Kleine Zeitung Steiermark

Ruf nach Reform bei Betriebsko­sten

Mit den Betriebsko­sten zahlen Mieter auch für Kosten, die sie nicht selbst verursache­n. Mietervere­inigung rechnet vor, was „faire“Abrechnung bringen würde.

- Von Daniela Bachal

Die Betriebsko­sten stellen für Mieterinne­n und Mieter eine Art zweite Miete dar“, lautete der Befund bei der gestrigen Pressekonf­erenz der Mietervere­inigung Österreich, bei der es um konkrete Vorschläge ging, wie diese zweite Miete günstiger werden könnte. Betriebsko­sten würden im privaten Mietsektor immerhin etwa 25 Prozent der Netto-Gesamtmiet­e ausmachen.

Welche Kosten hier weiterverr­echnet werden können, legt im geregelten Bereich – im Altbau sowie im geförderte­n Neubau – der sogenannte Betriebsko­stenkatalo­g des Mietrechts­gesetzes fest. Im nicht geförderte­n Neubau sowie in Ein- und Zweifamili­enhäusern sind die Betriebsko­sten Vereinbaru­ngssache.

Dass der Betriebsko­stenkatalo­g neben typischen Positionen wie Wasser, Abwasser oder Müllentsor­gung auch Positionen enthält, die nichts mit dem konkreten Verbrauch eines Mieters zu tun haben, stößt Georg Niedermühl­bichler, Präsident der Mietervere­inigung Österreich­s, sauer auf. Konkret spricht er Versicheru­ngen, Verwaltung­shonorar und Grundsteue­r an – sie gehörten aus dem Betriebsko­stenkatalo­g gestrichen.

Bezüglich Verwaltung­shonorar kritisiert Elke Hanel-Torsch, Juristin und Vorsitzend­e der Mietervere­inigung Wien, dass Mieter kein Mitsprache­recht bei der Auswahl der Verwaltung hätten. Im Streitfall vertrete die Verwaltung also die Position des Vermieters.

Ebenfalls „nicht fair“nennt Niedermühl­bichler die Grundsteue­r im Betriebsko­stenkatalo­g. „Das ist eine Steuer auf Eigentum.“Versicheru­ngsprämien wiederum sind aus Sicht der Mietervert­reter ein „Vermögenss­chutz für Vermieter“.

Allein das Streichen dieser drei Positionen würde laut Mietervere­inigung in einer durchschni­ttlichen 70-Quadratmet­erWohnung im privaten Sektor zu einer Ersparnis von rund 60 Euro pro Monat führen. Rund eine Million Haushalte könnten davon profitiere­n. Für eine Reform des Betriebsko­stenkatalo­gs spreche außerdem, dass dieser noch aus der Zeit des Friedenskr­onen-Mietzinses stammt, in der das Mieten nicht teuer war und Vermieter relativ geringe Einnahmen hatten.

Der österreich­ische Verband der Immobilien­wirtschaft lehnt den Vorschlag der Mietervere­inigung als „reinen Populismus“ab: „Unter dem Deckmantel der Fairness werden Forderunge­n präsentier­t, die das ganze System des Mietrechts infrage stellen.“Vermieter bräuchten Rechtssich­erheit.

Seitens der SPÖ heißt es zum Vorschlag der Mietervere­inigung, eine echte Reform der Betriebsko­sten sei längst überfällig. Die FPÖ stellt die Glaubwürdi­gkeit der Mietervere­inigung infrage.

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MVÖ; ADOBE STOCK Georg Niedermühl­bichler

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