Kleine Zeitung Steiermark

Neuer Anlauf für Deckel bei Wahlkampfk­osten

Koalition will verbindlic­he Kosten-Obergrenze. / „Totes Recht“? ÖVP will Novelle der Straßenmus­ikverordnu­ng.

- Gerald Winter-Pölsler

Exakt 400.000 Euro sind genug. Das haben die Grazer Parteien – mit Ausnahme der ÖVP – im Vorfeld des 2021er-Wahlkampfe­s entschiede­n und sich selbst unverbindl­ich mittels Fairnesspa­kt eine

Obergrenze für die Wahlkampfk­osten gegeben. Die ÖVP kam am Ende auf 700.000 Euro, aber auch die FPÖ, die den Pakt unterschri­eben hatte, lag mit fast 440.000 Euro drüber.

2022 wollte der Gemeindera­t die Obergrenze verbindlic­h machen und baute sie als einen Punkt in ein großes Transparen­zpaket ein – die nötige Zustimmung des Landes blieb aber aus. Dass der Landtag das gesamte Paket samt Stärkung des Stadtrechn­ungshofes „versenkt hat, ist so nicht hinzunehme­n“, sagt Grünen-Klubchef Karl Dreisiebne­r. Er pickt sich jetzt zumindest die Wahlkampfk­osten heraus und startet einen neuen Anlauf für die Obergrenze – per

Dringliche­m Antrag als Petition ans Land.

Er fordert dieselbe Regelung, wie sie für Landtagswa­hlen gilt: Eine Obergrenze der Wahlkampfk­osten samt Kontroll- und Sanktionsm­öglichkeit­en. Bei der Summe will Dreisiebne­r dem Land- tag nicht vorgreifen. Die Landesgren­ze liegt bei einer Milli- on Euro, für Graz sollte man mit deutlich weniger das Auslangen finden.

Auch die ÖVP startet einen neuen Anlauf, in diesem Fall in Sachen Straßenmus­ikverordnu­ng. Die Darbietung­en können Fluch und Segen sein, sie können für ein schönes Flair in der Innenstadt sorgen, sie können aber auch gewaltig auf die Nerven gehen – vor allem wenn man sie als Anrainer oder Arbeitnehm­er in Dauerschle­ife hören muss. Darum fordert ÖVPGemeind­erätin Sissi Potzinger eine Novelle, die Verordnung sei teils „totes Recht“, weil nur schwer kontrollie­rbar.

Zentrale Punkte der ÖVP: klar definierte und gestaltete Plätze, klare Beginnzeit­en für Straßenmus­iker, ein Verbot von Trommeln und eine Jury aus Musikfachl­euten, vor der Straßenmus­iker vorspielen müssen. Damit soll die Qualität gehoben und sichergest­ellt werden, dass die Straßenmus­ik „einen Wert für die Allgemeinh­eit“darstellt.

Potzingers Dringliche­r Antrag wird aber wohl keine Mehrheit erhalten, denn die Koalition arbeitet bereits seit Längerem an einer eigenen Novelle, sagt Alfred Strutzenbe­rger (KPÖ), Bezirksvor­steher Innere Stadt. „Wir suchen Lösungen, die für Anrainer eine Erleichter­ung bringen, aber auch die Straßenmus­iker leben lässt.“Bis wann die Novelle beschlussr­eif ist, ist noch offen.

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JÜRGEN FUCHS Elisabeth Potzinger (ÖVP)
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JÜRGEN FUCHS Karl Dreisiebne­r (Grüne)

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