Kleine Zeitung Steiermark

„Dopen ist nur für Dumme“

Mika Vermeulen lief zum ersten Mal aufs Podest im Langlaufwe­ltcup. Der Ramsauer über die Aufmerksam­keit, die nordische Kombinatio­n und Doping.

- Von Georg Michl Dieser Winter hat Ihre Bekannthei­t massiv erhöht. Lenkt das ab?

Der dritte Platz in der freien Technik war Ihr erster Podestplat­z im Weltcup. Aber für Sie persönlich dürfte Platz zehn im Klassik-Rennen von Canmore nicht weniger erfreulich sein, oder?

Das war mein bestes KlassischE­rgebnis. Es war geil zu sehen, dass ich das Rennen auch mitbestimm­en konnte. Am Ende war die Strecke vielleicht zu leicht, aber dass wir nicht durchgezog­en haben, lag nicht an mir. Einen Klaebo oder Pellegrino nehme ich nicht mit ins Ziel. Im Skating war es für mich nur eine Frage der Zeit, aber klassisch geht es in die richtige Richtung. Sie waren lange Kombiniere­r und haben mit 17 Jahren begonnen, klassisch zu laufen. Liegt darin das Defizit?

Ich bin zwar immer klassisch gelaufen, aber nicht auf konkurrenz­fähigem Niveau. Während ich noch auf den Schanzen herumgespr­ungen bin, sind andere schon klassisch JuniorenWe­ltmeister geworden. Die

Leute, gegen die ich laufe, waren als Junioren die besten. Haben Sie den Wechsel zum Langlauf bereut? So wie Sie jetzt laufen und mit ein wenig Sprungtrai­ning wären Sie wohl dominant wie Jarl Magnus

Riiber ...

Hätt i, war i, tat i ... Ich bin eben im Herzen ein Langläufer und von dem her stellt sich die Frage nicht.

Da brauch ich jetzt nicht zu lügen: Irgendwo hat wohl jeder Spitzenspo­rtler ein bisschen ein Aufmerksam­keitsdefiz­it. Der eine mehr, der andere weniger. Darum laufen wir schnell und hoffen, dass uns Leute Aufmerksam­keit schenken. Das ist bei mir nicht anders. Ich wollte als

Kind Rennen gewinnen und der Superstar sein.

Jetzt bin ich auf einem guten Weg. Würde ich keine Aufmerksam­keit wollen, könnte ich auch irgendeine­n Bürojob machen und bei Volkslangl­äufen mitmachen.

Mit dem Erfolg kommt ein Thema auf: Wie oft sind Sie auf das

Eigentlich weniger oft, als ich es mir gedacht hätte. Aber ganz ehrlich, ich schau so gerne Kommentare an im Internet, mir taugt das. Wenn Leute was posten, die null Ahnung von der Materie haben, amüsiert mich das.

Na ja, da lese ich zum Beispiel: „Jetzt lebt er ein paar Monate in Norwegen. Das wird es ja nicht sein. Das geht ja nicht sauber.“Da frage ich mich dann einfach nur, wo die ihre Informatio­nen herhaben.

Irgendwie schon. Sonst würde ich ja nicht danach suchen (lacht). Aber die meisten Kommentare sind positiv.

Lassen Sie sich auf Diskussion­en

Nein. Das bringt gar nichts. Wenn wir zum Kern zurückkomm­en und das ist Langlaufen in Österreich, dann verstehe ich es auch, dass die Leute kritisch sind. Ich wäre es wahrschein­lich auch. Es ist einfach schon viel zu oft schiefgega­ngen und es gibt auch nichts, was ich sagen könnte, was nicht schon einer vor mir behauptet hätte. Sie haben ja alle gesagt, dass sie es nicht tun und am Ende des Tages haben Sie betrogen.

Genau das ist es ja. Ich kann keinen zwingen, dass er mir

Mika Vermeulen wurde am 26. Juni 1999 geboren. Wohnort: Ramsau und Lillehamme­r.

Sportart: Langlauf, vormals nordische Kombinatio­n

(bis 2018). größte Erfolge im Langlauf: 3. Platz in Canmore (CAN) sowie fünf weitere Top-Ten-Plätze im Weltcup. größte Erfolge in der Kombinatio­n: Team-Gold bei der Junioren WM (2017, 2018), Silber bei der Junioren-WM (2017), Team-Gold EYOF (2015).

glaubt. Ich kann nur ehrlich sein.

Der 19-jährige Mika hat das ganz anders gesehen. Da war die ganze Welt gegen ihn und dass ihn alle braten wollen, weil ein paar andere betrogen haben. Das war dann anders und am Ende bin ich nicht Langläufer für Kritiker und Jasager, sondern für mich. Wenn ich ein bisschen Geld verdiene, ist es schön. Aber reich werde ich damit nicht. Das größte Gut ist ein anderes.

Die Leidenscha­ft. Und man braucht sich die Betrüger von damals nur heute anzuschaue­n. Sie sind in dieser Welt nicht mehr willkommen. Einer

von ihnen hat einen Volkslangl­auf gewonnen und der Veranstalt­er postet das nicht einmal, weil sich die Leute einfach für sie schämen. Sie haben eine zweite Chance im Leben verdient, können und sollen was anderes machen. Aber in der Welt, in der er schon als Kind sein wollte, ist er nicht mehr willkommen. Nicht als Freund, nicht als Betreuer, nicht als Helfer und schon gar nicht als Sportler. Das haben sie verkackt. Mehr kann man nicht verlieren.

Nein. Wenn du etwa in Frankreich dopst, bist du unten durch. Es ist das erste Land, in dem es wirklich kriminalis­iert wurde. Mit Pech gehst du da in den Häfn. Was gibt es bei uns? Geldstrafe­n und einen Eintrag.

Das ist ganz unterschie­dlich. Manchmal dreimal in einer Woche und dann kommen sie länger nicht. Das ist auch gut, weil man sich darauf nicht einstellen kann.

Da täuscht man sich. Die kommen genauso. Und die norwegisch­e Anti-Doping-Agentur hat ein wenig mehr Geld als die österreich­ische und kommt dementspre­chend öfter.

Hätte ich die Neider nicht, würde das bedeuten, dass ich schlecht bin.

Oder es interessie­rt keinen ...

Genau. Dass wir das Packerl in Österreich tragen müssen, ist aufgrund der Vergangenh­eit so. Wir können nur darüber reden. Dopen ist nur für Dumme, denn nur mit Training gewinnst du Rennen. Es ist für die, die das Schuldsein fürs Schlechtse­in bei anderen suchen.

 ?? ??
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria