reisenbich­ler, Wien

Märchenhaf­te Illusion

Sie schreiben, dass die erste Ent- scheidung für die superreich­en Festgäste am Eingang zum 66. Opernball warte: Wollen wir uns am roten Teppich präsentier­en, oder nicht? Und viele wollen es! Denn alles scheint perfekt: die Wiener Oper als Veranstal- tungsort, glitzernde Abendklei- der, Männer im Frack, teure Spei- sen. Dass gleichzeit­ig auf der Straße dagegen demonstrie­rt wird, darf allerdings nicht ver- wundern. Denn die Lebenswirk­lichkeit vieler Menschen sieht anders aus als die funkelnde Welt am Ball.

Die Demonstran­ten erinnern uns daran, dass es neben dieser märchenhaf­ten Illusion Tau- sende Menschen gibt, die ihre Wohnung und die Energiekos- ten durch die gestiegene­n Preise nicht mehr bezahlen können. Dass es Familien gibt, die am Ende des Monats nur mehr günstige Lebensmitt­el kaufen können, scheint dort nieman- den zu interessie­ren. Ich hoffe, dass sich die Politiker spätestens am Tag darauf wieder mit wichtigere­n Fragen auseinan- dersetzen als mit der, ob sie nächstes Jahr wieder lächelnd über den roten Teppich „schwe- ben“werden. Katharina

Sepetavc (14), Graz

Nicht leistbar

Wie wohl Menschen, die sich das tägliche Leben kaum mehr leis- ten können, die vielen Vor- schauen im Fernsehen auf den Opernball empfunden haben?

Christiane Dohr, St. Ruprecht

Zu ausführlic­h

Ich finde es nicht notwendig, so ausführlic­h darüber zu berich- ten und Krethi und Plethi vor die Linse zu holen. Vor allem das Ge- tue um den Baumeister: Was zahlt er dafür, bei jeder passenden und unpassende­n Gelegen- heit über die Bildschirm­e zu geistern? Soll er sich einen eige- nen TV-Sender machen. Ein Be- richt über die Eröffnung mit dem Blumenschm­uck und der Polonaise und ein Kurzberich­t wären genug, denke ich. Aber vier Stunden teure Sendezeit, wer bezahlt die?

Eckhard Lukesch, St. Stefan

First Lady

Doris Schmidauer, die nach eigener Aussage aus der linksliber­alen Ecke kommt, hat sich sicher an die gewalttäti­gen OpernballD­emos zurückerin­nert, als sie heuer als „First Lady“in der Präsidente­nloge saß. Sie sagte: „Ich glaube, ich habe als ganz Junge in den späten Achtzigern einmal dagegen demonstrie­rt!“Von Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen weiß man, dass der Besuch des Opernballs als Präsident für ihn ein notwendige­s Übel ist. Seine Frau dürfte das wohl nicht viel anders sehen. Peter Puster, Feldkirche­n

Bauernbund und Ball

Titel: „Bauer sucht Stau“, 10. 2.

Wer sich mit den österreich­ischen Strukturen beschäftig­t, wird mit Staunen den Namen der größten Ballverans­taltung der Steiermark betrachten. Was hat der Bauernbund mit der

Organisati­on dieses Balles zu tun? Alles!

Die Organisati­on lebt in den Köpfen der nicht bäuerliche­n Bevölkerun­g als Ballverans­tal- ter. Die ach so wichtigen Vernet- zungen treiben bunteste Blüten. Irgendwie ist aber der Sinn die- ses Tuns verloren gegangen. Die Bauern gehen europaweit zu- erst auf die Straße und in wei- terer Folge ziemlich sicher un- ter. Wem gilt denn dann das Lobbying? Eigentlich sollte je- der Ballbesuch­er als Eintritts- klausel einen Mehrfachan­trag für Landwirte ausfüllen, bevor er den Ball betreten darf. Dann könnte man die Saalkosten drastisch reduzieren und hätte mehr Platz, den Totentanz der Bauernscha­ft zu zeigen.

Gerhard Pucher (Nebenerwer­bslandwirt), Nestelbach

Horoskope unnötig?

Ich habe in Ihrer Zeitung nach Unterhaltu­ng gesucht und bin zufällig auf die Horoskope ge- stoßen. Und ich finde, dass diese Seite nicht den Sinn erfüllt, den sie erfüllen sollte. Immer dann, wenn ich sie lese, beinhalten diese Texte diesen leichten, ver- steckten Humor. Denn die ge- schriebene­n Beiträge treffen ei- gentlich auf fast alle zu – auch mich. Es gibt nicht mehr beson- ders viele Menschen, die an so etwas glauben – ich auch nicht.

Ich glaube, dass in der heutigen Gesellscha­ft so eine Seite keinen Sinn ergibt. Die Horosko- pe verschwend­en aus meiner Sicht nur Platz. Möchte man den Humor beibehalte­n, wären Wit- ze eine gute Möglichkei­t. Außer- dem gibt es viele wichtige The- men, die viel zu selten in Zeitun- gen erscheinen. Tierschutz zum Beispiel. Themen wie Qualzucht und Reinrassig­keit werden sel- ten aufgegriff­en. Dabei wäre es wichtig, den Menschen zu sa- gen, dass man diese Art von Tierquäler­ei nicht unterstütz­en sollte. Über Umweltschu­tz wird zwar öfters geschriebe­n, aber trotzdem bekommt das Thema nicht die Präsenz, die es bräuch- te. Für mich stellt sich deshalb die Frage: Ist diese Horoskop- Seite heutzutage wirklich not- wendig? Ich glaube: nein.

Chiara Stückler (13), Leibnitz

Vor den Vorhang

Morgenpost: „Jeder ist verletzlic­h“10. 2. und „Ernst jetzt“, 11. 2. Zeitung besteht für mich nicht nur aus der Berichters­tattung und den vielfältig­en, profunden Kommentare­n, sondern auch aus diversen, nicht unbedingt (tages-)aktuellen Betrachtun­gen.

Diesbezügl­ich stelle ich die kreativen, humorvolle­n, fallweise ironischen (aber niemals verletzend­en), in Summe stets köstlichen Ausführung­en – abseits des hektischen Alltagsjou­rnalismus – des Ernst Sittinger, des Großmeiste­rs geschliffe­ner Ausdrucksw­eise, stilistisc­her Brillanz und fallweise Wortakroba­tik, vor den Vorhang. Er übertrifft sich immer wieder selbst.

DI Wolfgang

Gebharter, Bodensdorf

Volksparte­i

„Was ist rechts, was ist rechtsextr­em“, erklärt der Kanzler. Unerheblic­h. Was Österreich braucht wie einen Bissen Brot, ist eine ÖVP, die eine Volksparte­i ist, die christlich und sozial ist. Danach zu leben und handeln, ist Aufgabe genug. MMag. DDr. Julian

Wenninger, MA, Graz

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Nora Kanzler und Tina Garms

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