„Tourengeher bringen sich in Lebensgefahr“
Am Rittisberg steigen Tourengeher nachts über Absperrungen und kreuzen die Piste. Ein lebensgefährliches Unterfangen: Präpariert wird derzeit mithilfe von Windenseil.
Wenn vom Pistengerät aus dann Zug auf das Seil kommt, wird es aus dem Schnee katapultiert und schneidet dich durch.
Hans-Peter Steiner Rittisberg
Momentan ist es brutal“, sagt Hans-Peter Steiner, Marketingverantwortlicher am Rittisberg in Ramsau am Dachstein. Zweimal sei man in den vergangenen Tagen nur knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. Der Grund: Tourengeher, die nachts während der laufenden Pistenpräparierung über die Absperrung gestiegen sind und die Piste gekreuzt haben. Ein lebensgefährliches Unterfangen: „Wegen der aktuellen Pistenverhältnisse präparieren wir seit etwa 14 Tagen mithilfe einer Seilwinde“, sagt Steiner. Das Pistengerät hängt dabei an einem Stahlseil, das sich während der Arbeiten im Schnee eingraben kann. „Wenn vom Pistengerät aus dann Zug auf das Seil kommt, wird es aus dem Schnee katapultiert und schneidet dich durch“, so Steiner.
Ein Gerätfahrer hat unlängst die Abfahrtsspur eines Tourengehers entdeckt, der genau die Stelle gekreuzt hat, an der das Seil gespannt war. „Ob er über das Seil drüber- oder unten durch gefahren ist, hat sich nicht mehr sagen lassen. Jedenfalls hat er sich in Todesgefahr begeben“, betont Steiner. Der Betriebsleiter weigere sich mittlerweile, ins Pistengerät zu steigen. „Kürzlich sind drei Tourengeher neben ihm ins Tal abgefahren, als er mit dem Gerät unterwegs war“, erzählt der Marketingverantwortliche.
Auch andere Pistengerätfahrer „trauen sich kaum mehr fahren. Drei Nächte lang haben wir patrouilliert, einmal hat sich ein Mann hingestellt und aufgepasst, während der andere präpariert hat“, erzählt Steiner.
An Absicherungsmaßnahmen mangelt es am Rittisberg nicht. Alle Pistenzufahrten sind abgezäunt, Leuchtkörper und Tafeln mit dem Schriftzug „Lebensgefahr“aufgestellt. „Den Leuten ist das egal, sie gehen den Märchenweg oder durch den Wald hinauf, klettern über die Absperrungen und fahren auf der Piste ab.“
Aktuell ist das Tourengehen am Rittisberg von 8 bis 16.30 Uhr erlaubt. Nun steht eine Totalsperre im Raum: „Sollte sich die Situation nicht bessern, lassen wir die Wintersportler auch tagsüber nicht mehr gehen“, so Steiner.
Beliebt bei Tourengehern sind unter anderem auch Hochwurzen und Galsterberg, die unter dem Dach der Planai stehen. Dort verzeichnet man keine derartigen Vorfälle, „die Disziplin ist sehr hoch“, berichtet PlanaiChef Georg Bliem. Dass sich Tourengeher an gewisse Regeln hal
ten müssen, steht für ihn fest: „In vielen Skigebieten ist das Tourengehen verpönt, bei uns sind die Sportler auf etlichen Bergen willkommen. Dann müssen sie aber auch Verständnis haben und sich anpassen.“